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Der Schwur des Highlanders

Der Schwur des Highlanders

Titel: Der Schwur des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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machte sich auf den Weg zurück nach Donncoill. »Der arme Junge ist nur in Ohnmacht gefallen. Ich glaube, er wird wieder gesund, denn allein dadurch, dass er so lange wach blieb und in Zusammenhängen sprach, hat er eine Menge Stärke verraten.«
    »Und wenn er wieder kräftig genug ist, wirst du ihn wegschicken?«
    »Ich muss, Mädchen. Es wäre schön, wenn ich mein Schwert erheben und deinen armen blutüberströmten Jungen verteidigen könnte, denn ich bin mir sicher, dass man ihm Unrecht tut, aber es würde uns teuer zu stehen kommen. Es könnte uns sogar in Konflikt mit dem König bringen.«
    »Ich weiß.« Elspeth schlang ihre dünnen Arme um den Hals des Vaters und küsste seine Wange. »Du musst dich zwischen uns allen und einem Jungen entscheiden, den du überhaupt nicht kennst und mit dem dich nichts verbindet. Und ich glaube, bei so großen Schwierigkeiten ist es besser, wenn er allein weitermacht. Er ist der Einzige, der weiß, wo er nach der Wahrheit suchen muss, die ihm die Freiheit schenken kann.«
    Cormac stand auf der Treppe zur Burg Donncoill, als man ihm sein gesatteltes Pferd herbeibrachte. Die Murrays hatten ihn geheilt und ihm während der zwei Monate seiner Genesung ein Obdach gewährt. Er verspürte große Abneigung dagegen zu gehen, und zwar nicht nur, weil er sich erneut den Problemen mit den Douglas stellen musste. Cormac konnte sich nicht daran erinnern, dass er jemals an einem lebhafteren und harmonischeren Ort geweilt hätte. Seine Brüder und er standen sich nah, aber sein eigenes Zuhause war ihm nie so glücklich erschienen. Seine Brüder und er waren nicht zuletzt durch das Elend, das allzu oft die Hallen ihrer Burg überschattete, zusammengeschweißt worden, Schatten, die von ihren Eltern erzeugt wurden, die sich gegenseitig verabscheuten, und von zu vielen tödlichen Ränkespielen.
    Innerlich straffte er sein Rückgrat. Er konnte sich nicht auf Donncoill verstecken, er musste seinen Namen reinwaschen. Er drehte sich um, um Lady Maldie anzusehen, und verbeugte sich taktvoll, dann nahm er ihre kleine Hand in seine und hauchte ihr einen Kuss auf den Rücken. Gerade als er sich wieder aufrichtete, um ihr Lebwohl zu sagen und nochmals für ihre Fürsorge zu danken, wurde eine kleine schmutzige Hand vor sein Gesicht gestreckt.
    »Elspeth, mein Liebes«, sagte Maldie, die gegen ein Schmunzeln ankämpfte, »du darfst niemals den Handkuss eines Mannes einfordern.« Sie beugte sich leicht zu ihrer kleinen Tochter hinab. »Und ich denke, du solltest dir überlegen, zuerst ein kleines bisschen von dem Schmutz abzuwaschen.«
    »Sie wird wiederkommen«, sagte Balfour, der seiner Frau den Arm um die schmalen Schultern legte und beobachtete, wie Elspeth davonrannte. »Ihr müsst wohl den Höfling für sie spielen.«
    »Das macht mir nichts aus. Ich kann sowieso nur schmerzlich wenig für das Mädchen tun. Hätte sie mich nicht gefunden, wäre Rabenfutter aus mir geworden. Ehrlich gesagt habe ich nie verstanden, warum sie es getan hat.« Gedankenverloren tätschelte er Elspeths einäugigen Hund Canterbury, als sich dieser zu seinen Füßen niederließ.
    »Unsere Elspeth hat eine wahre Gabe, die Verletzten und Notleidenden aufzuspüren«, erwiderte Maldie.
    Cormac lächelte. »Und von Euch wird erwartet, dass Ihr sie alle gesund macht.«
    »Ja.« Maldie lachte. »Glücklicherweise musste sie nie erfahren, dass nicht alle Wunden geheilt werden können. Aha, da kommt sie« – Maldie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu kichern – »mit einer sehr sauberen Hand.«
    Elspeth stellte sich vor Cormac hin und streckte ihre Hand aus. Cormac bemühte sich, Balfour und Maldie nicht anzusehen, denn deren Bemühen, nicht zu lachen, war geradezu spürbar, und ein Blick auf sie würde seine eigene, schwer erkämpfte Haltung zunichtemachen. Klein-Elspeth war noch immer schmutzig, Dreckspritzer schmückten Gesicht und Kleid, aber die Hand, die ihm entgegengestreckt wurde, war so sauber geschrubbt, dass sie rot schimmerte. Pflichtbewusst nahm er die kleine Hand und strich mit seinen Lippen über die Fingerknöchel. Nach einigen Augenblicken mehrmaliger Versicherung seiner Dankbarkeit eilte er davon, gewappnet für den Kampf um die Reinwaschung seines Namens.
    Balfour nahm seine ernst aussehende Tochter hoch und küsste sie auf die Wange. »Er ist ein starker Junge. Es wird ihm gut gehen.«
    »Ja, ich war nur traurig, weil ich glaube, dass er diesen Kampf sehr lange austragen muss.«

1
    Schottland – Zehn

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