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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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strampelten, aber die Scheren hingen schlaff herab. Johanson ließ die Zange um 360° rotieren und beobachtete aufmerksam das Verhalten des sich drehenden Tiers.
    »Motorik einwandfrei«, sagte er. »Laufapparat funktioniert.«
    »Dafür keine arttypischen Reaktionen«, bemerkte Rubin.
    »Nein. Kein Spreizen der Scheren, keine Drohgebärden. Das ist einfach nur ein Automat, eine Laufmaschine.« Er bewegte den zweiten Joystick und drückte einen Knopf an der Oberseite. Die Kreissäge begann sich zu drehen und fuhr seitlich in den Panzer. Kurz zuckten die Beine der Krabbe wie wild.
    Der Panzer brach auf.
    Etwas Milchiges flutschte nach draußen und hing einen Moment lang zitternd über dem zerstörten Tier.
    »Mein Gott«, entfuhr es Oliviera.
    Das Ding hatte mit nichts Ähnlichkeit, weder mit einer Qualle noch mit einem Tintenfisch. Es war ganz und gar formlos. Wellen durchliefen seine Ränder, der Körper blähte und verflachte sich. Johanson kam es vor, als zucke ein Blitz durch sein Inneres, aber im grellen Schein der Tankbeleuchtung konnte das auch eine Sinnestäuschung gewesen sein. Während er noch darüber nachdachte, verformte sich das Wesen plötzlich zu etwas Langem, Schlangenartigem und schoss davon.
    Er fluchte, hob die nächste Krabbe hoch und schnitt sie auf. Diesmal ging alles noch viel schneller, und der gallertige Insasse machte sich davon, bevor sie ihn richtig anschauen konnten.
    »Oh, Mann!« Rubin war offensichtlich begeistert. »Absolut irre! Was ist das bloß für ein Zeug?«
    »Etwas, das uns durch die Lappen geht«, knurrte Johanson. »Zu blöde. Wie kriegen wir diese Schleimbeutel bloß eingefangen?«
    »Wieso? Wir haben sie doch eingefangen.«
    »Ja, zwei tennisballgroße Flatschen ohne Form und Farbe in einem Schwimmbad. Viel Spaß beim Suchen.«
    »Ich würde den nächsten direkt im Korb des Trägerroboters öffnen«, schlug Oliviera vor.
    »Der ist nach vorne offen. Es wird abhauen.«
    »Nein, wird es nicht. Der Korb lässt sich schließen. Sie müssen nur schnell genug sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das hinkriege.«
    »Probieren Sie's einfach.«
    Oliviera hatte Recht. Vorne am Käfig des Trägerroboters war eine vergitterte Klappe. Johanson packte ein weiteres Tier, drehte den Spherobot um 180° und ließ ihn auf den Trägerroboter zufahren, bis er seine elektronischen Arme ins Innere des Käfigs strecken konnte. Dort stieß er die Kreissäge in die Seite der Krabbe.
    Der Panzer zerbarst.
    Nichts geschah.
    »Leer?«, wunderte sich Rubin.
    Sie warteten einige Sekunden, dann fuhr Johanson den kugelförmigen Roboter langsam wieder zurück.
    »Scheiße!«
    Das Gallertwesen schnellte aus dem Krabbenkörper hervor, aber es hatte die falsche Richtung gewählt. Heftig prallte es gegen die Käfigrückwand, zog sich zu einem zitternden Ball zusammen und taumelte vor dem Gitter auf und ab. Seine Verwirrung, falls es so etwas wie Verwirrung kannte, währte nur einen Augenblick. Es streckte sich.
    »Es will abhauen!«
    Johanson ließ den Spherobot zurückfahren. Er schlug gegen die Seitenwand des Käfigs, dann war er draußen. Einer der Arme bekam die Drahtklappe zu fassen und warf sie hoch.
    Das Ding verflachte sich vollends und kam herangeschossen. Wenige Zentimeter vor der Klappe prallte es zurück, wobei es erneut die Form veränderte. Seine Ränder breiteten sich nach allen Seiten aus, bis es wie eine transparente Glocke im Wasser hing und fast den halben Käfig einnahm. Der Körper bog sich. Für Sekunden sah es aus wie eine Qualle, dann rollte es sich zusammen. Im nächsten Moment schwebte wieder eine Kugel im Käfig.
    »Absolut irre«, flüsterte Rubin.
    »Seht euch das mal an«, rief Oliviera. »Es schrumpft.«
    Tatsächlich zog sich die Kugel zusammen und verlor dabei zunehmend an Transparenz. Sie wurde milchiger.
    »Das Gewebe kontraktiert«, sagte Rubin. »Das Ding kann seine molekulare Dichte ändern.«
    »Erinnert euch das an irgendwas?«
    »Frühe Formen von sehr einfachen Polypen.« Rubin überlegte. »Kambrium. Es gibt immer noch Organismen, die so was können. Die meisten Tintenfische lassen ihr Gewebe kontraktieren, aber sie verändern nicht die Form. – Wir müssen noch welche einfangen. Wir müssen sehen, wie sie reagieren.«
    Johanson lehnte sich zurück.
    »Nochmal gelingt mir das nicht«, sagte er. »Beim zweiten Versuch wird das hier entwischen. Sie sind zu schnell.«
    »Auch gut. Eines reicht ja vorläufig zur Beobachtung.«
    »Ich weiß nicht.« Oliviera schüttelte

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