Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
hohes Maß an Kreativität voraussetzen können und eine genaue Kenntnis der Biologie mariner Organismen. – Ich meine, was tun denn wir? Menschen machen sich seit Jahrtausenden andere Lebewesen zunutze. Pferde sind lebende Motorräder. Hannibal zog mit biologischen Schwerlastern über die Alpen. Immer schon wurden Tiere abgerichtet. Heute werden sie genetisch verändert. Wir klonen Schafe und bauen genveränderten Mais an. Was, wenn wir diesen Gedanken weiter entwickeln? Hin zu einer Rasse, die ihre Kultur und Technologie ausschließlich auf biologischer Basis errichtet hat! Sie züchten einfach, was sie brauchen. Für das tägliche Leben, zur Fortbewegung, zur Kriegsführung.«
    »Du lieber Himmel«, stöhnte Vanderbilt.
    »Wir züchten Ebola- und Pesterreger und experimentieren mit Pocken herum«, fuhr Johanson fort, ohne den CIA-Mann zu beachten. »Also mit Lebewesen. Noch packen wir sie in Sprengköpfe, aber das ist umständlich, und eine Rakete, selbst wenn sie satellitengesteuert ist, kommt nicht unbedingt ins Ziel. Würden wir Hunde abrichten, die solche Erreger in sich tragen, wäre das vielleicht der effizientere Weg, Schaden anzurichten. Oder Vögel. Insekten meinetwegen! Was wollen Sie gegen einen virenverseuchten Mückenschwarm oder kontaminierte Ameisen ausrichten? Oder gegen Millionen Krabben, die Killeralgen transportieren?« Er machte eine Pause. »Diese Würmer am Kontinentalhang wurden gezüchtet. Kein Wunder, dass wir sie nie zuvor gesehen haben. Es hat sie nicht gegeben. Ihr Zweck besteht darin, Bakterien ins Eis zu transportieren, also haben wir es gewissermaßen mit Cruise Missiles aus der Familie der Polychäten zu tun. Mit Biowaffen, die von jemandem entwickelt wurden, dessen gesamte Kultur auf der Manipulation organischen Lebens beruht. – Und schon erhalten wir auf einen Schlag die Erklärung für sämtliche Mutationen! Einige Tiere wurden nur geringfügig verändert, andere stellen etwas völlig Neues dar. Diese Gallerte beispielsweise: Sie ist ein biologisches, höchst wandelbares Produkt, aber ganz bestimmt kein Ergebnis natürlicher Auslese. Auch sie erfüllt einen Zweck. Sie steuert andere Lebewesen, indem sie ihre neuronalen Netze befällt. Irgendwie verändert sie das Verhalten der Wale. – Die Krabben und Hummer hingegen wurden von Anfang an auf ihre bloßen mechanischen Funktionen reduziert. Leere Hüllen mit Resten von Nervenmasse. Die Gallerte steuert sie, und als Fracht sind Killeralgen mit an Bord. Wahrscheinlich haben dieseKrabben nie wirklich gelebt. Sie wurden als organische Raumanzüge gezüchtet, um in den Outer Space vorstoßen zu können, in unsere Welt.«
    »Dieses Zeug, diese Gallerte«, sagte Rubin, »könnte die nicht ebenso gut ein Mensch gezüchtet haben?«
    »Kaum.« Anawak mischte sich ein. »Was Dr. Johanson sagt, ergibt für mich mehr Sinn. Wenn ein Mensch dahinter steckt, warum wählt er dann den Umweg durch die Tiefsee, um Städte zu verseuchen?«
    »Weil Killeralgen im Meer vorkommen.«
    »Warum probiert er's nicht mit was anderem? Wer Killeralgen züchten kann, die giftiger als Pfiesteria sind, wird doch irgendeinen Erreger finden, der nicht erst durchs Wasser muss. Wozu züchtet er Krabben, wenn er es mit Ameisen oder Vögeln oder meinethalben Ratten schaffen könnte?«
    »Mit Ratten erzeugt er keine Tsunamis.«
    »Das Zeug kommt aus einem menschlichen Labor«, beharrte Vanderbilt. »Es ist eine synthetische Substanz ...«
    »Das glaube ich nicht«, rief Anawak. »Nicht mal der Navy traue ich so was zu, und die ist weiß Gott fit darin, Meeressäuger zu verbiegen.«
    Vanderbilt schüttelte den Kopf, als sei er von der Parkinson'schen Krankheit befallen.
    »Was reden Sie da?«
    »Ich rede von Experimenten, die unter dem Begriff MK0 durchgeführt wurden.«
    »Nie gehört.«
    »Wollen Sie abstreiten, dass die Navy seit Jahren versucht, die Gehirnströme von Delphinen und anderen Meeressäugern zu manipulieren, indem man Elektroden in die Schädeldecke einführt und ...«
    »So ein Quatsch!«
    »Was aber bislang nicht klappte. Jedenfalls nicht wie gewünscht, also studiert man die Arbeit von Ray Kurzweil ...«
    »Kurzweil?«
    »Eine der Koryphäen auf dem Gebiet der Neuroinformatik«, warf Fenwick ein, und plötzlich erhellten sich seine Züge. »Und Kurzweil hat eine Vision entwickelt, die über den heutigen Stand der Hirnforschung weit hinausgeht. Wenn man wissen will, wozu Menschen diesbezüglich in der Lage sind ... nein, mehr noch, seine Arbeit könnte

Weitere Kostenlose Bücher