Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe
blinken, auf welcher es von dunklen, beweglichen Punkten förmlich wibbelte und kribbelte. Das war eine außerordentlich stark bevölkerte Wiese, die erste derartige, welche wir auf dieser Fahrt erblickten. Sie wurde auch von den andern Schiffen bemerkt, denn wir sahen, daß dieselben sich fertig machten, um beizudrehen und ihre Boote auszusetzen. Auch unser »Sealskin« hielt dicht beim Winde, und der Kapitän ließ an den Davids arbeiten, als ob er die Boote klar machen wolle, gab aber dabei den Befehl, das Feuer der Dampfkessel heller zu schüren. Er ließ die Maschine leise rückwärts arbeiten, so daß wir gar keine Fahrt machten; infolgedessen überholten uns die andern Schiffe. Indem sie an uns vorübersegelten, wurden wir von ihren Mannen, welche unsre Absicht nicht errieten, schadenfroh angerufen; sie glaubten, daß wir an einem Defekte litten und also zwar vorwärts wollten, aber nicht konnten.
Die Eisbank näherte sich; die Boote stießen von den Schiffen ab und hielten ein förmliches Wettrennen nach der wohl über eine englische Meile langen und ebenso breiten Scholle hin (s. das Bild: Wettrennen nach der Seehundswiese). Jeder Steuermann wollte mit seinem Boote als dem ersten dort anlegen.
Die Flotte hatte die Eisscholle zwischen sich genommen; darum landeten die Boote von zwei Seiten, um den Seehunden die Flucht in das Wasser möglichst abzuschneiden. Gegen anderthalbhundert Menschen sprangen, mit Knütteln bewehrt, auf das Eis, zogen ihre Fahrzeuge schnell nach und fielen dann schreiend über die armen Tiere her. Da wir uns in der Mitte des Tages befanden, waren nur junge, kaum zwei Wochen alte Robben vorhanden, welche zu schwach und unerfahren waren, als daß sie die Flucht in das Wasser hätten ergreifen können. Sie wurden alle erbarmungslos erschlagen.
Ich wendete mich ab, da ich das nicht mit ansehen mochte; Harper fluchte und wetterte wie ein Landsknecht über diese schonungslose Schlächterei, und der Kapitän erteilte die Weisung, vollen Dampf zu geben. Unsre Segel füllten sich wieder; die Räder arbeiteten mit Macht, und wir flogen an der schmalen Seite des Eisfeldes vorüber und in die südwestliche See hinaus. Die bei der Jagd engagierten Schiffe konnten uns nicht folgen, da sie die Rückkehr der alten Robben abwarten mußten; dann gab es für sie bis zum nächsten Tage zu thun, und wir waren sie also los. Schon nach einer Stunde konnten wir sie selbst durch das Fernrohr nicht mehr sehen.
Bald darauf hatten wir die Insel Kadiak und Kap Trinity doubliert und hielten auf Unimak zu. Die dortigen Untiefen liegen um diese Zeit vollständig unter Eis, was einen reichen Fang erwarten ließ. Gegen Abend des zweiten Tages erblickten wir die Spitze des 2703
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hohen Vulkanes Schikhaldin, der diese Insel weit in die See hinaus markiert, und kaum hatten wir diese Bemerkung gemacht, so mußten wir sämtliche Segel beschlagen und durften nur noch, und zwar sehr vorsichtig, unter Dampf gehen, da wir uns dem Festeise näherten.
Indem wir auf diese Weise und unter fortwährendem Auswerfen des Loggs langsam vorrückten, bemerkten wir ein langes, schmales und sehr leichtes Boot, welches sich mit der Gewandtheit eines Fisches vor uns nach allen Seiten im Wasser hinbewegte. Dieses Fahrzeug war oben zu, außer einer einzigen Oeffnung, aus welcher der Oberkörper eines barhäuptigen und in Felle gekleideten Mannes ragte, welcher mit erstaunlicher Geschicklichkeit mit der Linken sein Paddelruder führte, während er in der Rechten eine kurze Harpune wurfbereit hielt. Das war ein Eskimo. Er achtete zunächst nicht auf uns, sondern auf sein Geschäft. Ein Seehund tauchte neben ihm auf und sofort flog ihm die Harpune in den Leib (s. das Bild: Eskimo auf Robbenfang); das Tier tauchte sofort wieder unter und riß das Boot an der Harpunenleine eine Strecke mit sich fort, ermüdete aber durch den Blutverlust so schnell, daß der Eskimo es an sich ziehen und mit einem Hiebe seines Ruders vollends töten konnte.
Ein solches Eskimoboot wird Kajak genannt. Das Gerippe desselben besteht meist nur aus Walroßknochen und der Ueberzug aus Seehundsfellen. Der Ruderer steigt in das erwähnte Loch und bindet sich den Rand desselben fest um den Leib; dann kann kein Tropfen Wasser eindringen. Mag der Kajak zehnmal mit dem Manne kentern; ein Schlag mit dem Ruder bringt beide wieder nach oben und von Ertrinken kann keine Rede sein.
Jetzt zeigte der Mann erst, daß er uns wohl gesehen hatte. Er kam, seine Beute hinter sich
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