Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
nun mal.«
    »Sie akzeptieren mich. Mehr will ich gar nicht.«
    »Sie lachen über dich, Jack!« Anawak beugte sich vor. »Begreifst du das nicht? Du hast einen Haufen Versager um dich versammelt. Darunter mögen ein paar Indianer sein, aber es sind solche, mit denen nicht mal die eigenen Leute was zu tun haben wollen. Das versteht kein Mensch. Ich versteh's auch nicht. Du bist kein Indianer, du bist es gerade mal zu 25 Prozent, und der Rest ist weiß und zu allem Überfluss irisch. Warum fühlst du dich nicht den Iren zugehörig? Wenigstens der Name würde stimmen.«
    »Weil ich nun mal nicht will«, sagte Greywolf ruhig.
    »Kein Indianer läuft noch mit so einem Namen rum, wie du ihn dir zugelegt hast.«
    »Ich schon.«
    Müßig, dachte Anawak. Du bist gekommen, um dich zu bedanken, du hast dich bedankt, alles andere ist obsolet. Was sitzt du hier rum? Du solltest gehen.
    Aber er ging nicht.
    »Okay, erklär mir bitte eines: Wenn du so viel Wert darauf legst, von deinem erwählten Volk akzeptiert zu werden, warum versuchst du dann nicht zur Abwechslung mal, authentisch zu sein?«
    »So wie du?«
    Anawak zuckte zurück.
    »Lassen wir mich aus dem Spiel.«
    »Wozu?«, bellte Greywolf angriffslustig. »Ich sehe eigentlich nicht ein, warum ich mir die Prügel abholen soll, die für dich bestimmt sind.«
    »Weil ich sie gerade austeile!«
    Plötzlich kam die Wut wieder in ihm hoch, stärker denn je. Aber diesmal hatte er keine Lust, sie mit nach Hause zu nehmen wie sonst, sie in sich einzuschließen, damit sie Geschwüre bilden konnte. Es war zu spät. Kein Rückzug. Er würde sich selber in die Augen blicken müssen, und er wusste, was das bedeutete. Mit jedem Sieg, den er über Greywolf errang, würde er sich selber eine Niederlage beifügen.
    Greywolf sah ihn unter gesenkten Lidern an.
    »Du bist nicht gekommen, um dich zu bedanken, Leon.«
    »Doch.«
    »Glaubst du? – Ja, du glaubst es tatsächlich. Aber du bist wegen was anderem hier.« Er verzog höhnisch die Mundwinkel und verschränkte die Arme. »Also, spuck's aus. Was hast du Wichtiges zu sagen?«
    »Nur eines, Jack. Du kannst dich tausendmal Greywolf nennen, du bleibst, was du bist. Es gibt Regeln, nach denen die Indianer früher zu ihren Namen gelangten, und keine davon trifft auf dich zu. Du hast eine schöne Maske da hängen, aber sie ist kein Original. Eine Fälschung, genauso falsch wie dein Name. – Und noch was, deine dämliche Naturschutzorganisation, ebenfalls eine Fälschung.« Plötzlich sprudelte aus ihm heraus, was er gar nicht hatte sagen wollen. Nicht heute. Er war nicht hergekommen, um Greywolf zu beschimpfen, aber er konnte nicht verhindern, dass es geschah. »Dein Niveau sind Tagediebe und Halunken, die es sich auf deinen Schultern bequem machen. Merkst du nichts? Du erreichst nicht das Geringste. Deine Vorstellung vom Schutz der Wale ist kindisch. Erwähltes Volk, Blödsinn. Dein erwähltes Volk wird niemals Verständnis für deine Spinnereien aufbringen.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Du weißt verdammt genau, dass dein erwähltes Volk wieder Wale jagt. Du willst das verhindern. Ehrenvoll, aber offenbar hast du deinen eigenen Leuten nicht zugehört. Du wendest dich gegen das Volk, das du angeblich....«
    »Quatsch, Leon. Es gibt unter den Makah reihenweise Leute, die meiner Meinung sind.«
    »Schon, aber ....«
    »Stammesälteste, Leon! Nicht alle Indianer finden, dass eine ethnische Gruppe ihre Kultur durch rituelles Töten ausdrücken sollte. Sie sagen, die Makah sind ebenso Teil der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wie alle anderen Bewohner Washingtons auch.«
    »Das Argument ist mir bekannt«, konterte Anawak geringschätzig. »Es stammt nicht von dir und irgendwelchen Stammesältesten, sondern aus einem Resümee der Sea Shepherd Conservation Society, einer Gesellschaft von Tierschützern, und zwar wörtlich. Du wartest nicht mal mit eigenen Argumenten auf, Jack. Mein Gott, kaum zu glauben. Du fälschst sogar deine Argumente!«
    »Tu ich nicht, ich ...«
    »Außerdem«, fuhr ihm Anawak dazwischen, »ist es ja wohl mehr als lächerlich, ausgerechnet Davies aufs Korn zu nehmen.«
    »Ah! Wir kommen der Sache schon näher. Darum bist du hier.«
    »Du warst doch selber mal einer von uns, Jack. Hast du nichts gelernt? Erst Whale Watching hat den Menschen klar gemacht, dass Wale und Delphine lebend mehr wert sind als tot. Es hat den Blick der Welt auf ein Problem gelenkt, das sonst nie in diesem Ausmaß offenbar geworden wäre. Whale Watching

Weitere Kostenlose Bücher