Der schwarze Schwan von Scheckenstein
! Die haben uns gestört. Dafür verpassen wir ihnen einen Denkzettel!“ Ohne seine Antwort abzuwarten, ging sie über den Steg.
Beatrix, du bist in Ordnung! dachte er. Das müssen wir wirklich gemeinsam machen! In quakenden Schuhen lief er ihr nach, faßte sie bei der Hand und führte sie zu dem Busch am Feldweg. Dort setzten sie sich ins Gras und warteten.
Bald keuchten zwei Gestalten mit einer Last vorbei. Sie warteten noch eine Weile, doch niemand kam mehr. „Laß mich!“ flüsterte Beatrix.
Genau das hatte er ihr vorschlagen wollen. Die Übereinstimmung war verblüffend. „Okay, geh du. Ich sichere!“ flüsterte er.
Sie verschwand, und alsbald kündigte leises Pfeifen an, daß man sich auf sie verlassen konnte. Im Nu stand sie wieder da.
„Ich hab nur zwei entlüftet. Hinten rechts und vorne links. Das sieht echter aus.“
Sogar die Art des Fahrzeugs hatte sie festgestellt: ein Lieferwagen mit Neustädter Nummer.
„Superplusultra!“ lobte Stephan. „Die glauben, sie seien in Nägel gefahren, und haben nur ein Ersatzrad dabei.“ Er faßte sie um die Schulter und stapfte mit ihr durchs Gras zurück, als sei niemand in der Nähe.
„Trotzdem“, sagte sie. „Schad um die verlorene Zeit.“
„Die holen wir nach“, versprach er. „Ich komm rüber. Oder gibt’s da keine Bouillon?“
„Jede Menge. Wann kommst du?“
„Morgen um Mitternacht. Das heißt, heute. Bei euch am Hafen.“
„Abgemacht!“ sagte er. „Falls was dazwischenkommt, rufen wir uns nach dem Abendessen an.“
„Das wollt ich auch grad sagen.“ Sie lächelte. „Dann werd ich jetzt losgondeln, bevor Dampfwalze hier antanzt. „
Stephan half ihr ins Boot. „Bis neulich!“ alberte er und schob es mit aller Kraft hinaus.
Beatrix verstand. Es blieb still. Erst als nebenan wieder etwas ins Wasser plumpste, schaltete sie den Motor ein. Das Geräusch verschwand sofort.
Was mach ich denn da, ich Depp? Stephan merkte, daß er ihr in die Dunkelheit nachwinkte. Mann! Mit ihr kann man reden. Noch besser als mit Ottokar. Wir denken immer das gleiche…
Versonnen stand er auf dem Steg. Ihm wurde kalt. Drüben auf dem Feldweg sprang der Motor an. Das Geräusch entfernte sich langsam und hörte dann abrupt auf.
Hinten rechts – vorne links! freute sich Stephan.
„ Sssst !“
Das kam vom Ende des Stegs. Dampfwalze.
„ Sssst !“
Jetzt hörte Stephan ihn atmen. „Nun komm schon, Dampfwalze. Ich beiß dich nicht.“
„Was war das da drüben?“ fragte der Muskelprotz im Flüsterton.
„Ich würde sagen, ein Auto“, flachste Stephan.
„Wieso fährt da ein Auto um diese Zeit?“ wunderte sich Dampfwalze.
Stephan war so aufgekratzt, daß er nicht ernsthaft antworten konnte. „Da müßten wir den Fahrer fragen.“
„War sonst was?“ wollte Dampfwalze wissen.
„Nichts von Bedeutung. Aber paß trotzdem schön auf!“ Die Müllablader ließ Stephan unerwähnt. Sie waren Fremde und nicht der Grund für die Nachtwache. Er wollte sich an Dampfwalze vorbeischieben, da merkte der’s.
„Mann! Bist du ins Wasser gefallen?“
„Nein. Ich hab mich vorher unter die Dusche gestellt.“ Damit ließ er ihn stehen. Seine Antwort brachte ihn auf eine Idee: Unter die heiße Dusche! Das ist genau das, was ich jetzt brauche.
Strichweise Regen
In der Redaktion der Schulzeitung Wappenschild herrschte wieder einmal Hochbetrieb. Musterschüler Strehlau , wegen seiner erstaunlichen Merkfähigkeit auch Computergehirn genannt, trug die jüngsten Ereignisse in die Chronik ein.
… Strehlau , hat die verdächtigen Düfte als erster gerochen und sofort einige Ritter alarmiert…, hatte er über sich selbst vermerkt. Das Diplom für den Nasenweltmeister füllte, detailgenau in verkleinertem Maßstab eine Seite. Gerade beschrieb er die Klamottendrahtseilbahn mit Trag- und Zugseil. Wer in der Chronik las, der sollte nicht nur erfahren, was an Streichen gemacht worden war, sondern auch wie. Dieser Ehrgeiz des Musterschülers machte die Chronik nebenbei zu einem Nachschlagewerk für Streichtechnik.
Chefredakteur Mücke, Andi und Hans-Jürgen, der Dichter, brüteten derweil über organisatorischen und taktischen Problemen der neuesten Streichidee. Mit heißen Köpfen bastelten sie an der Einladung zur Bürgerversammlung, die sie Fräulein Dr. Horn zuspielen wollten. „Der Text muß so klar sein, daß sie mit ihrem ganzen Hühnerstall anrückt und nicht vorher beim Bürgermeister anruft!“ meinte Andi.
„Noch besser, die Versammlung findet
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