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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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um jeden Preis in die Zeitung.«
    Einen Moment lang wirkte Greywolf verärgert. Dann grinste er zurück. »Klar wollte ich in die Zeitung. Ich fand's geil, in der Zeitung zu stehen. Das eine schließt das andere ja nicht aus.«
    »Der Held von Tofino.«
    »Na und? Es war klasse, der Held von Tofino zu sein! Wildfremde Leute haben mir auf die Schulter gehauen. Nicht jeder macht durch bahnbrechende Tests mit Meeressäugern von sich reden. Man nimmt, was man kriegt.«
    Anawak nuckelte den letzten Rest aus seiner Dose. »Und wie geht's deiner ... ähm, Organisation?«
    »Den Seaguards?«
    »Ja.«
    »Aus die Maus. Nachdem die eine Hälfte bei dem Walangriff ums Leben gekommen ist, hat sich die andere in alle Winde zerstreut.« Greywolf zog die Stirn in Falten. Er sah aus, als horche er in sichhinein. Dann ruhte sein Blick wieder auf Anawak. »Weißt du, Leon, was das Problem unserer Zeit ist? Die Menschen verlieren ihre Bedeutung. Jeder ist ersetzbar. Es gibt keine Ideale mehr, und ohne Ideale gibt es nichts, was uns größer macht, als wir sind. Jeder sucht verzweifelt nach dem Beweis, dass die Welt mit ihm ein bisschen anders ist als ohne ihn. – Ich habe was für diesen Jungen getan. Vielleicht war es sinnvoll. Vielleicht gibt es mir ein bisschen Bedeutung.«
    Anawak nickte langsam. »Ja. Das tut es bestimmt.«
     
     
    Hafengelände, Vancouver
    Wenige Stunden nach seinem Besuch bei Greywolf blickte Anawak im verschwindenden Tageslicht den Pier entlang.
    Menschenleer.
    Wie alle Welthäfen war auch Vancouver Harbour ein autarker Kosmos von gewaltigen Ausmaßen, in dem es an nichts zu fehlen schien – bis auf Übersichtlichkeit.
    Hinter ihm lagen die aufgetürmten, eckigen Kistengebirge des Containerhafens, in unwirkliche Farben getaucht. Löschkräne zeichneten sich schwarz gegen das Silberblau des Abendhimmels ab. Die Silhouetten von Autofrachtern erhoben sich wie riesige Schuhkartons, dazwischen Containerschiffe, Massengutfrachter und elegante weiße Kühlschiffe. Zu Anawaks Rechten reihten sich Lagerhallen aneinander. Ein Stück weiter sah er Schläuche, Bleche und Hydraulikteile übereinander liegen. Hier begannen auf weiter Fläche die Trockendocks, und noch weiter draußen lagen die Schwimmdocks. Eine Brise trieb den Geruch von Farbe herüber.
    Offenbar kam er der Sache näher.
    Ohne Auto war man hier verloren. Anawak hatte ein paar Leute fragen müssen und eine ganze Weile falsch gefragt, weil er das Objekt seiner Suche schlecht nennen konnte. Sie hatten ihm beschrieben, wo die Schwimmdocks lagen, weil er davon ausging, es dort zu finden. Im Hafen von Vancouver standen Docks aller Größen zur Verfügung, bis hin zum zweitgrößten Schwimmdock der Welt, das über 50000 Tonnen hob. Aber zu seiner Überraschung, als er gezwungenermaßen konkreter wurde, schickte man ihn zu den Trockendocks, jenen künstlichen Hafenbecken, die durch Schleusen abgedichtet wurden, bevor man das Wasser nach draußen pumpte. Nach zweimaligem Verfahren sah er sich endlich am Ziel. Er parkte den Wagen im Schatten eines langgestreckten Kontorgebäudes, wuchtete die prall gefüllte Sporttasche über die Schulter und wanderte entlang der Gitterabsperrung, bis er ein spaltbreit offenes Rolltor fand. Dort schlüpfte er ins Innere.
    Vor ihm lag eine kopfsteingepflasterte Fläche, seitlich umstanden von Baracken. Dahinter schienen die Aufbauten eines riesigen Schiffes geradewegs aus dem Boden zu wachsen. Es war die Barrier Queen. Sie lag in einem Becken von gut und gerne 250 Metern Länge. Zu beiden Seiten erhoben sich Kräne auf Schienen. Starke Scheinwerfer bestrahlten das Gelände. Weit und breit war niemand zu sehen.
    Während er mit wachsamen Blicken über den erleuchteten Platz ging, fragte er sich, ob die Aktion nicht allzu überhastet war. Das Schiff lag seit Wochen auf dem Trockenen. Den Bewuchs hatte man vermutlich entfernt, mit allem, was darin versteckt gewesen war. Etwaige Reste in Ritzen und Spalten würden längst vertrocknet sein. Von dem Ding in den Muscheln wäre erst recht nichts übrig. Im Grunde wusste Anawak nicht so recht, was eine zweite Untersuchung der Barrier Queen zutage fördern sollte. Es war ein Versuch auf gut Glück, eine vage Hoffnung. Falls er irgendetwas fand, das für Nanaimo von Nutzen sein konnte, würde er es mitnehmen. Falls nicht, hatte er dem Abenteuer einen Abend geopfert.
    Das Ding vom Rumpf.
    Es war klein gewesen, höchstens so groß wie ein Rochen oder ein Tintenfisch. Der Organismus hatte einen

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