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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Zelten blieben sie stehen und blickten über den Pferch mit den Pferden. Es waren an die tausend eher gedrungene Tiere mit großem Kopf und dickem Hals, klobigem Rumpf und kurzen, kräftigen Beinen. Schnell wie ein Hirsch, ausdauernd wie ein Maultier.
    «Das ist die große Stärke der Hunnen», murmelte Attila.
    «An unseren Pferden und unseren Pfeilen soll die Welt uns erkennen», stimmte Chanat zu.
    Die Pferde, auf deren Rücken und groben, stoppeligen Mähnen der niedrigstehende Mond in diesen ersten Nachtstunden einen silbrigen Streifen warf, wieherten leise. Attila atmete den süßen Pferdeduft tief ein.
    In der Stille der Nacht erhob sich auf einmal eine Stimme, und sie kam Attila ungewöhnlich traurig und düster vor. Er machte kehrt und ging auf das Zelt zu, aus dem die Laute drangen. Es war die Stimme einer Frau, leise und tief. Lautlos trat er näher und sah sie am Eingang eines bescheidenen Zeltes sitzen, einen Säugling in den Armen. Ein weiteres Kind lag neben ihr auf ein paar Decken, und dreioder vier Frauen hockten hinter ihr im Halbkreis, während sie sang:
    Sprießt auch das Gras im Frühling,
    Wirst du es nicht hören.
    Fließt auch die Quelle von den Hügeln,
    Wirst du es nicht hören.
     
    Der Schakal liegt in deinem Bett,
    der Rabe brütet unter deinen Schafen,
    Nur der Wind bläst des Hirten Flöte,
    Nur der Nordwind singt dein Lied,
    Treuer Gatte   …
    Die Stimme der Frau geriet ins Stocken und brach unvermittelt ab, als ihr Kopf sich vor Gram auf die Brust senkte. Der Säugling sah mit weitgeöffneten Augen zu ihr auf. Eine der Frauen neben ihr legte ihr die Hand auf die Schulter.
    «Wer ist das?», flüsterte Attila seinem Gefährten zu, der ihm leise gefolgt war.
    «Die Frau eines der Wachen aus Rugas Zelt, den Ihr umgebracht habt.»
    Attila runzelte die Stirn. Er hatte es bereits vergessen.
    Er ging noch näher heran und blieb dann stehen. Nach einer Weile sahen die Frauen auf, einige von ihnen erschraken. Nicht jedoch die junge Witwe.
    «Weib», sagte Attila und winkte Chanat heran. «Hier ist dein Ehemann. Freue dich.»
    Mit tränenerfüllten Augen blickte sie zu ihm empor. Dann stand sie langsam auf, das Kind noch immer im Arm. Sie stellte sich vor ihn hin und spuckte direkt vor ihm auf den Boden.
    «Du hast meinen Mann geschlachtet und seinen Leichnam ohne Begräbnis verbrannt. Nun bin ich Witwe, und meine Kinder sind hilflose Waisen. Mein Herz ging zu Bruch wie ein altes Gefäß; in hundert Stücke zersprungen liegt es auf der Erde. Meine Tränen sind versiegt, doch noch immer brennt der Kummer in meinem Innern. Du aber behandelst mich wie eine alte Kuh, indem du mich diesem Bullen hier mit seinem stinkenden Atem und seinem faltigen Gemächt zur Frau gibst. Doch so leicht gibt man mich nicht her. Verlasse mein Zelt und geh zurück in dein eigenes Lager. Dein blutiges Schwert soll dir Gesellschaft leisten in der kalten Nacht. Und möge das Urteil der Götter hart sein!»
    Chanat machte einen wütenden Schritt nach vorn, doch Attila hielt ihn mit der ausgestreckten Hand zurück.
    Die Frau starrte ihm noch ein wenig länger ins Gesicht, ohne Furcht, aber voller Verachtung. «Wie viele wirst du ebenso umbringen, du Witwenmacher? Ich weiß, was in den Köpfen und Herzen von Männern wie dir vorgeht, das ist kein Geheimnis für mich. O großer Tanjou! Khan aller Königreiche unter dem Himmel! Großer König von allem – und nichts!»
    Erneut spuckte sie aus, drehte sich dann rasch um und ging zurück ins Zelt, das sie hinter sich zuzog.
    «Herr!», protestierte Chanat, doch Attila schüttelte den Kopf.
    «Worte, nichts als Worte», sagte er und ging weiter. «Gerätst du in einen Wüstensturm, begegnest einem Löwen oder hast eine Armee von zehntausend Kriegern vor dir», fuhr Attila fort, «so magst du getrost darauf zureiten. Vertritt dir jedoch eine wütende Witwe den Weg   …»
    «So eine Frau würde ich gern zureiten!», spottete Chanat. «Sie wäre eine gute Mutter von künftigen Kriegern. Schade,dass ihre Leidenschaft nicht durch mein faltiges Gemächt entfacht wurde!»
    «O ja, wirklich schade!», lachte Attila.
    Als sie an einem schmierigen und alt aussehenden Zelt in der Mitte des Lagers vorbeikamen, hörten sie die Schreie eines jungen Mädchens und das zahnlose Gebell eines alten Mannes. Plötzlich fiel ihnen die junge Frau beinahe vor die Füße. Man hatte ihr das Haar in Büscheln ausgerissen, und ihr Gesicht war von Schlägen und Prellungen entstellt. Ihre Tunika hing am

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