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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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spielen. Er hatte erfahren, daß dieser im nächsten Monate nach Ballas gehen wolle, um ein Ballasifloß zu holen, und das gab ihm die Gelegenheit, sein Vorhaben auszuführen. Er ging also nach dem Hafen von Bulaq, um den Befehl zu erteilen, daß man den Sandal segelfertig machen solle. Eben als er auf dem Kleindecke des Schiffes stand und mit dem Reïs sprach, kam der Muchtessib Mustapha Effendi mit vier Polizisten über die nahe Brücke gegangen. Er sah den Kulledschi, blieb stehen und sagte zu einem der Polizisten:
    »Siehst du Sadok dort auf dem Sandal? Diesem Spitzbuben war noch niemals beizukommen. Was mag er auf dem Schiffe wollen? Du bist klug; eile heim; kleide dich wie ein Matrose an und begieb dich dann zum Reïs des Schiffes, um ihm deine Dienste anzubieten. Vielleicht gelingt es dir, zu erfahren, welche Absicht diesen Sadok Omar nach dem Hafen getrieben hat.«
    Das war am Nachmittage. Abends kam der Polizist zu seinem Gebieter, um ihm zu melden:
    »Effendi, ich muß mit nach Semennud; gieb mir die Erlaubnis dazu, wenn du den Kulledschi fangen willst!«
    »Alles, alles erlaube ich dir, falls du ihn nur fängst,« antwortete der Muchtessib schnell. »Was hast du erfahren?«
    »Sadok Omar geht nach Semennud, um Töpfe zu kaufen. Der Reïs brauchte einen Matrosen und hat mich angeworben. Darf ich mit, so werde ich jedenfalls vieles erfahren, was uns bisher verborgen blieb.«
    »Natürlich mußt du mit, ganz natürlich! Ich danke Allah für die Aussicht, diesen listigen Schakal endlich einmal fangen zu können. Wehe ihm, wenn er mir in die Hände läuft! Er soll die Scherben aller seiner Töpfe schmecken!«
    Der Polizist wurde mit den nötigen Verhaltungsmaßregeln ausgerüstet und verließ am andern Morgen mit dem Sandal Bulaq, den Hafen von Kairo. Sadok Omar, der Kulledschi, befand sich auch an Bord. Er hatte seinen Laden unter die Aufsicht eines Gehilfen gestellt. Von da an wartete Mustapha Effendi mit großem Verlangen auf die Rückkehr seines Untergebenen. Diese erfolgte nach ungefähr drei Wochen. Er meldete, daß in Semennud über fünfhundert große Thonkrüge in den Raum geschafft worden seien. Bei dieser Arbeit war er nicht mit beschäftigt gewesen, und so wußte er nicht, daß eine bedeutende Anzahl dieser Krüge mit ausländischen, unverzollten Artikeln angefüllt wurden. Den übrigen Platz hatte man zum Transporte gewöhnlicher Waren, welche noch heute in Kairo ausgeladen werden sollten, benutzt. Morgen früh sollte der Sandal dann flußaufwärts nach Ballas segeln.
    »Mit den unechten Töpfen nach Ballas?« meinte der Effendi. »Hier liegt der Punkt, an welchem Sadok Omar zu fassen sein wird, und zwar werde ich selbst ihn bei dem Schopfe nehmen. Ich fahre schon heute mit einem Regierungs Noqer (kleiner Schnellsegler) voran, um den Sandal in Ballas zu beobachten und abzufangen. Du segelst natürlich mit dem Kulledschi. Ich verkleide mich und lege die Tracht eines Fellah an; dennoch wirst du mich leicht finden, denn der Ort ist klein, und ich werde danach trachten, dir heimlich zu begegnen.«
    Es bedurfte nur eines Befehles von Mustapha Effendi, so stand der Noqer ihm zur Verfügung. Als er sich nach einigen Stunden nach dem Hafen begab, um an Bord zu gehen, sah er Selim Ben Nuba, den armen, ehrlichen Kulledschi, welcher suchend längs des Ufers ging.
    »Was willst du hier finden, mein Sohn?« fragte der sonst so grimmige Mann freundlich. »Erwartest du neue Ware?«
    »Nein, o Effendina,« antwortete der Gefragte mit einer tiefen Verneigung. »Ich suche ein Schiff, mit welchem ich morgen nach Ballas gehen kann, um Krüge einzukaufen.«
    »Du darfst mit mir fahren, und zwar ohne zu bezahlen. Eile heim, dein Haus zu bestellen! In einer Stunde segelt der Noqer, welchen du da vor uns liegen siehst, ab. Aber sei verschwiegen. Niemand darf wissen, daß wir bei einander sind und welches Ziel wir haben.«
    Das war eine Ehre, welche der Nubier wohl zu schätzen wußte. Er ging schnell nach seiner Wohnung, um sich zur Reise vorzubereiten, und trachtete dann, möglich unbeobachtet an Bord zu kommen. Kurze Zeit später entfaltete der »Noqer« seine beiden Segel und richtete den scharfen Bug gegen die gelben Wasser des Nils, um nach mehrtägiger Fahrt in Kenneh anzulegen. Dort sollte er vor Anker bleiben, um nicht in Ballas gesehen zu werden. Mustapha Effendi hatte einen weißen Haïk angelegt, dessen Kapuze er über den Kopf zog. Er stieg mit Selim Ben Nuba aus, um sich über den Nil nach Ballas rudern zu

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