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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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glühend, die Temperatur in den Zylinderköpfen steigt, eines der Auslassventile fliegt auseinander. Brennender Kraftstoff schießt heraus und setzt eine Kettenreaktion in Gang, und die Feuerlöschsysteme versagen, weil sie ebenfalls kein Wasser mehr ansaugen können.«
    »Ein hochmoderner Tanker explodiert, weil Medusen die Seekästen verstopfen?«, fragte Roche.
    Peak dachte, wie komisch diese Frage im Grunde war. Da saßen hochkarätige Wissenschaftler beisammen und schauten drein wie enttäuschte Kinder angesichts nicht funktionierender Technik.
    »Tanker und Frachter sind Gebilde, die zur Hälfte aus Hightech bestehen. Die andere Hälfte ist archaisch. Schiffsdiesel und Rudermaschinen mögen komplizierte, hoch entwickelte Konstrukte sein, aber unterm Strich dienen sie dazu, eine Schraube im Kreis zu drehen und ein Stück Stahl hin- und herzubewegen. Man navigiert mit GPS, aber Kühlwasser wird durch ein Loch ins Innere gepumpt. Warum auch anders? Man schwimmt ja darin. So einfach ist das. Hin und wieder setzt sich einer der Kästen zu, wenn zufällig Seegras hineingerät oder sonst was, aber dann wird er gereinigt. Ist einer verstopft, benutzt man den anderen. Nie hat die Natur offensiv Angriffe auf Seekästen gestartet, wozu also hätte man das System verbessern sollen?« Er ließ einigeSekunden verstreichen. »Dr. Roche, wenn winzige Insekten morgen beschließen sollten, gezielt Ihre Nasenlöcher zuzusetzen, besteht für Ihren wunderbaren, hochkomplexen Körper die Gefahr des Ablebens. Haben Sie je darüber nachgedacht, dass es geschehen könnte? Genau hier liegt das Problem in allem, was uns heimsucht. – Haben wir je darüber nachgedacht, dass es geschehen könnte?«
     
    Johanson hörte nicht mehr richtig hin. Das nächste Kapitel kannte er in allen Einzelheiten. Er und Bohrmann hatten es für Peaks Vortrag strukturiert. Es handelte von Würmern und Methanhydraten. Während Peak sprach, vertraute er seinem Laptop in loser Folge Gedankengänge an:
    Die Beeinflussung der neuronalen Systeme durch die ...
    Durch die was?
    Er musste einen Begriff dafür finden. Es war lästig, ständig drum herum zu formulieren. Gedankenverloren starrte er den Bildschirm an. Hatte der Stab Zugriff auf die Programme? Der Gedanke, Li und ihre Leute könnten seine Gedanken ausspionieren, drängte sich auf und missfiel ihm. Er hatte seine Theorie, und er wollte den Stab zu einem Zeitpunkt damit konfrontieren, den er bestimmte.
    Der reine Zufall wollte es, dass Ringfinger und Mittelfinger seiner linken Hand plötzlich ein Wort produzierten. Eigentlich war es noch weniger als ein Wort. Drei Buchstaben erschienen auf dem Bildschirm des Laptops.
    Yrr
    Johanson war versucht, sie wieder zu löschen. Dann hielt er inne.
    Warum eigentlich nicht?
    Ein Wort war so gut wie jedes andere. Dieses war sogar noch besser als ein richtiges Wort, weil es sich jedem Versuch einer Interpretation entzog. Im Grunde wusste er ja nicht, worüber er schrieb. Es gab keinerlei Begriff dafür, also empfahl sich der Weg in die Abstraktion.
    Yrr
    Yrr klang gut. Er würde vorerst dabei bleiben.
     
    Weaver zerkaute ihren dritten Bleistift, während sie zuhörte.
    »Vielleicht war die Sintflut ähnlich verheerend«, schloss Peak seinen minutiösen Exkurs. »Flutschilderungen sind Teil etlicher Mythen und religiöser Überlieferungen. Die vielleicht früheste Beschreibung eines Tsunami, der wir glauben können, erzählt von einer Naturkatastrophe in der Ägäis 479 vor Christus. Nachgewiesen sind die 60000 Toten, die1755 in Lissabon starben, als Portugal von zehn Meter hohen Wellen getroffen wurde. Definitiv wissen wir auch von der Explosion des Krakatau 1883. Der größte Teil des Gipfels wurde abgesprengt, die unterseeische Caldera stürzte in die Magmakammer. Zwei Stunden später trafen 40 Meter hohe Wellen die Küstenregionen um Sumatra und Java, über 300 Orte wurden verwüstet, fast 36 000 Menschen starben. 1933 suchte ein weit kleinerer Tsunami die japanische Stadt Sanriku heim und überrollte den Nordosten von Honshu. Bilanz: 3000 Tote, 9000 Gebäude zerstört, 8000 Schiffe gesunken. Keines dieser Ereignisse kommt auch nur annähernd dem nordeuropäischen Tsunami gleich. Die Anrainerstaaten dort sind ausnahmslos hoch entwickelte Industrienationen. Insgesamt 240 Millionen Menschen leben dort, die meisten an der Küste.«
    Er sah in die Runde. Es war totenstill im Raum.
    »Geologisch hat sich die gesamte Region schlagartig verändert. Für die Menschheit als

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