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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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irgendeine Absicht stecken.
    Er schmunzelte. »Du siehst aus, als wäre dir ein Gespenst begegnet. Du hattest mich doch nicht vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht!«, versicherte ich ihm verlegen. »Vergebt mir. Es ist nur so, dass ich … Ich hatte nicht erwartet, Euch ausgerechnet hier zu treffen.«
    Er neigte seinen massigen Kopf. »Warum nicht? Ein Erzbischof reist oft zum Wohle seiner Brüder, und die Schwestern hier waren schon immer freundlich zu mir. Außerdem hielt ich es für das Beste, deine Mutter in einer gewissen Entfernung von Arévalo zu treffen. Sie und ich haben soeben ein ausführliches Gespräch geführt. Als ich ihr sagte, dass ich dich sehen möchte, hat sie mir verraten, dass du draußen im Garten bist.«
    »Meine Mutter?« Ich starrte ihn verdutzt an. »Sie … sie wusste, dass Ihr hier sein würdet?«
    »Natürlich. Wir korrespondieren seit Jahren miteinander. Sie hat mich über deine und Alfonsos Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. Allerdings wundert es mich, dass ich dich allein antreffe. Wo ist denn Bobadillas Tochter?« Seine purpurne Robe mit dem weißen Kreuz darauf wirbelte um seine Füße, als er sich jäh umdrehte und, die Augen mit einer Hand beschirmend, in alle Richtungen spähte. Die Nonnen, die soeben noch im Garten gewesen waren, hatten sich alle entfernt. Nun, da wir ganz allein waren, schien er sogar die Luft zu beherrschen, mit seinem strengen Geruch nach Wolle, Schweiß, Pferd und noch etwas anderem, einer teuren Moschusnote. Bei einem Mann der Kirche hatte ich noch nie Parfum gerochen; irgendwie wirkte das unangemessen.
    »Beatriz ist in der Stadt, um Stoffe zu kaufen«, klärte ich ihn auf.
    »Ah.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Mir wurde gesagt, ihr zwei wärt unzertrennlich …«
    »Ja, wir sind zusammen aufgewachsen. Sie ist meine Gefährtin und Freundin.«
    »Sehr gut. Man braucht Freunde, vor allem an einem Ort wie Arévalo.« Er verstummte, den durchdringenden Blick weiter auf mich gerichtet, die Hände vor dem runden Bauch gefaltet.
    Ohne mir dessen bewusst zu sein, starrte ich ihn an. Er hatte nicht die weißen, zarten und weichen Hände eines Kirchenfürsten. In auffälligem Kontrast zu seinem goldenen Bischofsring waren die Finger sonnengebräunt und vernarbt, die Nägel schmutzig wie die eines Bauern.
    Oder eines Kriegers.
    Sein trockenes Lachen lenkte meinen Blick zurück zu seinem Gesicht. »Ich sehe, dass du nicht nur sittsam, sondern auch aufmerksam bist. Solche Eigenschaften werden dir am Hof gut zustatten kommen.«
    Am Hof  …
    Wie der zarte Hintergrund in einem Gemälde wich der Garten auf einmal zurück. »Am Hof?«, hörte ich mich sagen.
    Carrillo deutete auf eine Steinbank. »Bitte setz dich. Offenbar habe ich dich erschreckt. Das war nicht meine Absicht.« Er ließ sich mit seiner fülligen Gestalt neben mir nieder. Als er schließlich weitersprach, klang seine Stimme gedämpft. »Es mag dich befremden, wenn man bedenkt, wie viel Zeit vergangen ist, aber Seine Majestät, der König, hat kürzlich Interesse an dir und deinem Bruder geäußert. Mehr noch, er hat mich angewiesen, mich persönlich über eure Umstände kundig zu machen. Das ist der Grund meines Kommens.«
    Unter meinem Mieder machte mein Herz einen Satz. Mit flachen Atemzügen versuchte ich, mich wieder zu fassen. »Wie Ihr seht, geht es mir gut. Meinem Bruder ebenfalls.«
    »Ja. Wie schade, dass der Infant Alfonso nicht kommen konnte, aber mir ist gesagt worden, dass er im Unterricht zu nachlässig war und zurückgelassen worden ist, damit er lernt.«
    »So nachlässig ist er gar nicht«, widersprach ich hastig. »Nur wird er bisweilen abgelenkt. Er ist gern im Freien, zum Reiten, auf der Jagd oder um die Tiere zu pflegen, während ich … lieber mehr lerne. Natürlich reite auch ich gern, aber ich verbringe mehr Zeit mit den Büchern als er.«
    So plapperte ich drauflos, als ließe sich mit meinem Wortschwall das Unvermeidliche verhindern. Der Erzbischof zeigte keine Reaktion, auch wenn seine Augen aufmerksam auf mir ruhten. Etwas störte mich allerdings an seinem steten Blick, nur konnte ich es nicht benennen. Äußerlich hatte er sich gegenüber meinen Kindheitserinnerungen nicht verändert – er wirkte überwältigend, übermächtig, aber auch wohlwollend und vertrauenerweckend; ein Mann, der meine Mutter in einer Zeit der Not beschützt hatte.
    Und trotzdem wollte ich, dass er verschwand. Ich wollte nicht hören, was er zu sagen hatte.
    Ich wollte keine

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