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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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der Mokkatasse umgerührt haben.«
    »Und was würde geschehen, wenn Sie die reine Wahrheit erführen?«
    »Dann könnte ich Ihnen sicher einen guten Rat geben.«
    »Und wie würde es um mich bestellt sein, wenn ich nichts preisgebe?«
    »Es wäre jammervoll, wenn ein Mädchen mit so verführerischen Beinen längere Zeit ins Kittchen wandern müßte. Nach Ihrer Entlassung wird sich kaum noch jemand für Ihre Beine interessieren, und mit dem Modellstehen wäre es natürlich auch vorbei.«
    Erschrecken zeigte sich in ihrem Gesicht.
    »Haben Sie im Aufträge von Carl Keetley gehandelt?«
    »Wie kommen Sie ausgerechnet auf den?«
    »Nun, ich kann mir denken, daß er es war.«
    Sie zögerte einen Augenblick und nickte dann etwas verstohlen.
    »Lernten Sie ihn erst kennen, nachdem Sie Ihre Tätigkeit bei Daphne Ballwin aufgenommen hatten?«
    »Nein, er verhalf mir zu dieser Stellung. Ich bin... Also gut, nun sollen Sie auch das noch wissen: Ich bin schon längere Zeit mit Carl befreundet. Er legte besonderen Wert darauf, daß ich diesen Posten antrat, um über verschiedene Vorgänge im Hause Ballwin laufend unterrichtet zu sein. Zuerst war ich nicht gerade begeistert von dieser Idee, doch später gab ich dann seinem Drängen nach.«
    »Sie mögen Carl wohl sehr gern?«
    »Ja, wir verstehen uns ausgezeichnet. Es hat zwar eine Zeit gegeben... Nun, Sie sind sicher Menschenkenner genug und werden mir bestätigen, daß er nicht der Typ ist, der vom Verheiratetsein ein Allheilmittel für alle Lebenslagen erwartet... «
    Nach einer kleinen Pause wagte ich mich an die Kernfrage heran: »Er händigte Ihnen also das Mittelchen aus und erläuterte Ihnen, was Sie damit anstellen sollten?«
    »Ja, er rief an und bat mich, dringend in sein Büro zu kommen. Dort gab er mir ein winziges Glasröhrchen, das ein Pulver enthielt, und erklärte, daß es sich um ein Gegengift handele, mit dem man Arsenikvergiftungen erfolgreich bekämpfen kann, sofern es unverzüglich angewendet wird. Dann informierte er mich darüber, daß Mrs. Ballwin eine kleine Dosis Arsenik einnehmen würde, und zwar gerade so viel, um lediglich eine noch zu überwindende Magenverstimmung zu erzielen, damit sie auf diese Weise den Verdacht von sich lenken könne. Anschließend würde sie dann ihren Mann vergiftete Hors d’œuvres zu sich nehmen lassen. Es solle also der Anschein erweckt werden, als hätte man es zuerst und hauptsächlich auf sie abgesehen. Daphne Ballwin schwebte vor, so jedenfalls stellte es mir Carl dar, daß der Verdacht dann auf die gleiche Person fallen würde, die auch ihren Mann vergiftet habe.«
    »Wie ging es nun vonstatten?«
    »Das Pulver, das ich von Carl erhalten hatte, sollte ich mit Anchovispaste vermengen und damit ein Biskuit garnieren. Weiterhin hatte mir Carl aufgetragen, bei den beiden Ballwins im Wohnzimmer zu bleiben und zu warten, bis Daphne sich ein Biskuit von der Platte genommen hätte. Sobald dies geschehen sei, sollte ich ihre Aufmerksamkeit ablenken und dabei das von ihr ausgewählte mit dem von mir zubereiteten auf ihrem Teller vertauschen... Oh, Donald, was soll ich nur machen? Ich war doch der Überzeugung, daß es sich wirklich um ein Gegengift handelte, mit dem verhindert werden sollte, daß sich bei ihr überhaupt Symptome einer Vergiftung zeigten. Damit wäre doch ihr mit Doktor Quay so raffiniert ausgeklügelter Plan zu Fall gebracht worden. Nun bin ich mir völlig im klaren darüber, daß ich... Aber, das wissen Sie ja selbst. Kein Mensch wird mir glauben, daß sich das Ganze tatsächlich so abgespielt hat.«
    »Ich glaube es Ihnen«, sagte ich.
    »Aber die Polizei...?«
    »Die nimmt Ihnen das bestimmt nicht ab!«
    »Ich sitze nun so tief in der Tinte und weiß noch nicht einmal, ob Carl Keetley mich überhaupt beschützen wird... Jedenfalls rechne ich kaum damit, weil er dann seinen eigenen Hals in die Schlinge legen würde. Ich... Ich möchte ihn nicht in diese Misere mit hineinziehen, aber... «
    »Niemand wird Ihnen Ihre Darstellung glauben. Jeder wird davon ausgehen, daß Sie Daphne mit Vorsatz vergiftet haben.«
    Sie schloß die Augen und sagte nichts.
    »Ich hatte Ihnen eine Falle gestellt, Carlotta. Vermutlich sind Sie nicht hineingegangen.«
    »Was war das für eine Falle?«
    Ich wies auf den Telefonapparat. »Ich stellte mir vor, daß Sie Ihren Auftraggeber sofort, nachdem ich gegangen war, anrufen würden. Nicht ohne Absicht hatte ich Sie, unmotorisiert, wie Sie gerade waren, quasi auf einer Insel

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