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Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition)

Titel: Der Seele schwarzer Grund: Kriminalroman (Knaur HC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hill
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so viel Befriedigung und Vergnügen bereiten würde, wenn er davon leben musste. Vielleicht würde mit der Zeit alles schal.
    Vielleicht.
    Er stand gerade auf, um sich an der Bar ein weiteres Bier zu bestellen, als er seinen Namen hörte.
    DC Coopey sah in einem fließenden, schwarzen Kleid, mit hochgestecktem Haar und langen Ohrringen völlig verändert aus. Eine Sekunde lang blickte Simon sie an, ohne sie zu erkennen. Doch sie trat selbstbewusst und lächelnd auf ihn zu.
    »Das ist traurig«, sagte sie. »Wirklich … ein einsamer Drink in einem Schuppen wie diesem. Da weiß ich etwas Besseres für Sie.« Sie sah sich um. »Wo sitzen Sie?«
    Simon zögerte, deutete dann auf seinen Tisch.
    »Gut. Ich hätte gern einen Wodka Tonic, bitte, und dann schlage ich vor, dass ich Sie in ein halbwegs anständiges Lokal mitnehme. Ins Sailmaker.« Sie rauschte durch den Raum und setzte sich.
    Er war verärgert, fühlte sich eingeengt und abgeurteilt. Plötzlich enthüllten sich ihm der Charme dieser ruhigen Bar und die Annehmlichkeit seiner eigenen Gesellschaft. Aber seine guten Manieren setzten instinktiv ein, wenn Simon gereizt war; er bestellte ihren Drink und trug ihn zum Tisch.
    »Sie trinken nichts mehr?«
    »Nein. Ich muss morgen früh raus.«
    Marion Coopey trank ihren Wodka und sah ihn über das Glas hinweg an. Sie hat ein recht angenehmes Gesicht, dachte er, weder reizlos noch hübsch, auch wenn sie zu viel Make-up trug. Er brachte diese Person nicht mit der Kriminalbeamtin unter einen Hut, die im Konferenzraum so vernünftig gesprochen hatte. Er hatte sie als sehr karriereorientiert eingeschätzt, auf dem Weg zur nächsten Beförderung.
    »Aber Sie werden doch mit mir essen gehen – es ist kein Restaurant, sondern ein Club, und die Küche ist sehr gut. Es überrascht mich, das Sie noch nie vom Sailmaker gehört haben.«
    »Ich bin zum ersten Mal hier.«
    »Das weiß ich, aber Homotreffs sprechen sich doch herum.«
    Es traf ihn wie ein Schock, ihr selbstsicherer Ton und die Annahme, die dahinterstand. Ihm stieg das Blut ins Gesicht.
    Marion Coopey lachte nur. »Ach, kommen Sie schon, Simon, ich bin homosexuell, und Sie sind’s auch. Was soll’s? Deswegen dachte ich, wir könnten einen Abend zusammen genießen. Ist das für Sie ein Problem?«
    »Nur, dass Sie absolut und total danebenliegen. Und ich muss ein paar Anrufe machen.« Er stand auf.
    »Das glaube ich jetzt nicht … Wie altmodisch kann man denn sein? Heutzutage ist das doch völlig in Ordnung, wissen Sie. Es gibt bei der Polizei sogar eine eigene Organisation für Lesben und Schwule.«
    »DC Coopey …«, er sah, wie sie den Mund öffnete, um »Marion« zu sagen, sich aber bei seinem Ton wieder zurücknahm, »… ich gedenke nicht, über mein Privatleben mit Ihnen zu diskutieren, außer zu wiederholen, dass Ihre Annahme falsch ist. Ich …«
    In seiner Jackentasche klingelte das Handy. Jim Chapmans Nummer war auf dem Display.
    »Jim? Gute Neuigkeiten?«
    »Von zu Hause. Stephanie hat um vier Uhr ein Mädchen geboren. Alles bestens.«
    »Das ist ja wunderbar. Meine Glück…«
    »Der Rest ist nicht so gut.«
    »Wie bitte?«
    »Wir haben noch eins.«
    Simon schloss die Augen. »Sprechen Sie weiter …«
    »Heute Nachmittag. Ein sechsjähriges Mädchen. Hat sich ein Eis an einem Eiswagen gekauft … Jemand hat sie gepackt. Nur diesmal gibt es einen Zeugen – Zeitpunkt, Ort, Beschreibung des Autos …«
    »Kennzeichen?«
    »Teilweise … Das ist mehr, als wir je hatten.«
    »Wo ist es passiert?« Er warf Marion Coopey einen Blick zu. Ihr Ausdruck hatte sich verändert.
    »In einem Dorf namens Gathering Bridge, oben in den Mooren von North York.«
    »Kann ich Ihnen irgendwie von Nutzen sein?«
    »Ich würde nicht nein sagen.«
    Simon steckte sein Handy ein. Marion war aufgestanden.
    »Ein weiteres Kind. Ich fahre zur Einsatzzentrale.«
    Er durchquerte die Bar, und sie folgte ihm rasch. An der Tür hielt sie ihn auf. »Ich sollte mich wohl lieber entschuldigen«, sagte sie.
    Er war immer noch wütend, aber jetzt stand die Arbeit wieder im Vordergrund, und er schüttelte nur den Kopf. »Es ist nicht weiter wichtig.« Mit langen Schritten erreichte er sein Auto und ließ sie hinter sich zurück.

    Die Kripo brummte. Simon begab sich direkt in die Einsatzzentrale.
    »Der DCS ist zum Tatort gefahren, Sir. Er hat mich gebeten, Sie auf den neuesten Stand zu bringen.«
    Die Wandtafeln waren mit Informationsmaterial gespickt, und ein halbes Dutzend

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