Der schwarze Engel
brauchbaren
derartigen Spuren zurückgeblieben. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie in
ihren Ermittlungen vorankam. Mittlerweile war ihr klar, dass einer von den
beiden, Dawson oder Delicia, lügen musste. Zwei Aussagen, die sich so
widersprachen, konnten nur zur Basis haben, dass einer die Wahrheit sagte und
einer log. Es war schwer, herauszufinden, wer von den beiden das war. Sowohl
für Dawsons als auch für Delicias Behauptungen hatten sich bis jetzt Zeugen
finden lassen, die die jeweiligen Aussagen bestätigten. Bis auf Dawsons Aussage
über den Streit zwischen den beiden Frauen. Das war auch der Grund dafür,
weshalb Sharon immer noch davon überzeugt war, dass Dawson der Täter war. Er
versuchte ganz offensichtlich, sich mit geschickten Aussagen herauszureden, für
die nur schwer ein Zeuge gefunden werden konnte und seine Angabe somit nicht
widerlegbar schien. Dass Delicia etwas mit dem Fall zu tun haben sollte,
erschien Sharon bizarr. Sie hatte unbewusst begonnen, diese in ihr Herz zu
schließen.
Da sie die Gedanken an Delicia
nicht los ließen, beschloss sie, als Erstes mit ihr zu sprechen und zu sehen,
was geschehen würde, wenn sie diese mit Dawsons Behauptungen konfrontieren
würde.
19
Genervt plärrte Delicia in den
Telefonhörer: „Sie wissen wohl nicht, wer ich bin! Die ganze Stadt reißt sich
um mich, Sie wissen wohl gar nicht, was das für Ihren Klub bringen würde, wenn
Sie mich dort auftreten ließen!“
Sie konnte es nicht glauben. Mr.
Sabatino, der Besitzer des Klubs „Beach Night“, zeigte keinerlei Interesse an
Delicias Vorschlag, dass sie eine einstündige Showeinlage aus ihrer Talentshow
zeigen wollte, die als Abschluss am Ende eine eigene Modelaufführung in ihren
Lieblingsklamotten beinhalten sollte. Er erklärte ihr, dass er nur Gogo-Girls
einstellte oder mal eine Rockband einen Gig spielen lassen würde, aber dass
weder er, noch die Besucher seines Klubs, etwas für kleine Mädchen übrig
hätten, die ein großes Model werden und Talentshoweinlage bringen wollten.
Schließlich sei sein Klub kein Theater, sondern ein angesagter Szenetreffpunkt.
„Sie wissen wohl nicht, wer ich
bin! Ich bin Delicia!“
Delicia war außer sich. Wie konnte
er es wagen, sie so zu behandeln, als wäre sie irgendein kleines, billiges,
daher gelaufenes Flittchen! Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er wirklich
noch nie etwas von ihr gehört hatte und sich nicht geehrt und beglückt fühlte, durch
ihr großzügiges Angebot. Sie konnte seinem Klub neues Publikum verschaffen! Wie
konnte er so einen Vorschlag überhaupt ablehnen - sie, Delicia, das Model mit
dem goldenen Herzen!
Mr. Sabatino war am Ende seiner
Geduld: „Das sagtest du bereits. Und ich sagte, es interessiert mich nicht.“
„Warten Sie!“ Delicia kreischte
ins Telefon, als ihr Gesprächspartner gerade auflegen wollte.
„Ist ja gut! Ich bezahle Sie
dafür! Wie viel wollen Sie?“
Der Mann am anderen Ende der
Leitung brach in schallendes Gelächter aus: „Schätzchen, jetzt gehst du aber
bisschen zu weit, findest du nicht? Du willst mich dafür bezahlen, damit du bei
mir auftreten darfst? Ich glaube nicht, dass du mich bezahlen kannst.“
„Wie viel wollen Sie?“, fragte sie
noch einmal.
Wieder ernst antwortete Mr.
Sabatino: „Fünftausend.“
Er rechnete nicht damit, dass das
kleine, hartnäckige Mädchen am anderen Ende, das unbedingt ein Model sein
wollte und anscheinend erheblich einen an der Waffel hatte, imstande wäre, so
viel Geld aufzutreiben.
Doch Delicia antwortete eiskalt
und ohne mit der Wimper zu zucken: „In Ordnung.“
Einige Sekunden lang herrschte
Schweigen am anderen Ende. Auch gut, wenn die Kleine wirklich so viel Geld
hatte, dann würde er es annehmen und ihr die Stunde geben: „Okay. In zwei
Wochen am Freitagabend um neun ist dein Auftritt. Schau bei Gelegenheit vorbei,
damit wir die Einzelheiten besprechen können und im Vorfeld abklären, was
vorbereitet werden muss. Werbung machen für deinen Auftritt musst du selber. Du
überweist mir das Geld auf mein Konto, vorher gibt es keinen Auftritt.“
Er gab ihr seine Bankdaten durch,
die sie sich notierte. Kurz darauf knallte sie den Hörer aufs Telefon. Warum
nicht gleich so! Sofort riss sie den Hörer wieder herunter und wählte eine
andere Nummer:
„Hallo, Mama! Ich bin` s, Delicia.
Hör mal, ich brauche von euch fünftausend Dollar. Es gibt da so ein extra
Seminar für die besten Jurastudenten. Dort dürfen nur Ausgewählte
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