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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Jahre zuvor gefallen waren, musste ich mich an der Kante der Bank festklammern. Ich sah nicht, wie Beatriz in die offene Arkade am Rande des Gartens trat, sondern bemerkte sie erst, als sie vor dem an ihr vorbeifegenden Carrillo in einem tiefen Knicks versank. Kaum war er vorübergeeilt, raffte sie ihre Röcke und rannte auf mich zu. Als sie mich erreichte, straffte ich die Schultern, obwohl ich mich in Wahrheit derart verwirrt fühlte, dass ich glaubte, meine Beine würden unter mir nachgeben.
    »Dios mío!« , keuchte Beatriz. »Das war doch Erzbischof Carrillo, oder? Was wollte er? Was hat er Euch gesagt?« Sie verstummte, musterte mein Gesicht. »Er holt Euch und Alfonso ab, nicht wahr? Er bringt Euch an den Hof.«
    Ich starrte an ihr vorbei zu der Pforte, durch die der Erzbischof ins Kloster verschwunden war. Langsam nickte ich. Beatriz griff nach meinen Händen. Ich entzog sie ihr. »Nein«, murmelte ich, »ich … ich möchte allein sein. Bitte geh. Kümmere dich um meine Mutter. Ich bin bald bei euch.«
    Ich wandte mich demonstrativ ab und ließ sie tief verletzt zurück. Es war das erste Mal, dass ich ihr einen Befehl erteilt hatte, und ich wusste, dass ich ihr wehgetan hatte. Doch das war nötig gewesen. Ich konnte sie jetzt einfach nicht bei mir haben.
    Ich wollte nicht, dass irgendjemand mich weinen sah.

4
    Wir verbrachten die Nacht in Santa Ana, wo man oberhalb der Zellen der Nonnen eine Unterkunft für Gäste von hohem Rang eingerichtet hatte. Meine Mutter hatte ihr eigenes kleines Gemach, während Beatriz und ich uns eines nebenan teilten. Über meine Begegnung mit dem Erzbischof verlor ich kein Wort, und weder meine Mutter noch Beatriz stellten mir Fragen, obwohl mich die neugierigen Blicke meiner Freundin den ganzen Abend verfolgten.
    Am Tag darauf kehrten wir schweigend nach Arévalo zurück. Meine Mutter ritt, den Kopf erhoben, vorneweg und redete mit Don Bobadilla. Kein einziges Mal schaute sie in meine Richtung. Kaum hatten wir die Burg erreicht, zog sie sich in ihre Gemächer zurück. Doña Elvira hastete sofort hinterher, beladen mit Ballen von Stoffen, die sie und Beatriz in Ávila gekauft hatten.
    Als Beatriz und ich in den großen Saal traten, kam Alfonso die Treppe heruntergestürmt, Bogen und Köcher über der Schulter. Sein Haar war zerzaust, und seine Finger starrten von Tintenflecken. »Endlich!«, rief er. »Das Warten war elend langweilig! Kommt, lasst uns ins Freie gehen und vor dem Abendessen auf Scheiben schießen. Außer Lesen habe ich in den letzten Tagen nichts getan. Die Augen tun mir schon weh davon. Ich muss meine Muskeln strecken.«
    Ich versuchte zu lächeln. »Alfonso, warte einen Moment. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.« Beatriz machte schon Anstalten, sich zu entfernen, doch ich hielt sie zurück. »Bleib bitte. Das betrifft auch dich.«
    Ich führte die beiden zum Tisch. Gehorsam legte Alfonso den Bogen ab und setzte sich auf einen der harten Holzhocker. »Und?«, fragte er, die Stirn kritisch gerunzelt. »Was ist? Ist in Ávila etwas passiert?«
    »Ja.« Ich zögerte. Erst musste ich einen Kloß im Hals hinunterschlucken, dann berichtete ich alles, wobei ich das Gesicht meines Bruders aufmerksam auf die Wirkung meiner Worte hin beobachtete. Beatriz, die neben mir saß, verriet keine Regung. Als ich geendet hatte, schwieg Alfonso zunächst eine Weile, bis er schließlich sagte: »Mir leuchtet nicht ein, was daran ein Grund zur Sorge sein soll. Wir erfüllen unsere Pflicht, nehmen an der Taufe teil, und dann schickt er uns zurück.«
    »Ich glaube, du hast das nicht richtig verstanden«, erwiderte ich mit einem hastigen Seitenblick auf Beatriz. »Carrillo hat gesagt, dass er nicht weiß, wie lange wir fort sein werden. Es kann sein, dass wir … nie mehr zurückkehren.«
    »Natürlich werden wir das!« Alfonso fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. »Das ist unser Zuhause. Enrique hat sich nie um uns gekümmert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich jetzt auf einmal ändert.« Er stand auf. »Also, gehen wir raus zum Scheibenschießen?«
    Ich öffnete schon den Mund, um zu protestieren, als Beatriz mir gegen das Schienbein trat. Stumm schüttelte sie den Kopf. Daraufhin sagte ich zu Alfonso: »Geh ruhig. Wir sind müde. Wir gehen nur noch zu Mama und sehen nach, ob sie noch etwas benötigt.«
    »Von mir aus, wie du willst.« Damit hängte sich Alfonso wieder seinen Bogen um und schritt hinaus. Ich stieß einen gequälten Seufzer aus. »Er versteht nicht,

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