Der Seelenjaeger
legen.
Die Blicke der Besucher ruhten mittlerweile argwöhnisch auf uns, sodass wir die Körperteile auseinandersortierten und uns erhoben.
Gefühlte drei Stunden später hatten wir es zum Ausgang geschafft. Vollkommen entnervt, doch freudig kichernd stolperten wir ins Freie. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen über die mit Menschen überschwemmten Straßen des Freizeitparks.
Die riesige Turmuhr an dem nachgebauten grauen Hafengebäude zeigte Viertel vor sieben, was erklärte, warum die Massen sich bereits in Richtung des Ausganges schoben. Wir mischten uns unters Volk und ließen uns hinaustreiben. Punkt neunzehn Uhr spuckte uns die Menschenmasse auf dem Parkplatz vor dem abgezäunten Gelände aus.
„Da wären wir also wieder“, erklärte Lara unnützerweise.
„Ich kann es noch immer nicht fassen“, gestand Zad.
Mir ging es da nicht anders. Dass wir dieses Abenteuer erfolgreich hinter uns gebracht hatten, erschien mir selbst noch ziemlich unglaubwürdig.
Wie viel Zeit hier in unserer Welt wohl vergangen ist?,
fragte ich mich. Die Antwort darauf erfuhren wir einen Augenblick später.
„Benjamin!“, durchriss die Stimme meiner Mutter das gegenwärtige Gemurmel und Gelächter des Menschenauflaufes.
Ich blickte mich um, versuchte die Richtung zu lokalisieren, aus der meine Mutter rief. Ich erblickte eine Frau, die sich den Weg gegen den Strom der Leute bahnte, und lief ihr entgegen.
„Mein Junge!“, stieß sie freudig hervor und schloss mich in die Arme.
„Hallo Mama“, entgegnete ich strahlend und ein wenig überrascht.
„Und Zad … und Lara! Alle Vermissten auf einmal!“, erklärte sie.
Die beiden waren mir gefolgt und standen ein wenig unschlüssig neben uns in der Gegend herum.
„Hallo Frau Behrend“, trällerten sie zeitgleich.
„Bin ich froh, euch alle wohlauf wiederzusehen.“
„Wieso?“, fragte ich zögerlich. „Wir waren gemeinsam im Freizeitpark.“
„Fünf Tage lang?!“, stieß sie irritiert hervor.
Ich schluckte und schob sie von mir. „Fünf … Tage …?“, stotterte ich los.
„Nicht ganz“, half mir Lara aus, „wir waren ja übers Wochenende noch in dem Wald und haben an diesem Fantasy Rollenspiel teilgenommen. Hatte Ben das nicht erwähnt?“
Zad starrte zwischen Lara, meiner Mutter und mir hin und her. „G … g … genau“, holperte er ihr zu Hilfe.
„Hast du wohl vergessen, mir zu sagen“, entschied meine Mutter. „Und deinem Arbeitgeber und
deinem
hast du es wohl auch verheimlicht“, fügte sie an und tippte Zad vor die Brust. „Und dass man in der Uni mal vergisst, sich für eine knappe Woche abzumelden, kann ja passieren, nicht wahr?“, wandte sie sich an Lara.
Meine Mutter seufzte. Sie glaubte uns kein Wort, doch schien die Freude über die Rückkehr zu überwiegen, sodass sie es auf sich beruhen ließ.
„Alles in Ordnung. Sie sind hier!“, rief sie, nachdem sie sich umgedreht hatte. Erst jetzt sah ich die beiden Polizisten, die ihrem Job nachgingen und Laras Auto unter die Lupen nahmen.
„Kommt“, wurden wir aufgefordert und folgten meiner Mutter zu den beiden Beamten.
„Na ihr habt ja einen ganz schönen Wirbel veranstaltet“, schalt uns der Größere mit erhobenem Finger.
„Ich weiß gar nicht, was das alles soll“, fuhr Lara auf, „wir sind doch erwachsene Menschen und keine Kleinkinder.“
Ganz deutlich sah ich, dass meine Mutter eine bittere Erwiderung herunterschluckte. Sie räusperte sich und wandte sich stattdessen wieder an die Beamten. „Sie haben einfach vergessen Bescheid zu geben, dass sie für ein paar Tage weggefahren sind“, stärkte uns meine Mutter den Rücken. „Es tut mir wirklich unendlich leid, dass ich Sie mit der Suche so dermaßen auf Trab gehalten habe.“
„Keine Ursache“, winkte der moppelige Polizist ab. „Dafür sind wir doch da, und außerdem freuen wir uns mit Ihnen, dass alle drei wohlbehalten wieder aufgetaucht sind.“
Die Beamten verabschiedeten sich kurz darauf und versprachen Laras Eltern die freudige Mitteilung zu übermitteln. Diese suchten in Begleitung von anderen Polizisten die Umgebung des Unigeländes nach den Vermissten ab. Lara dankte den beiden und wir begaben uns zu den Autos.
Immer wieder beteuerten wir, dass wir schon auf uns selbst aufpassen konnten, doch meine Mutter wollte von all dem nichts hören. Sie war sehr aufgebracht und der Meinung, sie müsse ihre Küken beschützen, wie eine Glucke. Dieses Verhalten hatte ich bei ihr noch nie mitbekommen, aber um des
Weitere Kostenlose Bücher