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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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betätigte den Anlasser.
    Sie rasten los, aus der Umfriedung des Parkplatzes auf die Straße, die nach Southampton führte. Das Motorrad schlingerte wild im Matsch überfahrener Krebse, dann waren sie aus dem Gewimmel raus und schossen den Asphalt entlang. Linda krallte sich an ihm fest. Ein Lieferwagen kam ihnen entgegen, hinter dem Steuer ein alter Mann, der ihnen ungläubig entgegenstarrte. Hooper dachte kurz, dass man solche Szenen sonst nur in Filmen sah – zwei Leute splitternackt auf einem Motorrad. Wäre alles nicht so schrecklich gewesen, hätte er sich totgelacht über die Situation.
    In Sichtweite tauchten die ersten Häuser von Montauk auf. Der östliche Zipfel von Long Island war wenig mehr als ein schmaler Streifen, und die Straße verlief parallel zur Küste. Noch während Hooper auf Montauk zuhielt, sah er, dass sich von links die weiße Flut der Krebse näherte. Wie es aussah, kamen sie auch an anderer Stelle aus dem Meer. Sie verteilten sich über die Felsen und hielten auf die Straße zu.
    Er beschleunigte die Harley.
    Die weiße Flut war schneller.
    Wenige Meter vor dem Ortseingangsschild erreichte sie die Fahrbahn und verwandelte den Asphalt in ein Meer aus Leibern. Zugleich setzte ein Pickup rückwärts aus einer Toreinfahrt. Hooper merkte, wie die Harley ins Schleudern geriet, und versuchte, den Pickup zu umfahren, aber das Motorrad gehorchte ihm nicht mehr.
    Nein, dachte er. Oh mein Gott, bitte nicht.
    Der Pickup rollte quer über die Straße und weiter nach hinten, während die Harley darauf zurutschte. Hooper hörte Linda schreien und riss den Lenker herum. Um Haaresbreite schlitterten sie an der chromverzierten Kühlerhaube vorbei. Die Harley drehte sich. Nach wenigen Sekunden gelang es Hooper, das Motorrad zu stabilisieren. Menschen sprangen aus dem Weg. Er beachtete sie nicht. Die Straße vor ihnen war frei.
    Mit Höchstgeschwindigkeit flohen sie weiter nach Southampton.
     
     
    Buckley Field, USA
    »Was um alles in der Welt ist das bloß?«
    Codys Finger rasten über die Tastatur. Er legte nacheinander verschiedene Filter über die Bilder, aber es war und blieb eine helle Masse, die mit großer Geschwindigkeit vom Meer landeinwärts strebte.
    »Sieht aus wie Brandung«, sagte er. »Wie eine Riesenscheißwelle.«
    »Wir haben keine Welle gesehen«, sagte Mike. »Da war keine Welle. Es müssen Tiere sein.«
    »Was denn für Scheißtiere, Mann?«
    »Es sind ...« Mike starrte auf die Bilder. Er zeigte auf eine Stelle. »Da. Das da. Hol mir das näher ran. Mach mir einen Ausschnitt von einem Quadratmeter.«
    Cody schnitt die Stelle aus und vergrößerte sie. Das Resultat war eine Fläche heller und dunkler Quadrate. Mike kniff die Augen zusammen.
    »Noch näher.«
    Die Pixelquadrate wurden größer. Einige waren weiß, andere in Grautönen abgestuft.
    »Erklär mich für verrückt«, sagte Mike langsam. »Aber es könnten ...« War das möglich? Aber was sonst sollte es sein? Was sonst kam aus dem Meer und bewegte sich so schnell? »Scheren«, sagte er. »Es könnten Panzer mit Scheren sein.«
    Cody starrte ihn an. »Scheren?«
    »Krebse.«
    Cody öffnete den Mund. Dann befahl er dem Satelliten, den weiteren Küstenverlauf abzusuchen.
    Der KH-12-4 arbeitete sich von Montauk nach East Hampton hoch, dann weiter nach Southampton bis Mastic Beach und Patchogue. Mit jedem neuen Bild, das die Sonde schoss, wurde es Mike unheimlicher.
    »Das ist ja wohl nicht wahr«, sagte er.
    »Nicht wahr?« Cody sah ihn an. »Es ist scheißwahr! Irgendwas kommt da unten aus dem Meer. Auf der gesamten Küstenlänge vonLong Island kommt irgendetwas aus dem Scheißmeer. Willst du jetzt immer noch gerne in Montauk sein?«
    Mike fuhr sich über die Augen.
    Er griff nach dem Telefonhörer, um die Zentrale anzurufen.
     
     
    Greater New York, USA
    Kurz hinter Montauk ging die Landstraße 27 in den Long Islang Expressway 495 über. Er führte auf direktem Wege nach Queens. Von Montauk bis New York waren es rund zweihundert Kilometer, und je näher man der Metropole kam, desto belebter wurde es. Auf halber Strecke hinter Patchogue nahm der Verkehr stark zu.
    Bo Henson fuhr für seinen eigenen privaten Kurierdienst. Er legte die Long-Island-Strecke zweimal am Tag zurück. In Patchogue hatte er einige Pakete vom dortigen Flughafen abgeholt und im Umkreis abgeliefert. Jetzt war er auf dem Weg zurück in die Stadt. Es war spät geworden, aber um Unternehmen wie FedEx Konkurrenz zu machen, durfte man nicht zimperlich sein,

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