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Der seltsame Mr Quin

Der seltsame Mr Quin

Titel: Der seltsame Mr Quin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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neugierig gemacht. Irgendetwas ging hier vor, das er nicht ergründen konnte.
    Aus seinen Überlegungen riss ihn das feierliche Schlagen der großen Uhr in der Ecke.
    »Zwölf Uhr«, sagte Evesham. »Neujahr! Ein glückliches neues Jahr! Übrigens geht die Uhr fünf Minuten vor… Ich weiß gar nicht, warum die Kinder nicht aufgeblieben sind und das neue Jahr abgewartet haben?«
    »Ich bin fest davon überzeugt, dass sie in Wirklichkeit noch gar nicht schlafen gegangen sind«, sagte seine Frau gelassen. »Wahrscheinlich verstecken sie Haarbürsten und derartige Dinge in unseren Betten. Solche Sachen machen ihnen viel Spaß. Warum, ist mir jedoch nicht ganz verständlich. In meiner Jugend hätte man uns so etwas nicht erlaubt.«
    »Autres temps, autres mœurs«, sagte Conway lächelnd.
    Er war groß und soldatisch aussehend. Evesham und er waren sich im Typ überhaupt sehr ähnlich: ehrlich, aufrichtig, freundlich und ohne große geistige Ansprüche.
    »In meiner Jugend stellten wir uns im Kreise auf, fassten uns an den Händen und sangen Auld Lang Syne«, fuhr Lady Laura fort. »Should auld acquainta n ce be forgot – ich finde diese Worte immer richtig bewegend.«
    Evesham wurde unruhig.
    »Lass das doch, Laura«, sagte er leise. »Nicht hier!«
    Er schlenderte durch die Große Halle, in der sie saßen, und schaltete eine weitere Lampe an.
    »Wie dumm von mir«, sagte Lady Laura gedämpft. »Das erinnert ihn immer an den armen Mr Capel. Meine Liebe, ist Ihnen das Feuer vielleicht zu warm?«
    Eleanor Portal machte eine unwirsche Bewegung.
    »Danke. Ich werde meinen Sessel etwas zurückschieben.«
    Welch eine bezaubernde Stimme sie hatte – eine dieser tiefen, leisen und doch hallenden Stimmen, die man so leicht nicht vergisst, überlegte Mr Sattersway. Ihr Gesicht lag jetzt im Schatten – jammerschade. Als sie im Schatten saß, sagte sie: »Mr… Capel?«
    »Ja. Das ist der Mann, dem dieses Haus ursprünglich gehörte. Er erschoss sich… Ist ja gut, Tom, ich höre schon auf! Für Tom war es nämlich ein großer Schock, weil er hier war, als es passierte. Sie doch auch, nicht wahr, Sir Richard?«
    »Ja, Lady Laura.«
    Eine alte Standuhr in der Ecke ächzte, stöhnte und fauchte asthmatisch, und dann schlug sie zwölf.
    »Prost Neujahr, Tom«, knurrte Evesham mechanisch.
    Lady Laura packte ziemlich entschlossen ihre Stricksachen zusammen.
    »So, das neue Jahr hätten wir begrüßt«, bemerkte sie, und mit einem Blick auf Mrs Portal fügte sie hinzu: »Was meinen Sie, meine Liebe?«
    Eleanor Portal stand schnell auf.
    »Ich finde, wir sollten zu Bett gehen«, sagte sie leichthin.
    Sie ist sehr blass, dachte Mr Sattersway, als er ebenfalls aufstand und begann, sich mit den Kerzenhaltern zu beschäftigen. So blass ist sie sonst nicht.
    Er zündete ihre Kerze an und überreichte sie ihr mit einer komischen altmodischen Verbeugung. Mit einem Wort des Dankes nahm sie sie ihm ab und ging langsam die Treppe hinauf.
    Plötzlich überkam Mr Sattersway ein sehr merkwürdiger Wunsch: Am liebsten wäre er ihr gefolgt, hätte sie getröstet – denn irgendwie hatte er das höchst seltsame Gefühl, dass sie sich in irgendeiner Gefahr befand. Aber auch das ging vorüber, und er schämte sich. Jetzt fing er tatsächlich auch schon an, nervös zu werden.
    Sie hatte ihren Mann nicht angesehen, als sie nach oben ging; jetzt wandte sie ihm allerdings den Kopf zu und betrachtete ihn lange und forschend, und dieser Blick hatte eine eigenartige Intensität. Mr Sattersway fand es höchst sonderbar.
    Und plötzlich merkte er, dass er seiner Gastgeberin auf ziemlich unaufmerksame Weise eine Gute Nacht gewünscht hatte.
    »Ich bin sicher, dass es ein glückliches neues Jahr sein wird«, sagte Lady Laura gerade. »Aber die politische Situation ist meiner Ansicht nach mit einer tragischen Ungewissheit belastet.«
    »Das finde ich auch«, sagte Mr Sattersway ernst. »Das finde ich auch.«
    »Ich hoffe nur«, fuhr Lady Laura fort, ohne dass sich ihr Ausdruck auch nur im Geringsten veränderte, »dass es ein schwarzhaariger Mann ist, der als Erster die Schwelle überquert. Sie kennen diesen Aberglauben sicherlich, Mr Sattersway? Nein? Das überrascht mich. Wenn es dem Hause Glück bringen soll, dann muss der erste Mann, der im neuen Jahr die Schwelle überschreitet, schwarzhaarig sein. Mein Gott, hoffentlich entdecke ich in meinem Bett nicht irgendetwas Unangenehmes. Den Kindern ist alles zuzutrauen. Sie haben immer so merkwürdige

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