Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Sie erkennen auf ihren Kontrollgängen sofort, hier ist das ursprüngliche und dort das fehlerhafte Gen. – Als ob Sie einem Kind vergeblich das Sprechen beibringen wollten. Kaum lernt es ein Wort, kommen die Reparaturenzyme und programmieren das Hirn zurück auf den Originalzustand, also auf Unwissenheit. Ein Wissensaufbau ist nicht möglich.«
    »Dann ist Anawaks Theorie Blödsinn«, konstatierte Li. »Sie würde nur funktionieren, wenn die Veränderungen in der Einzeller-DNA erhalten blieben.«
    »Einerseits richtig. Jede neue Information würde von den Reparaturenzymen als Schaden angesehen, und ruckzuck würde das Genom repariert. Zurück auf null, sozusagen.«
    »Ich vermute«, grinste Vanderbilt, »jetzt kommt das Andererseits.«
    Rubin nickte zögernd.
    »Es gibt ein Andererseits«, sagte er.
    »Und das wäre?«
    »Keine Ahnung.«
    »Augenblick mal«, sagte Peak. Er richtete sich in seinem Stuhl auf und zuckte zusammen. Sein Fuß war bandagiert. Er sah überhaupt ziemlich mitgenommen aus. »Haben Sie nicht gerade ...«
    »Ich weiß! Aber die Theorie ist einfach wunderbar«, rief Rubin. Seine Stimme wurde immer quäkiger. Jedes Mal, wenn er längere Zeit am Stück redete, holten ihn die Folgen von Greywolfs Würgeattacke ein. »Sie würde alles erklären. Dann hätten wir Gewissheit, dass das Ding im Tank tatsächlich unser Feind ist. Wir hätten die Yrr vor Augen. Die Wesen, denen wir die ganze Scheiße verdanken! – Und ich bin sicher, sie sind es! Heute früh wurden wir Zeuge einzigartiger Vorgänge. Das Ding untersuchte einen Tauchroboter, und so, wie es geschah, hatte es nichts, aber auch gar nichts mit Instinktverhalten oder tierischer Neugierde zu tun. Das war pure, kognitive Intelligenz! Anawaks Erklärung muss zutreffen. Weavers Computermodell funktioniert.«
    »Wer soll da noch mitkommen?«, seufzte Vanderbilt und tupfte sich die Stirn trocken.
    »Na ja.« Rubin breitete die Hände aus. »Die Möglichkeit liegt in der Anomalie. Auch Reparatur enzyme machen Fehler. Selten zwar, aberpro 10000 Reparaturen vermasseln sie eine. Ein Basenpaar, das nicht in den Originalzustand zurückgeführt wird. Das ist wenig, aber es reicht, dass jemand als Bluter auf die Welt kommt oder mit Krebs oder offenem Rachen. Wir sehen darin Defekte, aber es beweist, dass das Reparaturprinzip nicht uneingeschränkt Gültigkeit hat.«
    Li stand auf und durchmaß mit langsamen Schritten den Raum.
    »Sie sind also der Überzeugung, dass die Einzeller und die Yrr identisch sind? Wir haben unseren Gegner gefunden?«
    »Zwei Einschränkungen«, sagte Rubin schnell. »Erstens, wir müssen das DNA-Problem lösen. Zweitens, es muss so etwas wie eine Königin geben. Das Kollektiv kann so intelligent sein, wie es will – was wir da unten vor uns haben, ist meines Erachtens nur ein ausführender Teil des Ganzen.«
    »Eine Königin? Wie muss man sich die vorstellen?«
    »Gleichartig und doch anders. Nehmen Sie Ameisen. Auch die Königin ist eine Ameise, aber eine besondere. Von ihr geht alles aus. Die Yrr sind Schwarmwesen, Kollektive aus Mikroorganismen. Wenn Anawak Recht hat, verkörpern sie einen zweiten Weg der Evolution zu intelligentem Leben – aber irgendetwas muss sie steuern.«
    »Wenn wir also diese Königin finden ...«, begann Peak.
    »Nein.« Rubin schüttelte den Kopf. »Machen wir uns nichts vor. Es kann mehr als eine sein. Es können Millionen sein. Und wenn sie schlau sind, lassen sie sich in unserer Nähe nicht blicken.« Er machte eine Pause. »Aber um als Königinnen fungieren zu können, müssen sie mit den übrigen Yrr dieselben Prinzipien teilen. Die Verschmelzung und das genetische Gedächtnis. – Nun, wir sind dabei, einen Duftstoff zu extrahieren, den die Zellen absondern als Zeichen, dass sie verschmelzen wollen. Ein Pheromon, dessen Rezeptur Oliviera und Johanson dicht auf der Spur sind. Über dieses Pheromon, diesen Duft werden die Zellen unter Garantie auch mit der Königin verschmelzen. Der Duft ist der Schlüssel zur Kommunikation unter den Yrr.« Rubin lächelte selbstzufrieden. »Und er könnte der Schlüssel zur Lösung all unserer Probleme sein.«
    »Gut, Mick.« Vanderbilt nickte ihm huldvoll zu. »Wir haben Sie wieder lieb. Einstweilen, auch wenn Sie im Welldeck einen fetten Bock geschossen haben.«
    »Dafür konnte ich nichts«, sagte Rubin beleidigt.
    »Sie sind bei der CIA, Mick. In meinem Verein. Dafür kann ich nichts gibt's da nicht. Haben wir das bei Ihrer Einstellung zu erwähnen

Weitere Kostenlose Bücher