Der Schwur des Highlanders
beherrsche manches davon. Trinkt noch ein bisschen Wein.«
»Das ist kein Wein«, murmelte er und nahm einen weiteren Schluck. Sie lächelte, und er dachte, ein wenig benommen, dass sie, sobald sie erwachsen war, eine sehr schöne Frau sein würde.
»Ich weiß. Und fast alle anderen wissen es auch. Aber Donalds Frau hatte einen übel gelaunten Trunkenbold zum Vater, und sie gibt sich immer äußerst heilig, wenn sie glaubt, dass ihr Mann uisgebeatha, also Kornschnaps, trinkt. Deshalb versteckt er ihn im Weinschlauch. Wir alle wissen, dass unser Donald niemals ein Trunkenbold wird, er ist nicht schwach. Aber er mag hin und wieder einen wärmenden Schluck oder auch einen herzhaften Umtrunk mit den anderen Männern, weshalb wir alle diesen Schwindel übergehen. Ich glaube, seine Frau weiß das alles auch, aber diese kleine Lüge hilft ihr dabei, ihre Angst, das zänkische Eheweib gegenüber ihrem armen Mann zu spielen, zu bezähmen.«
»Wenn du Donalds Weinschlauch hast, kann er nicht weit weg sein. Außerdem würde keiner so viele Kinder unbeaufsichtigt herumlaufen lassen. Also, Mädchen, wo ist Donald?«
»Ja, also, ich fürchte, wir waren dem armen Mann gegenüber ungezogen. Wir sind seiner Aufsicht entschlüpft. Ja, und ich glaube, wir waren sogar ziemlich ungezogen, denn wir sind schon sehr lange aus Donncoill weg, und mein Vater wird vielleicht kommen und nach uns suchen. Das heißt, der arme alte Donald muss sich eine Frage gefallen lassen, die er fürchtet.«
»Wo sind sie, Donald?«
Donald zitterte und versuchte, vor dem brüllenden Laird of Donncoill und seinen zwei grimmig dreinschauenden Brüdern stehen zu bleiben und keinen Schritt nach hinten zu tun. Balfour sah so aus, als sei er bereit, ihn ohnmächtig zu prügeln, und Nigel und Eric schienen darauf zu brennen, ihn festzuhalten, während Balfour das machte. Donald wünschte sich sehnlichst, dass er seinen Weinschlauch nicht zusammen mit den Kindern verloren hätte, denn ein großer, stärkender Schluck wäre für den Augenblick eine Wohltat gewesen.
»Ich weiß nicht«, erwiderte er und trat angesichts der geradezu greifbaren Wut der Murray-Brüder nun doch hastig einen Schritt zurück. »In dem einen Augenblick waren sie bei mir, und im anderen waren sie weg. Ich suche fast schon eine Stunde lang nach ihnen.«
»Unsere Kinder sind seit einer Stunde außer Sichtweite?«
Bevor Donald eine Antwort auf diese leise gezischte Frage einfiel, trottete Jung-Payton einher und packte seinen Vater, Nigel, am Arm. »Du musst mit mir kommen, Vater.«
Nigel seinerseits packte seinen kleinen Sohn an den Schultern. »Ist den Kindern etwas zugestoßen?«
»Nein, wir sind alle gesund.« Er sah zu dem blassen Donald. »Entschuldige, dass wir abgehauen sind.«
»Mach dir jetzt keine Gedanken darüber. Wo sind die anderen?«, wollte Nigel wissen.
»Ich werde es euch zeigen.« Payton ging los, um die Männer zurück zu Elspeth und den anderen Kindern zu führen. »Elspeth hat einen blutenden Mann gefunden und mich losgeschickt, um Hilfe zu holen.«
Nigel warf seinen Brüdern, die bedenkliche Gesichter machten, einen schnellen Blick zu. Es mochte viele Gründe dafür geben, warum ein Mann verletzt in einer entfernten Ecke des Murray-Landes lag, aber die wenigsten waren erfreulich. Nigel drängte seinen Sohn, sich zu beeilen, während Donald die Zügel ihrer Pferde ergriff und ihnen folgte.
»Es tut mir leid, wenn ich Euch wehgetan habe, Cormac«, sagte Elspeth, die gerade einen Fetzen Leinen anfeuchtete und ihm den Schweiß vom Gesicht wischte, »aber ich glaube, ich habe die Blutungen ein kleines bisschen stillen können.«
»Ja, das hast du sehr gut gemacht, Mädchen«, stieß er mühsam hervor.
»Meine Mutter wird die Wunden an der Seite und am Bein nähen müssen.«
»Mädchen, ich kann dir gar nicht genug dafür danken, aber willst du nicht lieber auf mich hören und gehen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Männern, die mich verfolgen, wirklich entkommen bin, und es täte mir sehr weh, wenn sie dich verletzen, falls sie hierherkommen und mich finden. Und sie würden dich und die anderen verletzen.«
»Ich habe Eure Warnung gehört, deswegen halten Avery, Morna und Bega sehr sorgfältig Wache.«
»Du bist ein eigensinniges Mädchen.«
»Stimmt, man hat mich dafür schon das ein oder andere Mal getadelt. Ihr braucht Hilfe, und ich habe vor, sie Euch zu leisten.«
»Ich bin ein verfolgter –«
»Ja, das weiß ich. Meine Tante Gisèle, Averys
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