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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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unter Wasser, oder – wenn Sie so wollen – von dem fremden Universum, mit dem wir diesen Globus teilen. Der Weltraum liegt in den Ozeanen. Die Außerirdischen kommen nicht aus weit entfernten Galaxien, sondern haben sich am Grund der Tiefsee entwickelt. Das Leben im Wasser ist weit älter als das zu Lande, und ich schätze, diese Wesen werden weit älter sein als wir. Ich habe keine Vorstellung davon, wie sie aussehen oder wie sie leben, wie sie denken und kommunizieren. Aber wir werden uns an den Gedanken gewöhnen müssen, dass es eine zweite göttliche Rasse gibt, deren Lebensbereich wir seit Jahrzehnten systematisch zerstören. – Und, ladies and gentlemen, die da unten scheinen mit einiger Berechtigung stinksauer auf uns zu sein.«
    Niemand sagte etwas.
    Vanderbilt starrte ihn an. Seine Hängebacken zitterten. Sein ganzer gewaltiger Körper begann zu beben, als schaukele sich darin ein Lachen auf, das über Johanson hereinbrechen würde wie die Salve eines Exekutionskommandos. Die fleischigen Lippen zuckten. Vanderbilt öffnete den Mund.
    »Ihr Gedanke leuchtet mir ein«, sagte Li.
    Es war, als habe man dem Stellvertretenden Direktor der CIA ein Messer zwischen die Rippen gestoßen. Sein Mund klappte wieder zu. Er zuckte heftig zusammen und schaute Li entgeistert an.
    »Das ist nicht Ihr Ernst«, keuchte er.
    »Doch«, erwiderte Li ruhig. »Ich habe nicht gesagt, dass Dr. Johanson Recht hat, aber es erscheint mir sinnvoll, ihm zuzuhören. Ich denke, er wird seine Annahme begründen können.«
    »Danke, General«, sagte Johanson mit einer leichten Verbeugung. »Das kann ich tatsächlich.«
    »Dann schlage ich vor, dass Sie fortfahren. Versuchen Sie Ihre Ausführungen knapp zu halten, damit wir baldmöglichst in die Diskussion einsteigen können.«
    Vanderbilt schien unter Schock zu stehen. Johanson ließ seinen Blick die Reihen entlang wandern. Er versuchte es beiläufig geschehen zu lassen, um nicht den Eindruck zu erwecken, er sei auf Reaktionen aus. Kaum jemand trug offene Ablehnung zur Schau. Die meisten Gesichter waren in Verwunderung erstarrt, manche fasziniert, andere ungläubig, einige ausdruckslos. Jetzt musste er den zweiten Schritt tun. Er musste sie dazu bringen, seine Idee aufzugreifen und selbständig weiterzuentwickeln.
    »Unser Hauptproblem in den vergangenen Tagen und Wochen«, sagte er, »hat darin bestanden, die unterschiedlichen Vorfälle in Bezug zueinander zu setzen. Es schien keine Verbindung zu geben, bis wir auf eine gallertartige Substanz stießen, die in unterschiedlichen Quantitäten auftritt und an der frischen Luft rasch zerfällt. Leider hat diese Entdeckung unsere Verwirrung nur gesteigert, weil wir das Zeug in Krebsen und Muscheln ebenso fanden wie in den Köpfen von Walen, also in Lebewesen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als mögliche Erklärung bot sich eine Art Seuche an. Ein Schimmelpilz, eine Substanz gewordene Tollwut, irgendeine Art von Befall wie BSE oder Schweinepest. Aber das erklärt wiederum nicht die Schiffsuntergänge oder warum die Krebse Killeralgen in sich tragen. Und die Würmer an den Kontinentalhängen weisen nichts Gallertiges auf. Dafür transportieren sie Methan reduzierende Bakterien und sind verantwortlich für die Freisetzung von Treibhausgas in großen Mengen, was letztlich zur Abrutschung des Schelfrandes und zum Tsunami führte. In weiten Teilen der Welt treten unterdessen Organismen auf, die offenbar mutiert sind, und Fischschwärme verhalten sich wider ihre Natur. – Das alles ergibt kein Bild. Jack Vanderbilt hat darum absolut Recht, wenn er einenplanenden Geist heraufbeschwört, der für all das verantwortlich ist. Aber er verkennt, dass kein Wissenschaftler annähernd genug über marine Ökosysteme weiß, um sie derart manipulieren zu können. Es wird gerne behauptet, wir wüssten über den Weltraum mehr als über die Tiefsee. Das stimmt. Man sollte ergänzend sagen, warum das so ist: weil wir uns im Weltraum besser bewegen und besser sehen können als in den Meeren. Das Hubble-Teleskop schaut mühelos in fremde Galaxien. Hingegen lassen uns selbst stärkste Scheinwerfer die Welt unter Wasser nur im Umkreis weniger Dutzend Meter erkennen. Ein Mensch in einem Raumanzug kann sich im Weltraum nahezu überall frei bewegen, aber ein Taucher wird ab einer gewissen Tiefe zerquetscht, selbst in einem Hightech-Anzug. Unterseeboote, AUVs und ROVs, sie alle funktionieren nur unter ganz bestimmten Bedingungen. Definitiv besitzen wir weder

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