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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Speisen aßen, ihm Untertänigkeit vorgaukelten, obwohl sie uns längst wie Raubtiere belauerten – und strahlte nichts als müde Gleichgültigkeit aus. Es kam mir so vor, als nähme er an einer Pantomime teil, die für ihn jedes Sinnes entleert war.
    Schließlich bat ich ihn, mich zurückziehen zu dürfen. Ich war erschöpft, körperlich wie geistig. Als ich ihn auf die Wange küsste, murmelte er: »Morgen sprechen wir miteinander, ja? Wir haben so viel zu bereden, so viel zu tun …« Seine Stimme verlor sich, sein Gesichtsausdruck wurde noch abwesender, als stellten die kommenden Tage für ihn eine Qual dar, von der er nicht wusste, ob er sie bewältigen konnte.
    »Wir haben Zeit«, meinte ich. »Mein Herr und Gemahl ist noch nicht bei mir. Es kann noch Wochen dauern, bis es ihm möglich ist, Aragón zu verlassen. Es besteht keine Notwendigkeit, die Dinge zu überstürzen. Lasst uns erst unsere Wiedervereinigung feiern, einverstanden?« Doch schon beim Sprechen fühlte ich mich innerlich leer. Plötzlich wünschte ich mir voller Verzweiflung Fernando herbei. Ich sehnte mich danach, sein Gesicht zu sehen, seine Hände zu berühren; ich brauchte die Gewissheit, dass er mein Bollwerk sein würde, gegen welche Intrigen auch immer.
    Enriques gequältes Gesicht verriet mir, dass er dasselbe Villena gegenüber empfunden hatte.
    Er bedachte mich mit einem matten Lächeln. »Ja, warum nicht. Lass uns feiern.« Er griff nach seinem Kelch und trank ihn in einem Zug leer. Als sein Mundschenk herbeisprang, um ihn wieder zu füllen, hatte ich angesichts seines fahlen Teints keinen Zweifel daran, dass Enrique sich heute Abend bis zur Besinnungslosigkeit betrinken würde. Dass er seit Villenas Tod jeden Tag genau das getan hatte.
    Unerwartet empfand ich heftiges Bedauern, als ich mir einen Weg durch die Menge bahnte. An der Tür holte mich Inés ein, und während wir zu meinen Gemächern eskortiert wurden – denselben pompösen Räumen, die Juana bewohnt hatte –, drängte sich mir die Frage auf, ob nicht auch ich eine Mitschuld an Enriques erbärmlichem Zustand trug. Wenn ich vielleicht pflichtbewusster gewesen wäre, weniger stur oder streitsüchtig; wenn ich ihm das Mitgefühl und die Liebe einer Schwester geschenkt hätte, wenn ich weniger auf Revolte oder Trotz aus gewesen wäre – vielleicht wäre dann all das Leid nicht geschehen. Vielleicht hätte er bei mir Rat und Führung gesucht, statt sein Vertrauen in den räuberischen Marquis zu setzen, dessen Tod ihn nun in solche Verzweiflung stürzte …
    Ein erschrockenes Japsen von Inés holte mich zurück in den Augenblick. Wie festgefroren stand sie im Empfangsraum meiner Gemächer und starrte eine gespenstische Gestalt an, die über den bemalten Bodenfliesen zu schweben schien, ja, im flackernden Licht der wenigen angezündeten Kerzen richtiggehend körperlos wirkte.
    Es war ein Mann. Er neigte das bis auf einen Haarkranz kahle Haupt. »Eure Hoheit, bitte verzeiht mein Eindringen.« Er sprach mit leiser, fast unhörbarer Stimme; seine blassen Augen gaben nichts preis, wie die eines Wolfs.
    »Fray Torquemada!« Ich fasste mir an die hefig pochende Brust. In der ersten Schrecksekunde hatte ich ihn für einen als Mönch verkleideten Mörder gehalten, gedungen von Villena zu einem letzten Akt der Rache. »Habt Ihr uns erschreckt! Ich hatte Euch nicht erwartet – nicht hier, nicht zu dieser Stunde.«
    »Wie gesagt, verzeiht mir mein Eindringen. Was ich Euch mitzuteilen habe, ist von höchster Bedeutung.«
    Sein eindringlicher Blick ängstigte Inés offenbar sehr. Mit zitternden Händen ging sie daran, mehr Lichter zu entfachen. Im heller werdenden Raum wirkte Torquemada extrem blass und dürr – wie ein in einer Höhle hausender Eremit, der die Sonne seit Wochen nicht mehr gesehen hatte.
    Mit einer Geste schickte ich Inés in die Bettkammer. Eigentlich durfte ich außer meinem Gemahl mit keinem Mann allein sein, und wäre er kein Geistlicher gewesen, hätte ich ihn hinausgeworfen, selbst wenn seine Botschaft noch so wichtig sein mochte. Aber er hatte mir einmal die Beichte abgenommen, mir in einer Zeit des Zweifels an meinem Verlöbnis Rat erteilt und stellte keine Gefahr für mich dar. Egal, wessen Gemächer er zu welcher Stunde auch immer aufsuchte, nie würde er sein Zölibat brechen.
    Dennoch blieb ich als Hinweis auf die Unschicklichkeit seines Besuchs mitten im Raum stehen und wies auch ihm keinen Stuhl. Stattdessen sagte ich kühl: »Eure Kunde muss in der

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