Der Semmelkoenig
ihrer Selbstverteidigung fertig war. Oder Heidi unterhielt sich mit ihrer Tante im Supermarkt bei den Tiefkühlprodukten. Einfacher und vor allem unauffälliger wurde dann natürlich alles, als Heidi Oskars Babysitter wurde.«
»Wow!«, entfuhr es Doktor Frank anerkennend. »Die drei waren gut! Da kann ja noch so mancher Agent von denen lernen.«
»Nicht wahr?«, pflichtete ihm Maus bei.
200
»Herr Kitzinger! Was bitte is das?«, rief Schneider den Hauseigentümer zu sich.
»Was?«
Der Mann schien nicht gleich zu begreifen. Blickte scheu in das Gesicht des empörten Maklers, der jetzt anklagend mit dem Zeigefinger auf eine Stelle im Garten deutete.
»Ach, das! Äh, das ist der Ganter unserer Nachbarin. Der Martin. Der kommt öfter mal vorbei, um ›Hallo‹ zu sagen. Ich nehm mal an, dass ihm heute der Lärm da drüben zu viel geworden is …«
Weiter kam er jedoch nicht, denn Schneider hatte ihn am Ärmel gepackt und mit sich auf den Rasen gezogen.
»Der muss weg! Aber schnell! Los, los, helfen Sie mir!«
201
»Und womit?«, wollte Doktor Frank seine letzte Frage beantwortet wissen. »Womit konnte das Trio den großen Möller denn erpressen? Doch nicht mit den Fischteichen? Da hätt er doch gleich gewusst, wer dahinter steckt.«
»Nein«, grinste Maus. »Nein, das ging natürlich nicht. Hier, und ich muss sagen, es ist die plumpste und banalste Geschichte, seit es Wahlkämpfe und Frauen gibt, lieferten einige pikante Fotos aus Asien das beste Druckmittel. Frau Lörteks Bruder, Heidis Vater, war doch zu etwas nütze, denn er hat die Damen mit den nötigen Informationen versorgt!«
202
Kopfschüttelnd beobachtete Claire die beiden Männer mit dem Tier und es war nicht so ganz klar, wer da wen jagte. Frau Kitzinger war nun auch auf die Terrasse gekommen und wedelte mit einem Flugblatt.
»Fräulein, entschuldigen Sie mal, aber ich muss Sie da auf einen Fehler hinweisen.«
Verständnislos sah die Angesprochene auf den Zettel, der ihr nun hingehalten wurde.
»Ja«, versuchte sie eine Erklärung. »Ja, des is aaner von unsere Flyern, die wir letzte Woch in alle Briefkäste gesteckt habbe, domit die Interessente jetzt scharenweis hierher komme. Was is jetzt dodamit?«
»Ähm.«
Der Dame des Hauses schien es plötzlich peinlich, aber was gesagt werden musste, musste eben gesagt werden.
»Ähm, des is ja alles schön und gut, und Ihre Methode is auch nicht schlecht, aber Ihnen is da trotzdem ein Fehler unterlaufen. Die Hausnummer! Sehen Sie, die Hausnummer stimmt nicht. Wir wohnen hier in Rossweg Nummer 17 und hier steht …«
»19!«, hauchte Claire und blickte erschrocken zu ihrem Chef, der gerade von einem fauchenden Martin in ein Beet mit Tulpen zurückgedrängt wurde. Jetzt war wirklich kein günstiger Zeitpunkt, ihn auf das kleine Malheur hinzuweisen, denn er war offensichtlich sehr beschäftigt.
203
Inga kam mit zwei Flaschen Bier in der Hand – für jeden der Männer eine, denn sie war eine umsichtige Gastgeberin – zum Grill geeilt.
»Ein gelungenes Fest, Frau Maus«, lobte Doktor Frank und bekam dafür ein strahlendes Lächeln.
»Nicht wahr? Und dass trotz des schlimmen Falls so viele Kollegen gekommen sind, freut mich besonders. Steffi hat mir gerade erzählt, ihre Großcousine würde den kleinen Waisenjungen aufnehmen. Wie hieß der noch gleich?«
»Oskar«, kam ihr Mann zu Hilfe.
»Ja, genau, der kleine Oskar. Der ist ja sowieso ihr Halbbruder. Da dürfte es wohl keine allzu großen Schwierigkeiten geben, oder?«
»Inga! Kommst du mal bitte!«, rief jemand von der Tür her. »Da is wieder so einer, der dich etwas wegen dem Badezimmer und eurem Heizsystem fragen möchte.«
Maus konnte in dem immer größer werdenden Gedränge nicht genau erkennen, wer da seine Frau gerufen hatte. Er vermutete, dass es sich um eine von Ingas vielen sonderbaren Vogelfreundinnen handelte, machte sich deshalb keine weiteren Gedanken und öffnete erst einmal sein Bier, um mit Doktor Frank anzustoßen.
ENDE
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