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Der Seher des Pharao

Der Seher des Pharao

Titel: Der Seher des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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sie mit einer Gruppe tüchtig aussehender junger Männer und Frauen. Nachdem er sich vor Huy und Ischat verbeugt hatte, stellte er ihnen die Leute vor. »Das ist Seschemnefer, euer Gärtner, und das seine Frau Chnit, eure Köchin. Kar ist der Wächter am Tor und an den Anlegestufen. Merenra ist euer Haushofmeister. Er muss nicht eingewiesen werden, denn er kommt aus meinem eigenen Haushalt.«
    Merenra verbeugte sich. »Ich freue mich sehr, dass ich deinem Haushalt vorstehen darf, verehrter Meister. Es ist mir eine große Ehre.« Huy sah in die ernsten dunklen Augen, erkannte, dass er den Mann mögen würde, und war erleichtert. Von allen Bediensteten hatte der Haushofmeister den verantwortungsvollsten Posten.
    »Anchesenpepi, die für die Reinigung des Hauses zuständig ist«, fuhr Mery-Neith fort. »Und schließlich Tetianch, dein persönlicher Diener, Meister, und Iput, deine persönliche Dienerin, Ischat. Einen Schreiber habe ich dir nicht ausgesucht, Meister. Eine solche Stelle muss man persönlich besetzen.«
    »Ischat schreibt für mich«, erklärte ihm Huy. Unter den Dienern machte sich ein erstauntes, aber höfliches Gemurmel breit. »Sie allein hat mein uneingeschränktes Vertrauen.« Er wandte sich an das Hauspersonal. »Ich heiße euch willkommen und danke euch. Merenra, kannst du bitte die Quartiere zuweisen und dann in mein Arbeitszimmer kommen? Sind die Geschenke des Königs schon angekommen?« Er sah Mery-Neith fragend an.
    »Sie sind im Empfangszimmer aufgestapelt. Der Kornspeicher ist gefüllt. Mir bleibt nichts mehr, als euch den Segen der Götter in eurem neuen Heim zu wünschen.« Mery-Neith schnalzte mit den Fingern in Richtung seiner Sänftenträger. Huy dankte ihm erneut für seine Mühe und sah zu, wie sich die Sänfte entfernte. Er fühlte sich wie ein Kind, das man ausgesetzt hatte. Ischat war bereits im Haus verschwunden.
    Als Huy hereinkam, war sie dabei, die Kisten zu öffnen, die beinahe den gesamten Fliesenboden im Empfangszimmer bedeckten.
    »Sieh nur, Huy!«, staunte sie. »So viel Kajal, und in allem ist Gold-oder Silberstaub! Riechst du die Parfüme? Und diese Kiste ist voll mit Goldstücken. Du bist reich!«
    Iput wartete im Hintergrund. »Wenn meine Herrin die Leinenballen findet, die laut Auskunft des Bürgermeister dabei sind, kann ich beginnen, ihr einige sehr schöne Kleider zu nähen«, sagte das Mädchen. »Ich habe mein Nähzeug mitgebracht, und die Frau des Bürgermeisters schickt meiner Herrin einen Schminktisch als Geschenk. Er steht oben.«
    Ischat drehte sich auf einem Knie um. »Iput – so heißt du doch? Iput? Ich heiße Ischat. Wenn du magst, kannst du mich Ischat nennen, wenn wir unter uns sind, solange es in Anwesenheit von Besuchern und Gästen bei Herrin bleibt. Huy, sieh dir die an! Zwei hohe Lampenhalter für den Empfangssaal! Wenn du deine Palette ausgepackt hast, musst du mir einen Dankesbrief an den König diktieren!«
    »Den schreibe ich selbst«, erklärte Huy. Ischat brauchte mehr Übung im Schreiben, ehe ihre Schrift schön genug für die Augen des königlichen Schreibers wäre.
    Merenras scharfe Stimme schallte durch das Haus. Andere antworteten ehrerbietig und höflich. Aus dem Chaos würde Ordnung werden, sinnierte Huy. Er würde das Ruderboot, vielleicht sogar ein richtiges Schiff kaufen, das sich Ischat so sehr wünschte. Alle paar Monate würde der König weiteres Gold schicken, und Merenra würde es in einer kleinen Kiste im Arbeitszimmer einschließen, wie Huy das bei Nachts Haushofmeister gesehen hatte. So können Könige mit einer Geste Wunder der Verwandlung bewirken. Jeden Morgen werde ich in dem verzierten Bett oben aufwachen, warmes Brot riechen und die Stimme meines persönlichen Dieners Tetianch hören, der mir das Frühstück ans Bett bringt und den Vorhang hochzieht – so, als wäre ich in meinem Zimmer in Nachts Haus. Jeden Abend werden Ischat und ich in der Dämmerung durch den Garten schlendern oder auf den Anlegestufen sitzen und auf den Fluss schauen – so, wie das Anuket mir manchmal gegönnt hat. Der süße, vergiftete Duft meiner Vergangenheit ist stark hier. Ist das der Grund, warum ich so traurig bin?
    Er ging durch den Flur und hinaus in die Sonne zu der mit Kies bedeckten Fläche hinter dem Haus. Der Gärtner Seschemnefer und seine Frau Chnit eilten zu den kleinen Kammern der Dienstboten. Über ihren Schultern trugen sie Lederbeutel, die denen von Huy sehr ähnlich sahen. Sie unterhielten sich, ihre Stimmen klangen

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