Der Sergeant
Gefangenenbegleiter kurz vor der Entlassung aus der Armee stehen, Sergeant?«
»Es ist unser letzter Ritt für die Armee«, sagte ich. »Und die Gefangenen werden entweder gehängt oder bekommen endlose Jahre Straflager. Dies hier ist für die Armee mehr oder weniger ein uninteressanter Haufen, der zu nichts mehr nützlich sein kann. Die Gefangenen machen Arbeit, und wir paar Dienstbeender sind völlig uninteressant, wie alte Pferde zum Beispiel, die man nicht mehr gebrauchen kann.«
Paco Yuma nickte.
»Und was hattet ihr von der Armee?«, wollte er wissen.
»Nichts«, sagte ich trocken.
»Ihr seid nicht besser dran als ich«, sagte Paco Yuma. »Euch hatte die Armee in den Klauen. Und ich bin nicht weiß und nicht rot. Ich bin so verdammt allein dazwischen. In den Wagen ist Gold! Gold!«.
Verdammt, da war Gold vor uns, Gold! Und die Apachen würden es sich im Morgengrauen holen.
Wenn sie es hatten, würden sie uns zu erledigen versuchen.
Das alles war jetzt ziemlich sicher.
Paco Yuma beobachtete mich genau.
Dann sagte er: »Wenn ich Sergeant wäre, der bald schon entlassen wird, und wenn ich ein paar Soldaten hätte, die ebenfalls fertig sind bei der Armee, dann würde ich sogar die sechs Gefangenen losschließen und auf meine Seite bringen. Mit dem Fahrer und den Gefangenen seid ihr dann elf Mann – und mit mir zwölf. Es ist Gold genug für die Überlebenden da. Solch eine Chance bekommt man nur einmal im Leben.«
Als er verstummte, schwieg ich.
Vor uns war Gold, das sich die Apachen schnappen wollten.
Wir aber waren alle arme Teufel, die mit ein paar Dollar Entlassungsgeld ein neues Leben anfangen mussten.
Ja, wir witterten eine Chance, wie wir sie nie wieder bekommen würden.
Sogar ich dachte so.
Denn auch ich war ja nur ein hungriger Wolf.
* * *
Dass ich in diesem Land Sergeant geworden war, war nicht deshalb geschehen, weil ich ein besserer Mensch war als all diese Strolche bei der Armee. Ich war nur ein härterer Bursche. Ich kannte mich aus in diesem Land und wusste mehr über die Apachen als die anderen Soldaten, alle Offiziere eingeschlossen.
Und ich konnte eine Patrouille führen, Aufträge erfüllen und selbst die bösesten Burschen unter Kontrolle halten.
Deshalb hatte ich die höchste Sergeantstufe erreicht.
Aber ein guter Mensch war ich deshalb gewiss nicht.
Das Gold lockte mich wie frischer Büffelhöcker einen Wolf.
Und deshalb fragte ich Paco Yuma: »Wie viele Hombres sind beim Wagenzug? Und zu welcher Sorte gehören sie?«
»Drei Wagen mit je zwei Maultieren«, sagte er. »Drei Fahrer, zwei begleitende Reiter und die Frau. Sie hatten noch einen Scout, aber den haben bestimmt schon die Apachen erwischt. Es sind Minenleute. So hart sie auch sein mögen, es sind Minenleute, die wenig Ahnung von den Apachen haben. Ihr Scout fehlt ihnen sehr. Natürlich können sie kämpfen. Aber sie haben keine Chance gegen Colorado Juan und dessen Jungs. Alles klar?«
Ich sah ihn immer noch schweigend an.
Und ich staunte. Denn er hatte von einer Frau gesprochen.
»Eine Weiße?«
Er nickte zu meiner Frage.
»Jung und schön«, sagte er. »Mit gelben Haaren und grünen Augen. Sie reitet wie ein Cowgirl und trägt einen Colt. Ihr Bruder ist der Boss. Ihr und ihm gehört das meiste Gold. Sie kommen aus der alten Coronado-Mine in den Tumacacori Mountains, in der schon Coronados gepanzerte Soldaten nach Gold gruben, als sie damals mit ihm aus dem Aztekenland kamen. Colorado Juan wird sich die Weiße für eine Weile nehmen. Das macht er immer, wenn eine in seine Hände fällt. Aber in erster Linie ist er natürlich am Gold interessiert.«
Ich nickte, denn ich kannte den Apachen gut genug.
Colorado Juan war einer jener Apachen, die man in Missionsschulen erzogen hatte und die dann irgendwann einmal herausfinden mussten, dass für die meisten weißen Christen in diesem Land ein roter Christ noch lange kein Bruder war, sondern mehr ein dressierter Heide.
Und da ging dieser intelligente und gebildete Rote zu seinen heidnischen und wilden Brüdern zurück.
Bei den Apachen wurden Häuptlinge nach demokratischer Weise gewählt. Er wurde deshalb bald ein kleiner Häuptling.
Doch er war ehrgeizig. Er wollte für die Apachen der Messias werden.
Mit dem Gold kam er diesem Ziel ein Stück näher. Mit Gold konnte ein Apache wie er eine Menge erreichen.
Die Armee würde dann das Zehnfache aufbieten müssen, um ihn zu erledigen.
Und deshalb durfte er das Gold nicht bekommen – nicht nur, weil
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