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Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Der Serienmörder von Paris (German Edition)

Titel: Der Serienmörder von Paris (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David King
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sogenannten „anthropometrischen“ Ansatzes, mit dessen Hilfe Individuen durch spezifische eindeutige Messergebnisse identifiziert werden konnten.
    Die französischen Gesetze des 19. Jahrhunderts differenzierten zwischen Erst- und Wiederholungstätern, wobei man die Ersttäter eher milde bestrafen konnte, was meist auch geschah. Um diesen Vorteil auszunutzen, legten sich Kriminelle oft verschiedene Namen zu, womit sie – im Fall, dass der Betrug nicht aufgedeckt wurde – immer wieder als Ersttäter galten. Nach Bertillons Methode identifizierte man jeden Verbrecher nun ein für alle Mal anhand von elf Punkten: Größe, Länge der ausgestreckten Arme, Höhe und Breite des Kopfes, Länge des Fußes, des Mittelfingers, des kleinen Fingers, des Armes vom Ellbogen bis zum Mittelfinger und weiteren Merkmalen. Hierbei zog man die linke Seite vor, denn sie veränderte sich bei einem Rechtshänder durch harte physische Arbeit kaum. Durch die präzisen Messungen ließ sich eine Person unzweifelhaft identifizieren. Zwei Menschen mochten nach Bertillon ein, zwei, vielleicht sogar drei übereinstimmende Werte vorweisen, doch niemals elf. Hier lag seinen Berechnungen zufolge die Wahrscheinlichkeit bei 1:268.435.456. Um selbst diese Möglichkeit auszuschließen, fügte er dem Verfahren noch drei weitere Referenzpunkte hinzu: die Augen- und Haarfarbe sowie die Farbe des Teints.
    Im Februar 1883, nach einer jahrelangen Bestandsaufnahme von Daten und einer Verfeinerung des Klassifizierungssystems, identifizierte Bertillon einen Wiederholungstäter erfolgreich, eine Leistung, die als erster wissenschaftlicher Ermittlungsansatz der Kriminalgeschichte in die Annalen einging. Im Laufe der nächsten Jahre demonstrierte Bertillon den Wert seiner Methode wiederholt und ertappte 1884 nicht weniger als 241 Straftäter und sogar 425 im darauffolgenden Jahr. Am Ende der Dekade waren es schon 3.500. Ungefähr zur Mitte der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts konnte die Polizei einen Katalog mit fünf Millionen Profilen vorweisen.
    Bertillon bereicherte die Ermittlungsarbeit durch weitere Techniken. Er standardisierte das Verbrecherfoto, indem er das Anfertigen einer Frontalaufnahme und einer Seitenaufnahme festlegte. Darüber hinaus forderte er von den Kollegen, immer eine Fotokamera zum Ort eines Verbrechens mitzunehmen, um dort die sogenannten Tatortfotos zu schießen. Zwar sträubte sich der Tüftler zuerst gegen die Technik der Daktyloskopie, der Abnahme von Fingerabdrücken, da er sie als Gefahr für sein eigenes System ansah, unterstützte die Anwendung der Methode dann aber doch. Bertillons Ansehen war innerhalb kurzer Zeit so rasant gestiegen, dass der britische Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle seinen Protagonisten Sherlock Holmes „seine tiefe Wertschätzung für den französischen Gelehrten“ ausdrücken ließ. Im Roman Der Hund von Baskerville beschreibt Dr. Mortimer, der Gegenspieler des fiktionalen Meisterdetektivs, Holmes und Bertillon als die zwei besten Ermittler Europas.
    Zur Zeit des Falls Petiot leitete Dr. Albert Paul, Paris’ höchster Gerichtsmediziner, das IML. Der 65-jährige Forensiker bzw. Leichenbeschauer, wie man diesen Berufsstand ursprünglich bezeichnete, stammte aus einer Familie von Ärzten und Rechtsanwälten. Nachdem er sein Studium unter Paul Brouardel, einem führenden Experten auf den Gebieten der forensischen Pathologie und der forensischen Entomologie, also Insektenkunde, abgeschlossen hatte, wurde Paul 1918 Professor der forensischen Medizin an der Sorbonne und arbeitete an vielen bedeutenden Fällen, von denen besonders die Morde des Henri Landru in den Jahren 1920/1921 für großes Aufsehen sorgten. Landru führte die Behörden jahrelang an der Nase herum, während er in aller Seelenruhe reiche Frauen tötete, beraubte und dann deren Körper verbrannte.
    Dr. Paul knackte schließlich den Fall, indem er Landrus Technik, sich der Leichen zu entledigen, kopierte, das heißt, er verbrannte menschliche Körperteile in einem Küchenherd. „Ein rechter Fuß“, erkannte Paul, „verbrannte in 50 Minuten, ein halber Schädel mit vorher entnommenem Gehirn in 36 Minuten, ein kompletter Schädel in 70 Minuten. Ein Kopf mit Gehirn, Haaren, Zunge usw. in ungefähr einer Stunde und 40 Minuten.“ Am schwierigsten war die Beseitigung des Rumpfs und des Thorax, was mit hoher Wahrscheinlichkeit erklärte, warum der Mörder in der Rue Le Sueur die Körper zerhackte, bevor er sie in die Flammen warf.
    Dr. Paul war

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