087 - Dr. Satanas - Herr der Skelette
Niemand ist sicher vor Dr. Satanas. Niemand weiß, wann
und wo er wieder zuschlägt. Der PSA ist es immer noch nicht gelungen, diesen
furchtbaren Feind unschädlich zu machen. Dr. Satanas steht mit dem Teufel im
Bund – unsichtbare, dämonische Mächte dienen ihm.
Unerwartet schlägt er zu.
An diesem Abend wurde Dr. Gilbert Roche sein Opfer.
Der Gynäkologe ahnte nichts von seinem Schicksal, und was geschah, war
ungewöhnlich und erschreckend!
Das Telefon klingelte.
Gilbert Roche saß in seinem Arbeitszimmer. Er sah
nicht von den Papieren auf, die er gerade studierte, als er den Hörer abhob. »Roche.«
»Madame Escallier«, sagte die Stimme am anderen Ende
der Leitung.
»Ah, Madame. Guten Abend!«
»Ich hoffe, Sie erwarten mich noch nicht, Doktor. Wir
hatten für halb sieben einen Termin vereinbart. Leider kann ich nicht pünktlich
sein.«
»Das macht nichts, Madame.«
»Es ist plötzlich Besuch gekommen, der länger blieb,
als wir erwartet hatten. Darf ich jetzt noch zu Ihnen kommen?« Sie hatte eine
sympathische und fröhliche Stimme. Nadine Escallier war die Frau eines
bekannten Pariser Juristen, der als Scheidungsanwalt weit über die Grenzen der Stadt bekannt war.
»Sie dürfen nicht, Madame, Sie müssen. Sie wissen, was
auf dem Spiel steht.« Gilbert Roche schob die dünne Akte zurück und blickte in
die Richtung des Fensters seines Arbeitszimmers.
Draußen war es schon dunkel.
»Mit der Injektion dürfen wir nicht ein einziges Mal
aussetzen, nicht in diesem Stadium!«
»Ja, ich weiß, Doktor. Ich bin spätestens in einer
halben Stunde bei Ihnen. Vielleicht auch schon etwas früher.«
Nadine Escallier legte auf. Sie war hochschwanger. In
zwei Monaten erwartete sie ihr erstes Kind. Das erste, von dem sie hoffte, daß
sie es lebend zur Welt brachte. Zwei Schwangerschaften lagen hinter ihr. Die
erste mußte abgebrochen werden, die zweite war eine Totgeburt.
Nadine war erst vierundzwanzig, hatte aber schon
einiges durchgemacht. Sie sehnte sich nach einem Kind und hoffte, daß es dieses
Mal klappte. Gilbert Roche hatte eine Methode entwickelt, die vielversprechend
war, und die er bereits bei anderen Frauen, die mit ähnlichen Schwierigkeiten
kämpften, erfolgreich angewendet hatte. Seine Therapie war ein Geheimnis. Die
Präparate, die er anwendete, hatte er selbst entwickelt.
Der Gynäkologe wohnte alleine in einer alten Villa aus
der Mitte des 18. Jahrhunderts und hatte sich das Anwesen wie ein kleines
Märchenschloß eingerichtet. Es gab diverse Salons, ein Kaminzimmer, eine
Bibliothek, zwei Clubräume, die unterschiedlich eingerichtet waren und einen
japanischen Salon, auf den er besonders stolz war.
Im Erdgeschoß waren sein Arbeitsraum, die Praxisräume
und das Wartezimmer. Darüber hinaus hatte er einen Raum für die
Sprechstundenhilfe eingerichtet, wenn sie sich während der Mittagspause
zurückziehen und ein wenig entspannen wollte.
Er erhob sich, trat an das dunkle Fenster und blickte
in den Garten, der nicht groß war. Wenn man genau hinsah, konnte man die
umgrenzende Mauer hinter den Stämmen erblicken, die ihn vom Nachbargrundstück trennte.
Es war sieben Uhr abends und um diese Jahreszeit schon
sehr dunkel. In Paris spürte man die Nähe des Winters.
Gerade wollte er sich eine Zigarette anzünden, als es
klingelte. Er wunderte sich. Zwar hatte Nadine Escallier gesagt, daß sie sich
besonders beeilen werde, doch so schnell hatte er nicht mit ihr gerechnet. Er
legte die Zigarette wieder auf seinen Schreibtisch, passierte den langen, mit
einem kostbaren Perser ausgelegten Korridor. An den Wänden hingen altmodische Leuchter,
in denen ein schwaches Licht brannte. Die Decken zeigten Stuckarbeiten eines
unbekannten Meisters – Engel, die die Säulen stützten, die oberhalb der
Fensternischen herausragten.
Der Gang endete an einer massiven Holztür. Sie war von
innen verschlossen. Während Gilbert Roche den Schlüssel umdrehte, sagte er:
»Madame, ich…«
Er war verblüfft, denn vor ihm stand nicht Nadine
Escallier, sondern ein Mann. Ein Fremder.
»Ja, bitte?« Der Gynäkologe musterte den unbekannten
Gast, der groß, schmal und schwarzhaarig war. Sein Gesicht zeigte eine
ungesunde Blässe. Die Nase war auffallend spitz, und im indirekten Licht der
Flurbeleuchtung war ein daumengroßer, dunkler Fleck zu erkennen. Ein Muttermal.
In der linken Hand trug der Fremde eine dunkle, nach
neuem Leder riechende Aktenmappe.
»Ich kaufe nichts, es tut mir leid«, versuchte Gilbert
Roche
Weitere Kostenlose Bücher