Der schwarze Engel
sein, wie das Zeug am Ende wirklich wirkt. Hören
Sie, einen Abend, bevor das mit Dawson geschehen ist, da waren wir zusammen und
wir haben neue Pläne für unsere Zukunft geschmiedet. Wir wollten beide einen
Entzug machen und noch mal von vorne anfangen. Und das war Dawsons Idee! Er hat
mich angerufen und gemeint, dass er keinen Bock hat, den Rest seines Lebens so
weiter zu machen und dass er sich selbst noch einmal eine Chance geben wollte,
und er hat mich gefragt, ob ich mitmache. Also haben wir uns zusammengesetzt
und Dawson hat mir Mut gemacht. Wir wollten das gemeinsam durchziehen. Wir
wollten einen Entzug machen und wieder studieren und uns ein neues Leben
aufbauen. Er war voll begeistert davon und er hat das nicht nur einfach so
gesagt, es war ihm wirklich ernst! Eins kann ich Ihnen sagen, nie im Leben hat
der sich ein paar Stunden später umgebracht! Das ist gequirlter Schwachsinn,
ganz großer Bullshit! Und ich kann Ihnen auch sagen, wer es war! Ich habe sie nämlich
gesehen, wie sie zu Dawson gegangen ist, und viele andere Zeugen haben das auch
gesehen!“
Eric sprach schnell, aber trotzdem
bestimmt und klar. Er erzählte Sharon alles, was er gesehen hatte und sonst
noch wusste und konnte sogar andere Augenzeugen namentlich benennen. Als die
Agentin ihm zuhörte, senkte sie sanft ihren Kopf. Was sie hörte, bedrückte sie
auf eine seltsame Art und Weise. Sie fühlte sich ein wenig schuldig, dass sie
die Zusammenhänge nicht früher erkannt hatte. Sie waren die ganze Zeit auf der
Hand gelegen, aber irgendwie hatte man es geschafft, sie zu blenden. So etwas
war ihr noch nie passiert und sie fragte sich, wie es soweit hatte kommen
können, dass man sie derart manipuliert hatte. Erst jetzt, als sie jemanden vor
sich hatte, der ihr als Zeuge die Tatsachen noch einmal klar vor Augen führte
und sie noch einmal über alles nachdachte, erkannte sie die Widersprüche, die
Zusammenhänge, das ganze Ausmaß.
Nachdem Eric all seine Aussagen
gemacht hatte, lächelte Sharon sanft: „Danke, Eric. Ohne dich wäre der Fall
vermutlich niemals aufgeklärt worden und der wahre Täter würde weiterhin frei
herum laufen und diese Spielchen vermutlich auch weiterhin ausüben. Wir
brauchen dich als Zeuge vor Gericht. Kann ich mich auf dich verlassen?“
Eric sah Sharon ernst in die
Augen: „Ja, auf jeden Fall! Dawson war mein bester Freund!“
Er schluckte schwer und seine
Augen wurden feucht, während er versuchte, ein starker Mann zu sein: „Was
werden Sie jetzt tun?“
„Ich werde mich gleich auf den Weg
machen und eine Verhaftung durchführen.“
Eric nickte zustimmend.
Bevor Sharon ihn verließ und sich
auf den Weg machte, sagte sie: „Hör zu, Eric. Gib den Plan, den du mit Dawson
gemacht hast, nicht auf. Er hat keine Chance mehr bekommen, sein Leben neu
anzufangen, obwohl er es wollte. Aber ich bin mir sicher, er würde wollen, dass
du dir diese Chance gibst.“
Eric nickte und lächelte fast:
„Danke. Ja. Sie haben recht, er würde das so wollen! Ich mach das für meinen
alten Kumpel - das bin ich ihm schuldig!“
Sharon schenkte ihm ein letztes,
aufmunterndes Lächeln, bevor sie sich auf den Weg machte, endlich den Täter zu
verhaften. So würde es doch noch eine Aufklärung aller Dinge geben, lange
Verhöre und eine Gerichtsverhandlung. Ihr Urlaub würde doch noch eine Weile
warten müssen. Trotzdem war sie froh darüber, dass sie im letzten Moment die
Kurve für die Lösung dieses Falls gekriegt hatte. Es war ein gutes Gefühl, mit
Sicherheit zu wissen, dass man den richtigen Täter identifiziert hatte - noch
dazu, wenn es jemand war, der ansonsten vielleicht auch weiterhin unerkannt
gemordet hätte.
23
Ashley und Delicia saßen zusammen
in Delicias Wohnzimmer und alberten wie junge Teenager herum. Delicia fühlte
sich gut und übermütig. Vanessa hatte damit begonnen, die Flyer für ihren Auftritt
zu gestalten und bald würden diese in der ganzen Stadt verteilt werden. An ihr
Studium dachte sie nicht mehr. Sie war sich sicher, dass sie schon bald ein
angesagtes Model sein und ihre Karriere endlich beginnen würde.
Auch Ashley schien es besser zu
gehen. Sie war viel mit Delicia zusammen und hatte in ihr neuen Halt gefunden.
Sie war ihr Vorbild und ihre Retterin. Es war, wie Vanessa immer gesagt hatte –
sie war wirklich ein Engel!
In einer gemütlichen Atmosphäre
saßen die beiden zusammen, tranken Kaffee und überlegten sich, in welchen Film
sie heute Abend gehen wollten, als es plötzlich an
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