Der Schwur der Königin
Veränderung in meinem Leben.
»Ich bin stolz darauf, dass es euch beiden so gut ergangen ist«, sagte er. »In Anbetracht der Umstände. Dennoch ist unser König der Ansicht, dass eure gegenwärtige Lage verbessert werden sollte. Genauer gesagt, er hat darum gebeten, dass ihr an den Hof kommt, um ihn zu besuchen.«
Schlagartig war mein Mund staubtrocken. »Natürlich ist das eine Ehre für mich«, brachte ich hervor. »Aber ich muss Euch bitten, Seiner Majestät auszurichten, dass wir das um unserer Mutter willen nicht tun können. Wir sind ihre Kinder, und sie braucht uns.«
Einen Moment lang schwieg er. Schließlich sagte er: »Das wird leider nicht genügen. Ich wollte es nicht erwähnen, aber ich bin über die … Unpässlichkeit eurer Mutter informiert. Seine Majestät weiß davon selbstverständlich nichts, doch sollte er es in Erfahrung bringen, könnte ihm ihr Befinden als zu anfällig erscheinen, um ihr die Sorge für einen Sohn und eine Tochter anzuvertrauen, die beide allmählich heranreifen.«
Ich spürte die Knochen in meinen Händen, so fest verhakte ich die Finger ineinander, um ihr Zittern zu unterbinden. »Wir sind keine … Last für sie, Eure Eminenz.«
»Das hat auch niemand behauptet. Aber ihr gehört nun einmal der königlichen Familie an und lebt weit entfernt vom Hof, seit euer Halbbruder, der König, den Thron bestiegen hat. Das möchte er korrigieren.« Sanft berührte er meine verkrampften Hände. »Mein Kind, ich sehe, dass du bekümmert bist. Möchtest du mir nicht dein Herz ausschütten? Ich bin ein Mann Gottes. Was immer du mir sagst, wird unter dem Siegel strengster Vertraulichkeit verwahrt werden.«
Es behagte mir nicht, seine schwere Hand auf der meinen zu spüren. Unfähig, mich länger im Zaum zu halten, erwiderte ich wütend: »Seit Jahren leben wir ohne jedes Wort oder Zeichen von meinem Bruder, dem König. Und jetzt will er uns auf einmal an seinem Hof haben. Vergebt mir, aber da kann ich nicht anders, als mir über seine Aufrichtigkeit Gedanken zu machen.«
»Ich verstehe. Aber du musst solche Zweifel hintanstellen. Der König verfolgt dir gegenüber keine bösen Absichten. Er wünscht sich nur, dass du und Alfonso in diesem bedeutsamen Abschnitt seines Lebens bei ihm seid. Ihr wollt doch sicher eure kleine Nichte sehen, nicht wahr? Und auch die Königin ist begierig darauf, euch willkommen zu heißen. Ihr werdet Lehrer bekommen, neue Gemächer und Kleider. Alfonso wird seinen eigenen Hofstaat und Diener haben. Es ist an der Zeit, dass ihr beide euren Rang in der Welt einnehmt.«
Er sagte nichts, was ich mir seit dem Brief des Königs nicht selbst durch den Kopf hatte gehen lassen. Anscheinend hatte ich die ganze Zeit geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Trotz der Tragödie, die uns nach Arévalo geführt hatte, weit entfernt von der Welt, die wir einst bewohnt hatten, waren Königskinder wie wir nicht dazu bestimmt, in einer zugigen Burg am Ende der Welt zu hausen.
»Und unsere Mutter?«, fragte ich. »Was wird aus ihr?«
»Seine Majestät wird ihr nichts für immer vorenthalten. Sobald ihr euch am Hof eingelebt habt, wird er nach ihr senden. Aber zuallererst musst du mit dem Infanten Alfonso zur Feier der Geburt von Prinzessin Joanna nach Segovia reisen. Der König möchte, dass ihr beide bei ihrer Taufe anwesend seid.«
»Wann müssen wir aufbrechen?«
»In drei Tagen. Deine Mutter versteht das. Doña Clara und ihre übrigen Hofdamen und Dienerinnen werden sie pflegen. Deine Freundin Beatriz kann dich natürlich begleiten, und du kannst vom Hof so viele Briefe schicken, wie du willst.« Er hielt inne. Einen flüchtigen Moment lang glaubte ich, in seinem Gesicht Widerstreben zu bemerken, als er sich erhob. »Ich bedaure, dich beunruhigt zu haben, aber ich verspreche dir, dass ich persönlich für dein Wohlergehen am Hof sorgen werde. Du sollst dich auf mich verlassen können, denn ich bin dein Freund. Ich bin all die Jahre für deine Mutter eingetreten, damit sie euch bei sich in Arévalo behalten kann, aber auch ich habe meine Grenzen. Letztlich stehe ich in Diensten des Königs und muss tun, wie mir mein Herr befiehlt.«
»Ich verstehe.« Ich erhob mich und küsste den mir entgegengestreckten Ring.
Er legte mir die Hand auf den Kopf. »Meine liebste Infanta «, murmelte er, dann wandte er sich ab und rauschte mit wehender Robe davon.
Ich biete Euch einen Tausch an – Gefallen gegen Gefallen …
Bei der Erinnerung an diese rätselhaften Worte, die
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