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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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Isabél aus dem Schlaf rissen.
    »Ich habe dich ja so vermisst«, keuchte ich und wischte mir die Tränen aus den Augen. »Ich weiß gar nicht, wie ich die ganze Zeit ohne dich überleben konnte.«
    »Aber das habt Ihr«, entgegnete sie. »Ihr habt sogar ein wunderschönes kleines Mädchen bekommen und dazu diese junge Dame« – mit einer gutmütigen Geste bezog sie Inés mit ein, die gerade den neuen Damast aufrollte – »nicht zu vergessen Euren stolzen Kriegerprinzen, der Euch mit Schild und Schwert verteidigt.«
    »O ja«, bestätigte ich mit leiser Stimme, »ich bin in der Tat gesegnet.«
    Auch wenn sie schön war wie eh und je, war Beatriz seit ihrer Hochzeit runder geworden. Ich konnte sehen, dass sie glücklich war, aber plötzlich wurde mir bewusst, dass sie nach all den Jahren immer noch kein Kind geboren hatte. Allerdings bezweifelte ich, dass das an ihr lag. Zwar gab man gemeinhin der Frau die Schuld, wenn ein Paar kinderlos blieb, doch ihre roten Wangen und das Funkeln in ihren Augen verrieten mir, dass sie sich blühender Gesundheit erfreute. Vielleicht lag es also an Cabrera, der deutlich älter war. Konnte es sein, dass Männern ab einem bestimmten Alter dasselbe wiederfuhr wie Frauen in der Mitte der Jahre und sie die Zeugungsfähigkeit verloren?
    Sie riss mich aus meinem Sinnieren. »Woran denkt Ihr?«
    »Nur daran, dass ich überglücklich bin, mit dir zusammen zu sein«, antwortete ich, woraufhin sie mir wieder einmal prüfend in die Augen schaute, als könne sie mein Innerstes durchdringen. Doch sie sagte nichts mehr, sondern schnappte sich die entzückt quietschende Isabél, um sie durch die Luft zu wirbeln. Meine Tochter hatte Beatriz auf Anhieb ins Herz geschlossen und nannte sie tía Bea , Tante. Und Beatriz’ liebevoller Blick verriet mir, dass auch sie eine tiefe Zuneigung zu dem Mädchen gefasst hatte. Eine bessere Mutter ließe sich gewiss nicht finden. So bewies sie auch ihrem alten und gebrechlichen Vater gegenüber, Don Bobadilla, der jetzt, dem Tode geweiht, an sein Bett gefesselt war, unerschütterliche Geduld, stets bereit, ihn zu versorgen, egal, wie spät die Stunde war. Ich hoffte inständig, dass sie eines Tages vielleicht doch noch ein Kind empfing, wie unwahrscheinlich das auch sein mochte.
    Anfang November, kurz nachdem wir den armen Don Bobadilla zu Grabe getragen hatten und Beatriz trauernd in Klausur gegangen war, erreichte uns endlich die Nachricht von Villenas Hinscheiden. Mein fürchterlichster Feind, der mich seit dem Tod meines Bruders gnadenlos gejagt und so gut wie jeden, mit dem er zu tun hatte, betrogen und verraten hatte, war tot. Obschon er, von seinem Magenleiden bei lebendigem Leib zerfressen, unter schrecklichen Qualen gestorben war, fiel es mir schwer, Mitleid für ihn zu empfinden. Nun schwieg seine niederträchtige Zunge, und ich brauchte nicht mehr zu befürchten, dass er Enrique mit seinen Machenschaften von dessen besserem Urteil abbringen würde. Zu guter Letzt stand es mir nun wieder frei, eine Beziehung mit meinem Halbbruder zu knüpfen und die Krise über die Thronfolge in Kastilien zu beenden.
    Ich sandte die Nachricht Fernando mit der gebotenen Dringlichkeit. Da es mindestens zwei, drei Wochen dauern würde, bis er den Brief erhielt und beantwortete, verabschiedete ich mich von meiner Mutter in ihrer mit neuen Garnisonen verstärkten Bleibe und brachte Isabél nach Aranda de Duero, bevor ich mit Beatriz nach Segovia aufbrach. Obschon mit neuer Zuversicht ausgestattet, diesem Hof wollte ich meine Tochter nicht anvertrauen.
    Als der Alkazar vor uns auftauchte, schroff und spitz wie ein Giftzahn vor dem schneebeladenen Winterhimmel, befiel mich plötzlich Unbehagen. Seit ich die Stadt vor sieben Jahren verlassen hatte, hatte ich keinen Fuß mehr hineingesetzt; schöne Erinnerungen verbanden mich gewiss nicht mit der Zeit, die ich im arabesken Inneren der Festung als Gefangene verbracht hatte. Doch jetzt war ich erneut dort, eine erwachsene Frau in ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr, und stand kurz davor, ihn wieder zu betreten.
    Ich wandte mich an Beatriz, deren Blick mir verriet, dass sie verstanden hatte. »Sorgt Euch nicht«, ermunterte sie mich. »Andrés hat zusammen mit Rabbi Abraham Señeor alles vorbereitet. Ihr werdet in Sicherheit sein.«
    Ich hatte den Rabbi bei meinem letzten Aufenthalt dort kennengelernt. Er war ein hochgebildeter jüdischer Gelehrter, dem Enrique stets seine Gunst geschenkt hatte, obwohl Villena und andere

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