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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Schicksal herausforderte.
    Vom Alkohol leicht benebelt, reagierten seine Gedanken unvermittelt auf jenen Ton der Geschichte, der seine eigenen geheimen Wünsche zum Leben erweckte.
    Mr Sattersway blickte hoch. Sie hockte immer noch an derselben Stelle – beobachtend, lauschend, regungslos und erstarrt, wie eine Tote.
    »Das stimmt völlig«, sagte Conway. »Capel war tatsächlich erregt, sonderbarerweise. Meiner Ansicht nach war er ein Mensch, der einen hohen Einsatz gewagt und trotz fast überwältigender Widerstände gewonnen hatte.«
    »Vielleicht hatte er irgendeinen Entschluss gefasst und plötzlich den nötigen Mut dazu aufgebracht?«, meinte Portal.
    Und als hätte eine Gedankenverbindung ihn angeregt, erhob er sich und goss sein Glas wieder voll.
    »Davon kann überhaupt nicht die Rede sein«, sagte Evesham scharf. »Ich könnte fast beschwören, dass er an irgendetwas Derartiges nicht dachte. Conway hat Recht. Ein erfolgreicher Spieler, der eine lange Erfolgssträhne gehabt hat und sein Glück einfach nicht fassen kann. Diesen Eindruck machte er.«
    Conway machte eine ratlose Gebärde.
    »Und trotzdem«, sagte er. »Zehn Minuten später…«
    Schweigend saßen sie da. Krachend ließ Evesham seine Hand auf die Tischplatte fallen.
    »In diesen zehn Minuten muss irgendetwas passiert sein«, rief er. »Aber was? Gehen wir die Geschichte noch einmal genau durch. Wir unterhielten uns. Mittendrin stand Capel plötzlich auf und verließ das Zimmer…«
    »Warum?«, sagte Mr Quin.
    Die Unterbrechung schien Evesham aus der Fassung zu bringen.
    »Was meinten Sie?«
    »Ich fragte nur: Warum?«, sagte Mr Quin.
    Evesham runzelte die Stirn, um sich genau zu erinnern.
    »Es schien nicht wichtig zu sein – damals… Ja, natürlich, die Post. Erinnerst du dich noch an die schrille Klingel und wie aufgeregt wir waren? Wir waren nämlich drei Tage eingeschneit gewesen – weißt du noch? Seit Jahren der schwerste Schneesturm. Sämtliche Straßen waren unpassierbar. Keine Zeitungen, keine Post. Capel ging hinaus, um nachzusehen, ob irgendjemand durchgekommen war, und nahm einen ganzen Stapel in Empfang: Briefe und Zeitungen. Er blätterte die Zeitungen durch, ob irgendetwas Wichtiges drin stünde, und ging dann mit den Briefen nach oben. Drei Minuten später hörten wir einen Schuss… Unerklärlich! Vollkommen unerklärlich.«
    »So unerklärlich ist es gar nicht«, sagte Portal. »Bestimmt stand in einem Brief etwas Unerfreuliches. Vielleicht hätte ich lieber sagen sollen: offenbar.«
    »Glauben Sie etwa, uns wäre so etwas entgangen? Das war nämlich so ungefähr das Erste, was der Untersuchungsrichter fragte. Aber Capel hat nicht einen einzigen Brief geöffnet! Der ganze Stapel lag ungeöffnet auf seiner Kommode.«
    Portal machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
    »Wissen Sie ganz genau, dass er keinen einzigen Brief geöffnet hat? Vielleicht hat er ihn vernichtet, nachdem er ihn gelesen hatte.«
    »Nein, das ist meiner Meinung nach ganz unmöglich. Natürlich wäre das die glaubwürdigste Lösung gewesen. Aber kein einziger Brief war geöffnet. Keiner verbrannt, keiner zerrissen. Im Kamin brannte nämlich gar kein Feuer.«
    Portal schüttelte den Kopf.
    »Sonderbar!«
    »Alles in allem war es eine entsetzliche Geschichte«, sagte Evesham mit leiser Stimme. »Conway und ich rannten sofort nach oben, als wir den Schuss gehört hatten, und da fanden wir ihn… Ich habe einen ziemlichen Schock bekommen, das kann ich Ihnen sagen!«
    »Und wahrscheinlich konnten Sie nicht mehr tun, als die Polizei anzurufen?«, sagte Mr Quin.
    »In Royston gab es damals noch kein Telefon. Ich habe es erst legen lassen, als ich das Haus kaufte. Glücklicherweise war der Constable aus dem Dorf durch Zufall in der Küche. Einer der Hunde – erinnerst du dich noch an den alten Rover, Conway? – hatte sich am Tag vorher verlaufen. Ein vorbeikommender Fuhrmann hatte ihn halb zugeschneit in einer Schneewehe entdeckt und zur Wache gebracht. Sie sahen, dass der Hund Capel gehörte und dass es derjenige war, an dem Capel besonders hing; und deswegen brachte ihn der Constable selbst her. Unmittelbar bevor der Schuss fiel, war er gekommen. So wurde uns eine Menge Unannehmlichkeiten erspart.«
    »Mein Gott, war das ein Schneesturm«, sagte Conway in der Erinnerung an jenen Tag. »Wann war das eigentlich? Auch Anfang Januar?«
    »Ich glaube, es war im Februar. Warte mal – kurz darauf fuhren wir ins Ausland.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es im

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