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Der Seelenbrecher

Der Seelenbrecher

Titel: Der Seelenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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die Polizei sich aber in Schweigen hüllt. Bislang gibt es zum Glück keine weiteren Vermisstenmeldungen, und wir können nur hoffen, dass diese grauenhafte Serie nicht nur vorübergehend über die Feiertage unterbrochen ist, sondern endgültig. Das größte Weihnachtsgeschenk wäre sicherlich die Meldung über die Verhaftung des Seelenbrechers, nicht wahr, Sandra?
Der Nachrichtensprecher drehte sich mit einem professionellen Grinsen zu seiner Co-Moderatorin und leitete damit zum Wetter über.
    So ist es, Paul. Jetzt drücken wir aber erst einmal die Daumen, dass auch die anderen Geschenke sicher und rechtzeitig unter den Baum kommen, denn nach den stärksten Schneefällen der letzten zwanzig Jahre bringt Blitzeis in vielen Großstädten den Verkehr zum Erliegen. Zusätzlich ist mit heftigen Stürmen zu rechnen … Blitzeis, dachte Caspar, als er die grafischen Warnzeichen über Berlin auf der Wetterkarte sah. Und dann geschah es zum ersten Mal.
Die Wucht der Erinnerung traf ihn so unvermittelt und heftig, dass er sie kaum festzuhalten vermochte.
     

Echorausch
    »Du kommst doch bald wieder, oder?«
»Ja. Keine Angst.« Er berührte ihre verschwitzten Haare, die ihr während der Krämpfe vor die Augen gerutscht waren.
»Du lässt mich nicht lange allein, hab ich recht?« »Nein.«
Natürlich konnte er ihre Worte nicht hören. Die Kleine war schon seit geraumer Zeit nicht mehr in der Lage, ihre Zunge zu bewegen. Aber er spürte das wortlose Flehen des elfjährigen Mädchens in dem matten Druck ihrer Finger. Er verdrängte die quälende Frage, ob das eine bewusste Reaktion war oder nur ein Reflex, ähnlich dem des unkontrollierten Zuckens ihres rechten Augenlids. »Ich hab solche Angst. Bitte hilf mir.«
Ihr gesamter zerbrechlicher Körper schrie nach Hilfe, und er musste sich zwingen, die Tränen zurückzuhalten. Um sich abzulenken, fixierte er einen kreisrunden Leberfleck, der wie der Punkt eines Ausrufezeichens über ihrem rechten Jochbein schwebte.
»Ich hol dich hier wieder raus«, flüsterte er. »Vertrau mir.«
Dann küsste er ihre Stirn und betete, dass es noch nicht zu spät war.
»Okay!«, flüsterte das Mädchen, ohne die Lippen zu bewegen.
»Du bist so tapfer, Liebes. Viel zu tapfer für dein Alter.« »Ich weiß.« Ihre Finger lösten sich aus seiner Hand. »Aber beeil dich«, stöhnte sie stumm.
»Natürlich. Ich verspreche es dir. Ich werde dich befreien.«
»Ich habe Angst. Bist du denn schnell wieder zurück, Papi?«
»Das bin ich. Ich komm bald wieder, und dann wird alles gut werden, mein Schatz. Alles wird so wie früher. Mach dir keine Sorgen, Süße, okay? Ich habe einen Fehler gemacht, aber ich werde dich da wieder rausholen, und dann …«
    »… oder was meinen Sie?«, fragte Greta laut und riss Caspar damit aus seinem beängstigenden Tagtraum. Er blinzelte hektisch, schluckte den Speichel hinunter, der sich in seinem Mund gesammelt hatte, und öffnete schließlich die Augen. Sie begannen sofort zu tränen, als das Licht des Fernsehers auf seine Pupillen traf. Offenbar hatte Greta seinen kurzen Aussetzer gar nicht wahrgenommen.
»Wie bitte?«
In seiner Nase hing der Geruch verbrannten Papiers, als hätte der Einschlag dieses ersten Erinnerungsfetzens eine Rauchfahne erzeugt.
Was war das? Wirklich eine Erinnerung? Ein Traum? Noch immer schockiert von den Bildern, die vor seinem geistigen Auge vorbeigezogen waren, griff er sich unbewusst an die Brust. An die Stelle, wo sich unter seinem T-Shirt die frisch verheilten Brandnarben abzeichneten, die er beim ersten Duschen in der Klinik an sich entdeckt hatte und deren Ursache ihm ebenso unerklärlich war wie seine Vergangenheit.
»Interessant«, sagte Greta aufgeregt. »Was mag da wohl draufstehen?«
Sie stellte den Ton leiser, und der Gestank in seiner Nase ließ nach.
»Worauf?«
»Na, auf den Zetteln. Die man bei den Opfern des Seelenbrechers gefunden hat. Was mag das wohl bedeuten?« »Keine Ahnung«, sagte er abwesend. Er musste unbedingt hier raus. Sich sammeln. Überlegen, was das eben zu bedeuten hatte, und sich mit seiner Ärztin besprechen.
Habe ich eine Tochter? Wartet sie da draußen auf mich? Krank? Und allein?
»Vielleicht machen Sie jetzt besser den Fernseher aus. Bei solchen Schauermeldungen können Sie sonst nicht mehr einschlafen.« Bemüht, sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen, ging er langsam zur Tür.
»Ach was. Mich wird der Seelenbrecher kaum holen.« Greta lächelte verschmitzt und legte ihre Lesebrille mit den

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