Hemmungslos in Hollywood - Caprice: Erotikserie (German Edition)
»Mädels, ich habe euch etwas mitzuteilen. Nehmt Platz.«
Mit Mädels waren Maren und Sophie gemeint, die das Büro ihres Chefs soeben betreten hatten und von ihm auf zwei Stühle verwiesen wurden. Die beiden Kolleginnen warfen sich einen argwöhnischen Blick zu. Ihnen war nicht ganz klar, was das zu bedeuten hatte. Bei Stein, ihrem Chefredakteur, war alles möglich. Er konnte von einer auf die andere Minute ausrasten, und was als vielversprechende Lobesrede begann, konnte ratzfatz in einem Desaster enden. Wenn seine Laune kippte, dann war nicht gut Kirschen essen mit dem alten Stein.
»Lori!!!« Der Schrei musste bis über die Grenzen Hamburgs zu hören gewesen sein. »Ich brauche die Tickets!«
Entweder ging Stein davon aus, dass seine Sekretärin ihn anders nicht verstand, oder die Gelegenheit hatte sich für Lori in all den Jahren ihrer Tätigkeit bei der BLITZ nicht ergeben, den Chef zu mehr Höflichkeit zu erziehen.
»Ihr seid dieses Jahr am Zug.«
Das hörte sich vielversprechend an …
»Nicht, dass ihr denkt, ich bin plötzlich sentimental geworden«, Stein war darum bemüht, seine ernste Miene beizubehalten, »aber eure Arbeit hat mich eben überzeugt.«
Natürlich war ihm klar, dass der Job, den er ihnen gleich in Auftrag geben würde, unter den Mitarbeitern heiß begehrt war. Das Wetter, die Location, der Glamour! L.A. hatte einiges zu bieten. Außerdem kannte er seine Pappenheimer. Er betete, dass sich die Reaktionen der Damen im Rahmen hielten. Mit überschwänglichen Gefühlen hatte er es noch nie gehabt.
Ein vorfreudiges Kribbeln breitete sich in Sophies Magengegend aus, die im Stillen ahnte, worauf er hinaus wollte. Im Februar gab es nur ein Event, das für ihre Redaktion in Frage kam. Und was für eins!
Lori kam mit den gewünschten Papieren herein. »Ist das nicht großartig, Kinder? Da kann man dem Chef zu seiner Entscheidung nur gratulieren. Ihr seid genau die Richtigen für die Oscar-Verleihung!«
Sophies Herz machte einen Satz. Ein Zustand, in den sie nur der Kauf neuer Manolos oder Sex versetzte.
Maren gab ein überraschtes Aufkeuchen von sich.
Stein lief rot an. »Hab ich Sie nach Ihrem Urteil gefragt?!«, blaffte er seine Sekretärin an. Er war der Überbringer dieser Sensationsnachricht. Nicht sie! »Gut, dann ist’s eben raus. Was soll’s. So ist das eben, wenn man nur von Dilettanten umgeben ist …«
Lori trat ohne einen weiteren Kommentar den Rückzug an. Doch bevor sie aus dem Zimmer huschte, zwinkerte sie Maren und Sophie verschwörerisch zu.
»Hier, Flugtickets und Presseausweis«, grummelte Stein. »I-Visum ist beantragt, müsste jeden Tag durch sein.« Er fuchtelte mit seiner Hand herum, als ob es sich um die belanglosesten Dokumente der Welt handelte.
Maren hätte am liebsten einen Jubelschrei ausgestoßen. Tat sie aber nicht. Auch wenn sie es kaum abwarten konnte, die Unterlagen in ihrer neuesten Louis-Vuitton-Errungenschaft zu verstauen.
Dafür war Sophie zuständig. Ohne Vorwarnung und frech wie Oskar, hüpfte sie um den chaotischen Schreibtisch ihres Vorgesetzten herum und drückte dem verdatterten Stein einen Schmatzer auf die Wange.
Dass er von Maren und ihr erwartete, für die Academy Awards alles andere stehen und liegen zu lassen, war mal wieder typisch. Dennoch: Als bestes Pferd im Stall – und nichts anderes bedeutete Steins Vertrauensbeweis – musste man parieren, wenn der Chef die Sporen gab. Ein Kinderspiel, wenn das Reiseziel Los Angeles hieß!
Selten hatte Stein seine Schützlinge, vor allem diese beiden Exemplare, sprachlos erlebt. Doch mit dem zusätzlichen Tausender für Sonderausgaben – gedacht für die Anschaffung einer Hollywood angemessenen Garderobe -, war dies ausnahmsweise mal der Fall. Wenn er es auch offiziell nicht zugab, seine Spendierhosen trug er nicht nur, um das Team Janson & Caprice zu Höchstleistungen zu motivieren. Tief im Innern mochte er sie wirklich. Sie waren die Einzigen, die ihm Paroli boten. Nicht wie die anderen Schleimer, die alles für ihn taten, um an Aufträge zu kommen. Diese Mädels schlugen sich mit anderen Waffen, und das gefiel ihm.
Nach Marens eher verhaltener Reaktion in Steins Büro – Offensiven überschwänglicher Natur überließ sie stets ihrer besten Freundin -, flippte sie erst richtig aus, nachdem sie an ihren Schreibtisch zurückgekehrt war. Wie ein Kind, das sein Schlagzeug bearbeitete, trommelte sie mit ihren Fingern auf den Schreibtisch ein. Das alles war so aufregend! Die Berlinale und
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