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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Ottokar wurde auf dem Korridor von Hans-Jürgen gesichtet. Der kam sofort her, um dem Schulkapitän von Mauersäges Erfolg zu berichten. Stephan drehte sich noch einmal um und flüsterte ihr ins Ohr: „Sag Beatrix einen schönen Gruß. Ich ruf sie nach dem Abendessen an. Sag, es ist dringend!“

    „Mach ich.“ Sie lächelte.
    Erleichtert rannte Stephan seinem Freund nach. Der hatte nichts gemerkt, obwohl er übers ganze Gesicht grinste.
    „Deine Idee ist ein Volltreffer! Kress macht mit.“ Da die erwartete Begeisterung ausblieb, half Ottokar nach. Er klopfte Stephan auf die Schulter. „Nun freu dich schon, beleidigte Leberwurst!“
    Erst an der Ecke zum Südflügel brachte Stephan ein kleines Lächeln zustande.
    „Na endlich!“ brummte der Schulkapitän. „Und heute abend kommst du wieder mit in die Folterkammer. Ist doch kein Zustand so!“
    Beide mußten lachen, weil sie sich gleichzeitig kratzten.
    „Okay.“ Stephan nickte. Der Zuspruch tat ihm gut. Er sah die Dinge jetzt aus einem anderen Blickwinkel: Ottokar hat recht! Ich war total verbohrt, ein richtiger Miesepeter! Aus lauter schlechtem Gewissen, weil ich nicht alles gesagt hab, was ich wußte. Komisch, wie man da sofort falsch reagiert. Bis einem ein Freund den Kopf zurechtrückt. Selber schafft man’s nicht. Normalerweise laß ich Dampfwalze doch quatschen , was er will. Er meint’s nicht so, redet halt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Mein blödes Verhalten mußte ihn ja stutzig machen. Und bei Beatrix hab ich mich noch blöder benommen. Na ja, bis heut abend…
    „Schau mal!“ Ottokar war stehengeblieben und deutete in den Burghof hinunter. Dort stand Dr. Schüler, der rasende Lateinlehrer, neben seinem Flitzer und redete auf den Rex ein.
    „Sieht aus, als ob er die Analyse schon hat“, meinte Stephan.
    Die beiden Freunde gingen in ihr Zimmer und sprachen nicht weiter, denn die Arbeitsstunde hatte begonnen. Jeder war mit sich und seinem Lernstoff allein, ohne Bewegung und Ablenkung durch andere.
    Der Juckreiz nahm zu. Stephan hatte gerötete Augen. Beim Abendessen tauschten die Geplagten ihre Ansichten aus.
    „Eins steht fest: Es ist schlimmer geworden“, meinte Fritz, der Seltenfröhlich.
    „Das liegt an der Uhrzeit“, widersprach Emil. „Wenn man was hat, wird’s zwischen fünf und acht immer schlimmer. Heißt es jedenfalls.“
    Strehlau fuhr dazwischen: „Habt euch nicht so!“
    Er hatte Erfolg. Ab sofort kratzten sich die Betroffenen weniger. Auch während der Schweigezeit.
    Da stand Ottokar auf und ging zum Schwarzen Brett. Alle reckten die Hälse. Wenn der Schulkapitän abends ansagte, mußte es sich um etwas sehr Wichtiges handeln.
    Nach dem Bimmeln mit der Kuhglocke sagte Ottokar: „Gleich nach Tisch ist Schulversammlung im Wohnzimmer. „
    Wie auf der Burg in solchen Fällen üblich, zeigten die Ritter keine Gefühlsbewegungen und quatschten nicht lange. Selbst Wolf zugehe seine Neugier. Beherrscht begab er sich hinauf ins Wohnzimmer an der Südwestecke der Burg. Ritter und Lehrer stellten sich in weitem Halbkreis um den grünen Kachelofen und warteten, still und – soweit möglich – ohne Kratzen.
    Ein Glück, daß ich zu Sonja gesagt hab, ich rufe an! dachte Stephan. Ewig wird die Schulversammlung ja nicht dauern!
    Direktor Meyer kam herein. Hinter ihm Ottokar, der die Tür schloß und sich dagegenlehnte ,
    „Wie ihr wißt, hat Dr. Schüler das Seewasser untersuchen lassen“, begann der Rex. „Plötzlich auftauchende Hautreaktionen, wie das Jucken, soll man nicht zu leicht nehmen. Der Befund des Labors bestätigt das. Ich verhänge bis auf weiteres striktes Badeverbot! Der See ist verschmutzt. Jedenfalls in unserem Bereich…“
    „Ach du grauer Hering!“ Wolf war es, dem die Bemerkung herausrutschte. Doch niemand lachte.
    Der Rex überging sie. „Chemie-Abfall muß auf irgendeine Weise hineingekommen sein. Das Labor konnte den Stoff analysieren, und Dr. Schüler hat nach einem Anruf bei Dr. Voss eine besondere Salbe gekauft, die den Juckreiz beseitigen wird. Medizinisch besteht für Euch also kein Grund zur Besorgnis. Ihr habt noch einmal Glück gehabt. In höherer Konzentration ist die Chemikalie äußerst gefährlich!“
    Vorn standen die Mini-Ritter und fingen an, sich wieder zu kratzen.
    „Von dieser Verschmutzung habe ich Bürgermeister Kress verständigt“, fuhr der Rex fort, „und, da wir die unmittelbar Betroffenen sind, Anzeige gegen Unbekannt erstattet.“
    Ein Raunen ging durch die

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