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Der Seelenjaeger

Der Seelenjaeger

Titel: Der Seelenjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Unge
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war ich. Wie konnte ich nur selbst auf diesen geschickten Zug hereinfallen? Und warum zum Geier, hatte mich keiner eingeweiht?!
    „Wir sind wohl noch nicht fertig“, rief Lara uns in Erinnerung.
    Ich ließ von meinem Partner ab und schaute sie verwirrt an. Sie deutete mit dem Kopf in den Wald der süßen Träume. Erst da kam mir die Erleuchtung. Klar, wir hatten den Seelenjäger ins Innere der Kuppel zurückbefördert, dennoch stand die ‚Tür’ noch weit offen.
    „Und wie ändern wir den Umstand, dass der Wald noch offen ist?“, brachte ich meinen Gedankengang laut hervor.
    „Das übernehme ich“, erklärte Gestan, die in diesem Moment sachte zu Boden glitt.
    Ich schaute verwirrt zwischen ihr und den anderen hin und her. „Und wie willst du das anstellen?“, erkundigte ich mich.
    „Drei wichtige Fakten hat Herr Weide von seinen Verwandten erfahren. Erstens: Der Seelenjäger ist eine sehr gefährliche Gestalt, aber auch ein ziemliches Quasselstrippchen. Überall posaunt er seine Geheimnisse heraus. Schlecht für ihn, gut für uns“, befand sie. Ich lächelte sie amüsiert an, bevor sie zum nächsten Punkt überging.
    „Zweitens: Den Riss kann man nur von der Seite schließen, von der er geöffnet wurde.“
    Ich schluckte schwer. Das bedeutete demnach, dass einer von uns im Wald bleiben müsste. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, wirkte ihre freiwillige Meldung tiefer in mein Bewusstsein ein.
    „Und drittens: Er kann nur mit dem Gegenstand geschlossen werden, der ihn herbeigeführt hat.“
    Ich glotzte die hübsche Fee an, wie ein Schaf, wenn’s donnert.
Wie will sie das denn anstellen?,
fragte ich mich verblüfft.
    Lara wirkte sehr mitgenommen, als Gestan ihre Erklärung vorgebracht hatte. Sie war neben die Frau in Weiß getreten, hatte den Arm um deren Schultern gelegt und drückte sie an sich. Dankbarkeit, wie auch Traurigkeit, zeichneten die Miene meiner besten Freundin. Sie hatte vermutlich gehofft, Gestan mit in unsere Welt nehmen zu können und dort mit ihr zusammenzuleben, so wie es bei Zad und mir der Fall war. Eine Andeutung seitens Gestan war mir nicht aufgefallen, aber für das Flirten zwischen zwei Frauen verhielten sich meine Antennen einigermaßen resistent.
    Die Fee schob sich aus Laras Umarmung, lächelte uns der Reihe nach an und schwang ihren Stab. Seltsam klingende Worte murmelte sie, während sie Zeichnungen in der Luft beschrieb.
    Ein Blitz schnellte vom Himmel und schlug in den Feenstab ein. Meine Lider hatten prompt reagiert und sich geschlossen. Als ich die Augen vorsichtig öffnete und sich der Blick klärte, stand der Seelenjäger zwischen uns. Ich schreckte zurück, doch Lara beruhigte mich mit einer Geste. „Alles Okay“, wandte sie sich an uns. „Gestan hat seine Gestalt angenommen, um den letzten Schritt ausführen zu können. Der Düstere, also die Fee – meine Gedanken schwirrten wild durcheinander – hob die Hand und zeigte den gefährlich aussehenden Beweis. Das Sonnenlicht reflektierte sich auf den Klingen des Hakens, sodass ich geblendet die Hände vor die Augen hielt.
    „Macht’s gut“, sprach der Seelenjäger mit Gestans hoher Stimme und verwirrte mich vollends.
    „Viel Glück bei der Suche nach deiner Schwester“, gab Lara ihr noch mit auf den Weg.
    Die Fee trat durch den Riss und wandte sich um. Unter unseren dankbaren und erleichterten Blicken hob sie die Klingen und setzte sie an der Kuppel an. Sie vollführte eine Bewegung, als würde sie einen Reißverschluss zuziehen. Der Effekt war diesem Vorgang gleich. Der Riss wurde zugezogen und schloss sich mit einem gewaltigen Donnern. Die Erde bebte, Herr Weide rief ‚Nicht schon wieder!’ und die Kuppel verschwand. Wir standen direkt vor dem Wald, konnten zwischen den Bäumen aber weder Gestan noch den Seelenjäger ausmachen. Das Gebiet wirkte wieder, wie ein ganz normaler Wald.
    „Geschafft!“, schrie Knox und ließ mich zusammenzucken.
    „Spinnst du?!“, motzte ich ihn an und schlug ihm auf die schellenbesetzte Kappe.
    „Was denn? Wir haben es doch geschafft“, versuchte er seinen Freudenausbruch zu rechtfertigen.
    „Ja, haben wir“, gestand ich, „das ist aber noch lange kein Grund, mich zu Tode zu erschrecken!“
    Er streckte mir die Zunge heraus – nichts anderes hatte ich erwartete – und tanzte fröhlich in Richtung der Weide.
    „Oh Mann. Dieser Quälgeist bringt mich noch ins Grab.“
    „Komm schon“, sagte Zad und schlug mir auf die Schulter.
    „Ja, alles wieder gut.“

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