Der schweigende Mund
Anchovispaste zwischen Dr. Quay und Mrs. Ballwin stattgefunden hat.«
»Von allen deinen extravaganten Einfällen ist das bestimmt die verrückteste Idee gewesen«, sagte Bertha. »Psychologische Handschellen wolltest du ihr damit anlegen, und in Wirklichkeit hast du ihr nur in die Hände gearbeitet. Nein, nein, mein Lieber, Frauen richtig zu erforschen ist noch nie eine besondere Stärke des Mannes gewesen. Davon halte dich künftig lieber fern, wenigstens solange die weibliche Psyche für dich noch ein Buch mit sieben Siegeln ist.«
»Ohne Zweifel habe ich damit eine Kettenreaktion ausgelöst«, unterbrach ich sie.
»Mir scheint, du bist gar noch stolz darauf. Und dann die Sache mit dem Mädchen in deiner Wohnung. Manchmal weiß ich wirklich nicht mehr, was ich von dir halten soll. Mußt du denn immer gleich so hineinschlittern, wenn du einen Fall bearbeitest?«
»Ich falle aber auch stets wieder auf die Füße, das wirst du doch zugeben müssen.«
»Stimmt schon, bis jetzt ist dir das wenigstens geglückt«, gab Bertha kleinlaut zu.
»Ausgerechnet du machst mir wegen Ruth Otis Vorwürfe. Sind nicht die meisten Unannehmlichkeiten dadurch entstanden, daß du Frank Sellers die Bälle zugeworfen hast?«
»Frank ist im Grunde seines Wesens ein anständiger Mensch«, sagte sie. »Er will nur, daß wir unsere Chancen nicht verderben.«
»Ja«, sagte ich, »das habe ich gemerkt.«
Das Telefon läutete.
Bertha meldete sich und gab mir dann den Hörer. Dabei sagte sie: »Für dich. Wieder irgend so ein einsames Mädchen.«
»Hallo«, rief ich in den Apparat, und dann hörte ich die Stimme von Ruth Otis.
»Hallo, Donald, ist nun alles in Ordnung?«
»Ja.«
»Ist auch nichts mehr ungeklärt?«
»Nein.«
»Ich habe ein paar ausgezeichnete Steaks besorgt«, sagte sie. »Dein Bratrost funktioniert noch, obgleich du ihn sehr lange nicht benutzt haben mußt... Zu den Steaks gibt’s einen pikanten Salat und vorweg eine Pilzsuppe... Kommst du zum Abendessen nach Hause?«
»'Nach Hause?« fragte ich, leicht komisch berührt.
»Ja, bitte«, hörte ich am anderen Ende der Leitung zärtlich ihre Stimme erklingen.
»Ich werde kommen«, sagte ich.
»Wann ungefähr?«
»In einer halben Stunde etwa. Bereite inzwischen alles schön vor.«
Dann legte ich den Hörer auf.
Bertha funkelte mich an. »An diesem Fall haben wir kaum Geld verdient«, sagte sie angriffslustig.
»Aber ich bin ganz zufrieden. Ich habe immerhin bare vierhundert Dollar auf >Fair Lady< gewonnen. Hättest du mehr Vertrauen zu deinen gefaßten Beschlüssen, dann könntest du jetzt ebensogut, wenn nicht gar besser dastehen«, sagte ich triumphierend.
Damit hatte ich Berthas Habgier von neuem geweckt. »Donald, was hast du über Keetleys Wettsystem herausbekommen? Erkläre mir, wie es funktioniert. Hast du dir auch alle Kniffe gut gemerkt?«
»Keetley ist bereits abgereist, um zu heiraten. Er hat mir aber kurz vorher noch etwas über seine Methode anvertraut.«
»Über Keetley sprechen wir nachher noch. Jetzt sage mir erst ganz genau, wie er zu den sicheren Tips kommt, Liebling.«
»Als er Doktor Quays Gespräche abhörte, hat er sich die Zeit damit vertrieben. Er ist davon überzeugt, daß es sich, rein theoretisch betrachtet, um ein unübertreffliches System handelt. Alles hängt von der Exaktheit ab, mit der man die Tagesform der Pferde für das jeweilige Rennen berechnet. Mit größter Genauigkeit muß man den Ausgang aller Rennen verfolgen. Das ist natürlich ein Haufen Arbeit und... «
»Die theoretische Seite interessiert mich nicht im geringsten«, unterbrach mich Bertha ziemlich abrupt. »Ich will lediglich wissen, wie man damit Resultate erzielt, die auch Geld einbringen.«
»Nun, dazu muß ich dir sagen, daß Keetley mir gestanden hat, >Fair Lady< sei der erste richtige Tip nach seinem System gewesen. Wörtlich sagte er: >Glück läßt sich nicht berechnen - es will überraschen. <«
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