Der Schwur des Piraten
schwarzes, wuselndes Etwas. Erst auf den zweiten Blick erkannten die Piraten Hunderte und Aberhunderte kleiner pechschwarzer Schlangen mit dunklen Zungen und spitzen Zähnen. Wie in einem teuflischen Tanz verschlangen sich die Gift speienden Tiere ineinander, bis nach und nach aus ihrem Knäuel Blackmores Gestalt entstand und dann in einem hellen Blitz zerbarst.
Einige Augenblicke verharrten die Piraten sprachlos und mit weit aufgerissenen Augen. Dann sagte O’Fire: »Spinn!«
Das war zu viel gewesen. Spinn lag bewusstlos am Boden.
Als Spinn aufwachte, lag er in einem bequemen Bett. Nicht zum ersten Mal, dachte er lächelnd. In seinem Kopf drehte sich noch alles wie bei einem Kreisel. An einem Tisch neben dem Bett saß O’Fire, die Ellenbogen auf die Tischplatte gestützt und den Kopf in den Händen. Als er sah, dass Spinn aufgewacht war, breitete sich ein Lächeln über sein von Sonne und Salz gegerbtes Gesicht.
»Guten Morgen.«
»Guten Morgen. Was ist passiert?«
»Seltsame Ereignisse erschüttern die Wel t … und ich fürchte, Blackmores Tod ist nur eines davon.«
»Abe r …«
»Ich weiß, Spinn. Es fällt nicht leicht, das zu akzeptieren. Unsere Mission hat erst begonnen. In Privateer’s Cove ist die Hölle los. Hunderte Piraten sind dabei, die Stadt wieder auf Vordermann zu bringen und eine Flotte von fünf Schiffen auszurüsten, um den Schwarzen zu besiegen.«
Spinn zuckte zusammen. Doch der Gedanke an die vernichtende Niederlage, die sie dem Schwarzen beigebracht hatten, beruhigte ihn wieder ein wenig.
»Du musst wieder zu Kräften kommen, Spinn. Und zwar schnell.«
Spinn nickte und dachte dabei an die unglaublichen Ereignisse dieser blutigen Schlacht.
»Und der Karnar?«
O’Fire zuckte mit den Schultern. »Er ist wieder im Abgrund verschwunden. Glaube nicht, die Macht des Schwarzen sei größer als jede andere! Auf der Erde verstecken sich Wesen, die noch viel älter und mächtiger sind, als wir Menschen uns das jemals vorstellen könnten.«
»Wirklich?«
»Ja. Das hier wird unsere Schlacht sein. Und du wirst darin eine entscheidende Rolle spielen.«
Spinn lächelte. Sie würden es schaffen.
O’Fire stand auf und verließ das Zimmer.
Sein treuer Kamerad hatte Recht. Sie hatten eine Schlacht gewonnen, aber noch lange nicht den Krieg. Spinn dachte an seinen Bruder und an all das, was ihn noch von ihm trennte.
Der Schwarze sollte sich besser vorsehen, denn Spinn war noch lange nicht mit ihm fertig.
Der Zorn des Schwarzen
Die Dunklen Legionäre wagten es nicht, den Blick zu heben. Vor ihnen versuchte Gobbo, der Prophet, vergeblich den Schwarzen zu besänftigen.
»Dieser verfluchte Nichtsnutz! Er hat versagt! Blackmore hat versagt!«
»Keine Sorge, Herr! Wir werden noch viele Gelegenheiten haben! Unser Heer der Untoten hat die Welt fest im Griff. Corsaired pflastert die Straßen mit Toten und trinkt Blut aus den Schädeln der größten und mächtigsten Herrscher. Du hast keinen Grund, wütend zu sein.«
»Schweig, Gobbo! Er hat sich von einem Jungen besiegen lassen! Dabei sollte er nichts weiter tun, als ihn fangen und hierherschaffen. Dann hätte ich ihn in Ketten legen können bis zum großen Schicksalstag.« Der Schwarze zitterte vor Zorn. Mit einem Seufzen fragte er: »Was rätst du mir, Gobbo?«
Gobbo grinste zufrieden in sich hinein und antwortete seinem Herrn: »Sei geduldig, Dunkler Meister, und setze deine Suche nach der Sanduhr fort. Nur mit ihr wirst du die Weltherrschaft erlangen.«
»Und der Junge?«
»Mach dir seinetwegen keine Sorgen! Denke daran, es gibt keine stärkere Waffe als den Hass. Der Hass lässt böse Herzen schneller schlagen, der Hass ertränkt die Welt im Blut, der Hass ist die dunkle Leiter zur Macht. Und hier in diesen Mauern, in einem kleinen, kahlen Raum schlägt ein junges Herz. Ein Herz, das sich bald mit Hass füllen und schwarzes Blut vergießen wird, wenn es vom grausamen Tod des Vaters erfähr t …«
Der Schwarze kicherte.
Gobbo grinste heimtückisch. »Tag für Tag werden wir den Hass tiefer in seine Seele pflanzen, bis er nur noch ein einziges Ziel verfolgt. Er wird gegen Spinn kämpfen und den kleinen Piraten vernichten. Lass ein großes Schiff ausrüsten mit einem Heer der besten Legionäre. Und übergib ihm das Kommando, sobald er bereit ist.«
Die Fratze des Schwarzen verzog sich zu einem niederträchtigen Grinsen. Zufrieden dachte er an die Legionäre, die bereits zerstörten Städte und verwüsteten Landstriche und an das vom
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