Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Hauptkonkurrenten. Braymer ist der Erbe des Familienbetriebs.«
Mara zog eine Braue hoch, die es nicht mehr gab. »Ich verstehe. Es geht also um mehr als darum, dass zwei alte Freunde ihre Kinder zusammenbringen wollen.«
Karigan nickte. »Ja, es geht um zwei Männer in mittleren Jahren, die sich um ihr Erbe sorgen und ihre Textilienreiche erweitern wollen.« Sie verdrehte die Augen. »Wenn Braymer
und ich miteinander auskommen, hoffen sie zweifellos auf eine … eine Heiratsverbindung.«
»Und ich dachte immer, Adlige wären die Einzigen, die sich wegen solcher Dinge Gedanken machten.«
»Es ist nicht das erste Mal, dass mein Vater versucht, eine passende Verbindung für mich zu finden, obwohl er mir nie eine Heirat aufzwingen würde, wie es in anderen Clans oft geschieht. Aber das hier …«, und sie hob zur Unterstreichung ihrer Worte eine Falte des Kleids hoch, »… das hier ist ernst.«
Mara verzog die Lippen zu einem amüsierten Lächeln, und in ihrem Blick lag eine Heiterkeit, wie Karigan sie dort lange nicht mehr gesehen hatte. »Ernster als Abenteuer im Schwarzschleier und Heimsuchungen durch Geister?«
»Danke, dass du es für mich zurechtrückst.«
»Keine Ursache. Einen Nachmittag in diesem wunderschönen Kleid auszugehen, und das am Arm eines wohlhabenden Mannes, wäre eine angenehme Abwechslung vom Säubern des neuen Reiterflügels. Neue Gesichter, andere Aussichten.«
Karigan nahm Maras unverbrannte Hand. »Es tut mir leid – manchmal denke ich einfach nicht nach. Wer bin ich, mich zu beschweren?« Mara hatte den Heilerflügel seit der Nacht des Feuers nicht verlassen und verließ auch kaum ihr Zimmer, seit sie heilte.
»Karigan G’ladheon, sei nicht albern. Dein Besuch hier hat meinen Tag wirklich verschönert und mir Gelegenheit gegeben, über etwas anderes als meine Behandlung nachzudenken. Mach dir keine Gedanken um mich – ich komme bald hier raus, und Hauptmann Mebstone beschäftigt mich bereits mit Papierkram.« Sie tätschelte einen Stapel Arbeit auf ihrem Nachttisch. »Du hast in diesem Sommer so viel durchgemacht und bist die letzte Zeit so traurig. Du hast einen Ruhetag verdient, einen Nachmittag, an dem du ausgehst,
und wenn du zurückkommst, musst du mir alles erzählen.«
Also hatte Karigan doch nichts vor Mara verbergen können. Ja, sie war traurig gewesen und wütend, aber aus Gründen, die sie niemals erklären würde. Nicht einmal Mara. »Ich erwarte nicht, dass es besonders aufregend sein wird. Wir gehen in einen Teesalon an der Greifenstraße und dann ins Kriegsmuseum von Sacor.«
Karigan verließ den Heilerflügel und ging durch einen der Hauptflure des Schlosses; das Bündel des Samtkleids war beinahe zu groß für ihre Arme. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte sie nur in die Fußstapfen ihres Vaters als Kaufmann treten wollen und den Reiterruf abgelehnt, weil das den Kurs ihres Lebens so eindeutig ändern würde. Und jetzt war sie wütend auf ihren Vater, weil er versuchte, sie wieder zurückzuholen?
Sie hatte angenommen, er hätte endlich verstanden, dass sie im Augenblick als Grüner Reiter diente, als Botin des Königs, und dies ihr keine Zeit für ihre Rolle als Kaufmann ließ. Und jetzt gedachte er sie zu verheiraten? Selbstverständlich sprach er das nicht offen aus. Angeblich sollte sie Braymer Coyle bei seiner ersten Reise in die Stadt Sacor nur freundlich begrüßen. Das wurde unterstützt durch eine höfliche Bitte von Braymers Vater, seinem Sohn die Stadt zu zeigen, und dem Geschenk, mit dem er seine Bitte begleitete – ein zarter silberner Halsschmuck, der zu den Silberfäden ihres neuen Kleids passte.
Sie schnaubte. Die Väter steckten unter einer Decke.
Also gut, sie würde Maras Rat annehmen und sich einfach entspannen und die Abwechslung genießen. Sie würde sich ausruhen, beschloss sie. Keine Uniform, kein Schwert, keine Feinde.
Und Mara hatte recht – sie war wirklich traurig gewesen.
Karigan wurde aufgehalten von einer Gruppe junger Aristokratinnen, die sich im Flur drängten. Nachdem König Zacharias seine Verlobung mit Lady Estora angekündigt hatte, waren Verwandte der Coutres aus allen Himmelsrichtungen zum Schloss gekommen, und es wurden immer mehr – die Provinz Coutre musste inzwischen eigentlich ziemlich leer sein.
Die Frauen lachten und waren guter Dinge. Karigan staunte, wie die Ankündigung einer Heirat Leute zu Einfaltspinseln machen konnte. Die Tatsache, dass es um die Hochzeit des Königs ging, machte es nicht
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