Der Schwur der Königin
schlenderte und sich auf meinem Thron niederließ. Hatte sie den Verstand verloren? Hatten die Hitze und all der Staub ihr die Sinne getrübt?
Sekunden später stolzierte der rothaarige Marquis von Cádiz in Begleitung eines verhüllten Mannes mit Turban herein. Dieser starrte Beatriz mit hasserfüllten Augen an, und bevor irgendjemand reagieren konnte, stürzte er mit einem Heulen vor, stieß Cádiz beiseite und griff unter seinen Mantel. Ich erstarrte, als ich einen Krummdolch in seiner Hand aufblitzen sah.
Beatriz stieß ein durchdringendes Kreischen aus. Die draußen postierten Wächter stürmten herein und hätten mich fast zu Boden gestoßen. Sofort bedrängten sie den Mauren – der irgendwelche unverständlichen Worte brüllte – und packten ihn an den Handgelenken, bis er den Dolch losließ. Als die Waffe auf den Teppich fiel, trat ich darauf zu, um sie an mich zu nehmen.
»Nein!«, schrie Breatriz. »Nicht berühren!« Die Hand mit dem Saum ihres langen Rocks geschützt, fasste sie den Dolch am Griff an und zeigte ihn mir. Mir stellten sich die Nackenhaare auf, als ich die gravierte Klinge anstarrte, auf der ein grüner Film glänzte.
»Seht Ihr?«, flüsterte Beatriz. »Gift. Er wollte Euch mit einem in Gift getauchten Dolch erstechen.«
»Dios mío!« Fassungslos sah ich ihr ins Gesicht. »Du hast mir das Leben gerettet. Woher wusstest du das?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hatte so ein Gefühl.« Ein unsicheres Lächeln flackerte über ihre Lippen. »Verzeiht mir, dass ich Euch die Krone weggerissen habe. Aber wenn er durchgekommen wäre, hätte er wohl besser mich umgebracht statt Euch.«
»Er wird sterben«, knurrte Cádiz. »Er wird auf dem Hauptplatz vor der ganzen Stadt gerädert und gevierteilt. Seine widerwärtigen Herren sollen alles sehen.«
Ich drehte mich zu dem Attentäter um, der von unseren Wächtern in festem Griff gehalten wurde. Er blickte mir ohne erkennbare Angst in die Augen, obwohl ihm bereits klar sein musste, was ihn erwartete. Ich bezweifelte, dass er unserer Sprache mächtig war, und war umso überraschter, als er mit ausdrucksloser Stimme, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ, zu sprechen begann.
»Diesmal hat Euch Euer gekreuzigter Gott geschützt. Aber von heute an, christliche Königin, wisst Ihr, dass jede Stunde, in der Ihr atmet, eine vom Tod geborgte Stunde ist.«
Ich hob das Kinn. »Führt ihn ab«, flüsterte ich.
Von dem Durcheinander geweckt, kam Fernando ins Zelt getaumelt und nahm mich in die Arme. »Meine Luna , meine Geliebte, wenn ich mir nur vorstelle, was hätte passieren können …« Er drückte mich fest an sich. »Diese räudigen maurischen Köter! Sie wissen nicht, was Ehre bedeutet. Einen Attentäter loszuschicken … Überlasst ihn mir. Mit bloßen Händen werde ich ihn umbringen. Erst reiße ich ihm sein widerwärtiges Herz heraus, und dann zertrümmere ich diese erbärmliche Stadt, so wahr mir Gott helfe!«
»Bitte nicht.« Mit einem matten Lächeln löste ich mich von ihm und scheuchte dann alle anderen hinaus. Als wir allein waren, sagte ich leise: »Wir haben schon jetzt beinahe zweitausend Männer verloren, und in meinen Lazaretten liegen zahllose mehr im Sterben. Unsere Vorräte sind beinahe aufgebraucht. Wir können nicht sehr viel länger durchhalten, Fernando. Ich fürchte, wir müssen eine Einigung mit ihnen erzielen, selbst wenn das den Rückzug aus Málaga bedeutet. Es wird andere Jahre geben, andere Gelegenheiten …«
»Nein«, unterbrach er mich mit tonloser Stimme, »ein Rückzug kommt nicht infrage. Niemand bedroht meine Frau.«
Damit marschierte er hinaus und rief nach Cádiz. Ich folgte ihm und hörte ihn dem Marquis befehlen: »Schickt einen Herold an die Stadtmauer. Er soll verkünden, dass wir die Stadt dem Erdboden gleichmachen und jeden ihrer Bürger dem Schwert ausliefern, wenn sie sich nicht binnen drei Tagen bedingungslos unterwirft.«
»Fernando«, sagte ich. Er musterte mich mit unnachgiebigen schwarzen Augen, die aus seinem aschfahlen Gesicht hervorstachen. Ich schluckte meinen Protest hinunter. Mir war klar, dass ich mich seinem Urteil beugen musste.
Binnen drei Tagen überwältigten die verzweifelten Bürger von Málaga ihre Führer und sandten uns ihr Kapitulationsangebot. Fernando zerfetzte das Schreiben vor den entsetzten Augen des Boten. »Keine Bedingungen, habe ich gesagt. Keine.«
»Aber Eure Majestät«, flehte ihn der Mann auf Knien an. »Es sind auch Christen und Juden in
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