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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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rein.«
    »Musst du nicht. Du bist gerade erst rausgekommen. Ich habe auf dich gewartet. Warum willst du nicht mit mir spielen?«
    »Weil du ein Mädchen bist und Mädchen keine Soldaten sein können«, sagte er boshaft. »Ich habe dich General sein lassen, und du hast alles falsch gemacht.« Er stand auf, und sie baute sich vor ihm auf: ein mageres Mädchen mit lehmverschmierten Knien und verfilztem schwarzem Haar.
    »Ich weiß etwas, das du nicht weißt«, leierte Ischat in dem spöttischen Ton, der ihn immer wütend machte.
    Huy zuckte mit den Achseln. »Das interessiert mich nicht. Du bist gerade erst drei, und ich werde morgen schon vier. Du weißt eine Sache, und ich weiß Unmengen.« Sie lächelte überlegen. »Dann sag es mir doch. Ich wette, es ist nichts Wichtiges.«
    »Doch. Und es geht um dich. Wenn ich es dir sage, lässt du mich dann mit den Soldaten spielen?«
    »Um mich?« Huy versuchte, sein plötzliches Interesse zu verbergen. »Wenn es etwas Tolles ist, darfst du General sein.«
    »Versprochen?« Er nickte, und sie begann, die Grashalme aus dem Lehm zwischen ihren Zehen herauszuholen, um ihn warten zu lassen, während ihr Blick auf den Spielzeugsoldaten ruhte. »Ich habe gehört, wie meine Mutter es meinem Vater erzählte. Sie dachten, ich schlafe. Du wirst in eine Schule geschickt, Huy. Das ist der Grund, warum du morgen dem Gott ein Geschenk bringen sollst. Damit er auf dich achtet, während du weg bist.«
    »Du lügst, damit du mit mir spielen kannst, Ischat! Nur reiche Jungen gehen zur Schule.«
    »Meine Mutter sagt, dein Onkel Ker wird es bezahlen.«
    »Hapsefa ist eine Dienerin, und meine Mutter sagt, dass sie tratscht.«
    »Geh und frag deinen Vater, wenn du mir nicht glaubst.« Sie nahm sich einen Soldaten. »Jetzt musst du mich mitspielen lassen. Du hast es versprochen.«
    Wütend konnte Huy nur stumm nicken. Er riss ihr das Spielzeug aus der Hand und kniff sie heftig, ehe er es ihr wieder zuwarf. »Du kannst mitspielen, aber nur, weil ich es versprochen habe.«
    Ischat rieb ihren Arm. »Jetzt gib mir einen General.«
    Sie spielten mehr oder weniger friedlich, bis Hapsefa Huy für seinen Nachmittagsschlaf ins Haus rief. Ischat verschwand sofort Richtung Obstgarten, und Huy sammelte seine Soldaten ein. Er wollte nicht zugeben, dass er müde war. Doch nachdem er gewaschen war und in seinem Bett lag, konnte er nur noch überlegen, ob er nach einem Becher Wasser rufen sollte, ehe die einschläfernde Stille des Hauses ihn überwältigte.
    Am Abend, als Huy in seinen Linsen rührte, erzählte seine Mutter seinem Vater, welches Geschenk Huy für Chenti-Cheti ausgesucht hatte. Die drei saßen auf Kissen um den großen, niedrigen Tisch, den Hapu aus Sykomorenholz angefertigt hatte. Durch die offene Tür waren Mücken in den Raum geflogen, in dem die kleine Familie sowohl zu essen als auch Gäste zu empfangen pflegte, und sirrten unter der Decke herum. Ein letzter, breiter Sonnenstrahl fiel auf den gestampften Lehmboden. Huy nahm eine geröstete Knoblauchzehe, ließ sie in die Linsen fallen und zerdrückte sie mit einem Finger, während er nach unten schielte, um festzustellen, wie weit der Sonnenstrahl reichte. Würde er seine Haut berühren, dann würde ihn der Ärger seiner Mutter verbrennen. Oder der seines Vaters. Hapu, der beide Augenbrauen hochgezogen hatte, beobachtete ihn über den Rand seines Weinbechers hinweg.
    Huy biss in ein Stück Melone. »Mit meinen Kegeln kann er mit den anderen Göttern spielen, wenn ihm langweilig ist«, verkündete er.
    »Natürlich«, sagte sein Vater trocken. »Ich wusste gar nicht, dass die Kegel einen so wichtigen Platz in deinem Herzen einnehmen, Huy. Der Gott wird zweifellos von deiner Selbstlosigkeit beeindruckt sein.« Huy konnte den schweren, süßen Schedeh-Wein riechen, den sein Vater aus den eigenen Granatäpfeln herstellte.
    »Bestimmt«, beeilte sich Huy zu sagen. »Kann ich bitte etwas von dem Wein haben, Vater?«
    »Gib mir dein Wasser, ich werde ein bisschen dazugießen«, sagte Itu und nahm den Krug. »Und wisch dir den Mund ab, Huy. Dein Kinn ist voller Melonensaft. Magst du den Eintopf nicht? Wenn du ihn gegessen hast, kannst du frische Feigen haben.«
    Das Sonnenlicht verschwand nur wenige Fingerbreit von Huys Füßen entfernt. Er schob die Linsenschüssel beiseite und trank seinen Becher leer. Er genoss den süß-sauren Geschmack des Weins. Dann wischte er sein Gesicht mit dem Leinentuch ab, das neben seinem Platz lag, und lächelte seine

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