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Der Schutzengel

Der Schutzengel

Titel: Der Schutzengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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»Hundertfünfundzwanzigtausend Dollar. Und damit geht’s erst los!«
    Zwei Stunden später rief Spencer erneut an. »Jetzt sind alle beim Mittagessen, deshalb herrscht im Augenblick eine Flaute. Wir sind bei dreihundertfünfzigtausend – und sechs Verlage bieten noch mit.«
    »Dreihundertfünfzigtausend?« wiederholte Laura.
    Danny, der in der Küche das Frühstücksgeschirr abwusch, ließ einen Teller fallen.
    Als sie den Hörer auflegte und zu Danny aufsah, fragte er grinsend: »Täusche ich mich, oder geht’s dabei um das Buch, das du für großen Mist gehalten hast?«
    Als sie viereinhalb Stunden später am Eßtisch saßen und vorgaben, sich auf eine Partie Romme zu konzentrieren, wobei ihre Unaufmerksamkeit sich durch ihre Unfähigkeit verriet, die gewonnenen Punkte halbwegs richtig zusammenzuzählen, rief Spencer Keene wieder an. Danny folgte Laura in die Küche, um wenigstens zu hören, was sie sagte.
    »Sitzen Sie gut, Schätzchen?« erkundigte Spencer sich.
    »Ich bin bereit, Spencer. Ich brauche keinen Stuhl. Los, raus mit der Sprache!«
    »Simon and Schuster haben den Zuschlag bekommen. Eine Million zweihundertfünfundzwanzigtausend Dollar.«
    Laura war wie vor den Kopf geschlagen. Sie sprach weitere zehn Minuten mit Spencer, und als sie auflegte, wußte sie kaum noch, worüber sie sich nach der Nennung des Preises unterhalten hatten. Danny starrte sie erwartungsvoll an, bis ihr klar wurde, daß er nicht wußte, was sich ereignet hatte. Sie nannte ihm den Namen des Verlags und den erzielten Preis.
    Die beiden starrten sich sekundenlang sprachlos an.
    »Jetzt können wir uns ein Baby leisten, glaube ich«, sagte Laura schließlich.
    Stefan kam über den letzten Hügel und hatte die knapp einen Kilometer lange verschneite Gefällestrecke vor sich, auf der es passieren würde. Über der nach Süden führenden Fahrbahn links von ihm stieg ein bewaldeter Steilhang auf. In Gegenrichtung war die Straße rechts lediglich von einem schmalen Bankett begrenzt, unter dem das Gelände in eine Schlucht abfiel. Auf diesem Straßenstück fehlten Leitplanken, die einen Sturz in die Tiefe hätten verhindern können.
    Am Ende der Gefällestrecke verschwand die Straße in einer Linkskurve. Auf dem zweispurigen Stück zwischen der Hügel-kuppe, über die Stefan eben gekommen war, und der Kurve unten war gegenwärtig kein Wagen unterwegs.
    Nach seiner Uhr hatte Laura noch ungefähr eine Minute zu leben. Höchstens zwei.
    Plötzlich wurde ihm klar, daß er nicht hätte versuchen sollen, den Packards entgegenzufahren, nachdem er sich wider Erwarten verspätet hatte. Anstatt sich zu bemühen, sie aufzuhalten, hätte er versuchen sollen, das Fahrzeug der Robertsons an einer geeigneten Stelle der Straße nach Arrowhead zu identifizieren und anzuhalten.
    Dafür war’s jetzt zu spät.
    Stefan hatte keine Zeit mehr, zu wenden und zurückzufahren, durfte auch nicht riskieren, den Packards weiter entgegenzufahren. Er wußte nicht genau, an welcher Stelle sie verunglücken würden – nicht auf die Sekunde genau –, aber die Katastrophe stand unmittelbar bevor. Falls er weiterfuhr und versuchte, Laura, Danny und Chris vor dieser Gefällestrecke anzuhalten, konnte es geschehen, daß sie unten in der Kurve an ihm vorbeifuhren. Dann würde er sie nicht mehr aufhalten können, bevor das von oben kommende Fahrzeug der Robertsons frontal mit ihnen zusammenstieß.
    Er bremste vorsichtig, lenkte über beide Fahrspuren nach links und brachte den Jeep etwa auf halbem Gefälle so dicht am Rande des Felshangs zum Stehen, daß die Fahrertür sich nicht mehr öffnen ließ. Sein Herz klopfte zum Zerspringen, als er den Rückwärtsgang einlegte, die Handbremse anzog, den Motor abstellte, über den Sitz rutschte und rechts ausstieg.
    Eiskalte Luft und Schneegestöber zerstachen seine Haut mit tausend Nadeln, der Sturm kreischte und heulte mit vielen Stimmen durch die Berge – vielleicht mit den Stimmen der drei Schicksalsgöttinen der griechischen Mythologie, die über seinen Versuch spotteten, das von ihnen Beschlossene zu ändern.
    Auf Vorschlag des Lektorats machte Laura sich an eine keine Mühe bereitende Überarbeitung von »Shadrach« und lieferte die Endfassung ihres Romans Mitte Dezember 1979 ab. Bei Simon and Schuster sollte das Buch dann im September 1980 erscheinen.
    Laura und Danny waren in diesem Jahr so beschäftigt, daß sie das Geiseldrama im Iran und den Präsidentschaftswahlkampf nur am Rande mitbekamen und noch weniger auf die

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