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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Mike. Das ist Scheiße. Immer muss alles schnell gehen! Wie soll das funktionieren? Wir müssen das ganze verdammte Scheißmeer absuchen nach einem winzigen Scheißkutter.«
    »Müssen wir nicht. War ein Satellitennotruf über NOAA. Es kann nur hier sein. Wenn nicht, ist der Kahn versoffen.«
    »Noch größere Scheiße.«
    »Ja.« Der andere leckte seine Finger ab. »Arme Schweine.«
    »Scheiß auf die armen Schweine. Die armen Schweine sind wir. Wenn der Kahn abgesoffen ist, geht die Scheißsuche nach den Trümmern los.«
    »Cody, du bist wirklich eine faule Sau.«
    »Wohl wahr.«
    »Nimm 'n Stück Fisch. – Hey, was ist das?« Mike zeigte mit einem fettigen Finger auf den Monitor. Im Wasser war undeutlich etwas Dunkles, Längliches zu erkennen.
    »Schauen wir doch mal.«
    Das Teleskop zoomte, bis sie zwischen den Wellen die lang gestreckte Silhouette eines Wals erkennen konnten. Ein Schiff war nach wie vor nicht auszumachen. Weitere Wale kamen ins Bild. Über ihren Köpfen breiteten sich verwaschene helle Flecken aus. Die Wale bliesen.
    Dann tauchten sie ab.
    »Das war's«, sagte Mike
    Cody vergrößerte den Bildausschnitt erneut. Jetzt waren sie in der höchsten Auflösungsstufe angelangt. Sie sahen einen Seevogel auf den Wellen reiten. Genau genommen war es eine Ansammlung von knapp zwei Dutzend quadratischen Pixeln, aber im Ganzen ergaben sie unverkennbar einen Vogel.
    Sie suchten die Umgebung ab, konnten aber weder ein Schiff noch Trümmer entdecken.
    »Vielleicht abgetrieben«, mutmaßte Cody.
    »Kaum. Wenn die Meldung stimmt, müssten wir hier irgendwas sehen. Vielleicht sind sie weitergefahren.« Mike gähnte, knüllte die Tüte zusammen und zielte damit auf einen Papierkorb. Er verfehlte ihn um ein gutes Stück. »Wahrscheinlich doch falscher Alarm. Jedenfalls wär ich jetzt gerne da unten.«
    »Wo?«
    »In Montauk. Ist'n schöner Platz. Ich war letztes Jahr mit den Jungs da, kurz nachdem Sandy Schluss gemacht hatte. Wir waren ständig nur besoffen oder bekifft, aber es war klasse, auf den Klippen zu liegen, wenn die Sonne unterging. Am dritten Tag hab ich die Bedienung aus der Hafenkneipe klargemacht. War 'ne echt geile Zeit.«
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    »Was meinst du?«
    Cody grinste ihn an. »Willst du in dein Scheißmontauk? Ich meine, wir herrschen über die himmlischen Heerscharen, Mann. Und wo wir gerade schon mal da sind ...«
    Ein Leuchten ging über Mikes Gesichtszüge.
    »Zum Leuchtturm«, sagte er. »Ich zeig dir, wo ich sie gefickt habe.«
    »Aye, aye.«
    »Nein, warte mal. Vielleicht doch besser nicht. – Wir könnten einen Haufen Ärger kriegen, wenn ...«
    »Wieso, Mann? Mach dir nicht ins Hemd. Es liegt in unserer Scheißverantwortung, wo wir nach Trümmern suchen.«
    Seine Finger flitzten über die Tastatur. Das Teleskop zoomte auf. Die Landzunge erschien. Cody suchte den weißen Punkt des Turms und holte ihn heran, bis er deutlich sichtbar unter ihnen aufragte. Er warf einen extrem langen Schatten. Die Klippen waren in rötliches Licht getaucht. In Montauk versank gerade die Sonne. Ein Pärchen ging eng umschlungen vor dem Leuchtturm spazieren.
    »Das ist die beste Zeit jetzt«, sagte Mike begeistert. »Voll romantisch.«
    »Du hast sie direkt vor dem Turm gevögelt?«
    »Quatsch, nein! Weiter unten. Da, wo die beiden hingehen. Der Platz ist bekannt dafür. Jeden Abend ist Flachlegen angesagt.«
    »Vielleicht bekommen wir ja was zu sehen.«
    Cody schwenkte das Teleskop, sodass es dem Pärchen vorauseilte. Auf den schwarzen Klippen war sonst niemand auszumachen. NurSeevögel kreisten darüber hinweg oder pickten zwischen Felsritzen nach etwas, das man fressen konnte.
    Dann kam etwas anderes ins Bild. Etwas Flächiges. Cody runzelte die Stirn. Mike rückte näher. Sie warteten die nächste Aufnahme ab.
    Das Bild hatte sich verändert.
    »Was ist das denn?«
    »Keine Ahnung! Kannst du näher ran?«
    »Nein.«
    Wieder schickte der KH-12-4 Bilddaten. Wieder hatte sich die Landschaft verändert.
    »Du heilige Scheiße«, flüsterte Cody.
    »Was zum Teufel ist das?« Mike kniff die Augen zusammen. »Es breitet sich aus. Es kriecht die verdammten Klippen hoch.«
    »Scheiße«, wiederholte Cody. Er sagte eigentlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Scheiße, auch wenn ihm etwas gefiel. Mike registrierte es schon gar nicht mehr, wenn Cody Scheiße sagte. Aber diesmal war es nicht zu überhören.
    Diesmal klang es wirklich bestürzt.
     
     
    Montauk, USA
    Linda und Darryl Hooper waren

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