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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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mit dem Nasenweltmeister darf nicht einfach im Raum stehenbleiben. Da muß uns was einfallen. Und zwar schnellstens.“
    Die Ritter nickten ihr Einverständnis. Für den Augenblick war alles besprochen, und sie widmeten sich der Nahrungszufuhr.
    Beim Verlassen des Eßsaales hörte Stephan, wie Mini-Ritter Kuno zu den anderen Minis sagte: „Wenn die Großen erst lang beraten müssen, könnten wir doch was machen, heut nacht.“
    „Daran hab ich auch schon gedacht“, antwortete der kleine Eberhard. „Aber was?“
    Mini-Ritter Egon sah, daß Stephan ihnen folgte. Er gab dem kleinen Herbert einen Rempler, und ohne ein weiteres Wort gingen sie die kleine Treppe über dem Kabuff hinunter, in ihre Zimmer. Während der Arbeitsstunde, die sich bis zum Abendessen hinzog, herrschte Grabesstille auf der Burg. Jeder Ritter hatte neben seinem Klappbett einen kleinen Tisch, an dem saß er und stopfte, mehr oder weniger energisch, Wissen in seinen Kopf.
    Verbissen starrte Stephan in das Lateinbuch; die Vokabeln aber, die er ihm entnehmen sollte, blieben einfach nicht haften. Statt sich das Verbum prehendere, was erreichen heißt, einzuprägen, dachte er nur: Wie erreiche ich Beatrix noch vor dem Abendessen?
    Plötzlich stellten die grauen Zellen seines Gehirns eine Querverbindung her: Sonja! Mensch klar, Sonja!
    Seit einem denkwürdigen Streich waren er und Ottokar mit der Rosenfelser Musiklehrerin Sonja Waldmann richtig befreundet. Auf Sonja konnte er sich verlassen.
     
    Wenn ein Ritter während der Arbeitsstunde mal aus dem Zimmer geht, fällt das nicht auf. Er darf nur nicht zu lange wegbleiben. Bis zur Telefonzelle waren es ungefähr dreißig Meter, und Sonjas Durchwahlnummer hatte er im Kopf. Sie war auch gleich am Apparat und nicht sonderlich erstaunt über seinen Anruf. Ohne weitere Floskeln kam er zur Sache.
    „Sonja, du mußt Beatrix bitte etwas ausrichten. Sag ihr, es
    hat sich alles geändert. Ich komme nicht. Sie soll kurz nach Mitternacht bei uns am Bootssteg sein, keinesfalls früher, hörst du! Ich hab ihr etwas Wichtiges zu sagen!“
    Sonja antwortete nach einer kleinen Pause. „Wenn du dich mit Bea triffst, handelt es sich wohl nicht um einen Streich gegen uns? Sonst müßte ich passen, bei aller Freundschaft.“
    „So scheinheilig würde ich dich nicht einspannen!“ entgegnete er.
    „Ich weiß, Stephan. Ich richte es ihr aus.“
    „Danke dir. Und… Diskretion ist Ehrensache…
    „Sowieso.“
    Es klickte, und er ging zu seinen Vokabeln zurück. Die ließen sich jetzt speichern, als habe er ein neues Gehirn mit noch leeren Regalen. Locker saß er beim Abendessen, beteiligte sich an den Gesprächen und war wie immer. Das schien auch Ottokar festzustellen, der sich mehrmals nach ihm umdrehte. Beim anschließenden Ritterrat in der Folterkammer mischte er munter mit. Ein Streich gegen Rosenfels konnte nie schaden.
    Zunächst ging es um Grundsätzliches.
    „Wenn die von uns einen einzigen rauspicken, reagieren wir alle!“ meinte Hans-Jürgen. „Das müssen die Hühner endlich begreifen.“
    „Genau!“ Mücke saß beinebaumelnd auf dem steinernen Richtertisch und schaute über den Rand seiner Brille. „Picken wir halt auch eine raus. Da es sich um Dampfwalze gehandelt hat, am besten meine Schwester…“
    Andi, Dieter und Ottokar grinsten. Witzbold Klaus blieb ernst, er winkte ab. „Viel zu zahm! Dann denken sie, er war’s allein, und fangen wieder von vorn an. “
    „Da hat er recht“, meinte Stephan und drehte an den Daumenschrauben.
    Dampfwalze, der wie immer auf der Streckbank lag, richtete sich auf. „Wir haben sie zwar nicht erwischt, aber Ingrid hat das nicht allein gemacht. Beatrix, Sophie und die drei Kratzbürsten waren bestimmt dabei.“
    Damit meinte er Doris, Esther und Martina, die Karate konnte und ihn schon einmal aufs Kreuz gelegt hatte.
    „Die Horn war auch mal wieder dran“, fand Witzbold Klaus.
    „Überhaupt die Lehrerinnen!“ pflichtete ihm Dieter bei. „Die könnten wir doch mal entführen.“
    Hans-Jürgen im steinernen Richtersessel winkte ab. „Viel zu umständlich. Aber wir könnten sie unter einem Vorwand weglocken.
    „Und unter welchem?“ fragte Ottokar.
    Andi wiegte den Kopf hin und her. „Müßte ganz schön stichhaltig sein.“
    Ohne, daß er sich angestrengt hätte, stellten Stephans graue Gehirnzellen eine Querverbindung her. „Wie wär’s mit einer Bürgerversammlung in Wampoldsreute?“
    Alle sahen ihn an, während es hinter den Stirnflächen

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