Der Sichelmoerder von Zons
wirklich dort hineingeht“, erwiderte Oliver. Dann gab er den Befehl zum Zugriff. Die Verstärkung, die mittlerweile eingetroffen war, hatte sich auf dem gesamten Parkplatzgelände positioniert. Frederick Köppe transportierte nichts ahnend den schweren Salzsäurebehälter und wurde direkt vor dem Eingang der Halle lautlos überwältigt. Alles geschah so schnell, dass er nicht einmal die Chance hatte, zu schreien.
Gebannt verfolgten Oliver und Klaus die Festnahme. Das Funkgerät knirschte: „Die Lagerhalle gehört Matthias Kronberg. Sie befindet sich seit 60 Jahren im Besitz der Familie.“
Oliver traute seinen Ohren nicht. Schnell funkte er seine Kollegen an, die nach wie vor die mittlerweile leer gewordene Kundenveranstaltung im „Swissôtel“ observierten. Innerhalb von 30 Sekunden hatte er die Bestätigung. Matthias Kronberg saß immer noch an der Bar.
„Wir müssen einen Zusammenhang zwischen Jimmy Henders und Matthias Kronberg übersehen haben. Irgendetwas stimmt hier nicht. Lass uns die Halle stürmen, bevor es zu spät ist.“ Mit diesen Worten stürzte Oliver aus dem Auto und gab dem Leiter der Sondertruppe das Zeichen zum Stürmen der Halle. Oliver machte den Anfang und stand mit klopfenden Herzen vor der Tür. Er zählte: eins, zwei, drei und Zugriff. Krach. Mit einem mächtigen Rammbock schlugen zwei SEK-Beamte gegen die schwere Eisentür, die schließlich scheppernd aufflog. Oliver sprang durch die Öffnung. Es war schummrig und seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, als ein schwarzer Schatten mit einem unnatürlich lauten Kreischen auf ihn zustürzte. Im letzten Moment riss Oliver seinen Kopf zu Seite und zog instinktiv die Schultern hoch. Ein stechender Schmerz traf ihn zwischen Oberarm und Schulter. Er ignorierte ihn und warf sich auf den Schatten. Schwer atmend bekam er die Hände der Gestalt zu fassen. Sie waren zierlich und schmal. Wütend riss er seinen Angreifer herum und erstarrte.
Es war Anna. Mit vor Panik weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an, während sie sich heftig unter ihm wehrte. Dann erkannte sie ihn und hörte schlagartig auf zu treten.
„Anna! Gott sei Dank. Wir haben dich gefunden!“, stieß Oliver erleichtert aus und half ihr auf die Beine. Sie wankte leicht, wirkte ansonsten jedoch unverletzt.
„Ich kenne den Mann nicht, der mich entführt hat und Jimmy ist tot!“
Mit diesen Worten zeigte Anna in eine Ecke der Halle, wo der ermordete Jimmy zusammengesunken auf dem Boden lag.
„Das gibt es doch gar nicht“, entfuhr es Oliver erstaunt. „Matthias Kronberg ist immer noch auf der Kundenveranstaltung und trinkt an der Bar. Wir haben draußen auf dem Parkplatz Frederick Köppe geschnappt. Wir müssen ihn verhören, um an den Hintermann heranzukommen.“
Draußen auf dem Parkplatz brach plötzlich Tumult aus. Kräftige Männerstimmen brüllten. Schwere Stiefel liefen in schnellen Schritten über das Gelände und dann fiel ein vereinzelter Schuss.
„Stehen bleiben!“, übertönte eine drohende Polizistenstimme das Chaos. Oliver lief nach draußen.
„Was ist denn hier los?“
„Wir haben eine männliche Person gestellt. Er wollte gerade von diesem Gelände flüchten. Hat sich dort hinten in dem kleinen Schuppen versteckt und gedacht, er könnte uns an der Nase herumführen!“
„Meister! Mein Meister!“, Frederick Köppe schrie mit hochrotem Gesicht über den ganzen Parkplatz hinweg, als er die gerade festgenommene Person erkannte. Er wollte sich von den Polizisten losreißen, doch diese hielten den schmächtigen jungen Mann mit eisernem Griff fest. Seine Versuche endeten schließlich mit einem harmlosen Zappeln. Oliver runzelte die Stirn und ging auf Frederick zu.
„Wie heißt dein Meister mit Namen?“
Ängstlich starrte Frederick auf den Boden und wagte nicht aufzuschauen.
„Durchsucht ihn. Vielleicht hat er Papiere dabei.“ Oliver blickte Frederick Köppe strafend an. „Es wäre an der Zeit mit der Wahrheit herauszurücken. Ist Ihnen eigentlich klar, dass durch Ihr Verhalten und Ihre Mithilfe Menschen ums Leben gekommen sind?“
Leise antwortete Frederick: „Er heißt Sebastian Kronberg. Er ist kein böser Mensch. Das müssen Sie mir glauben. Er straft nur die Sünder im Namen des Herrn und ich tue ein gutes Werk, wenn ich ihm helfe.“ Dicke Tränen liefen über Frederick Köppes gerötetes Gesicht. Du meine Güte, fuhr es Oliver durch den Kopf, der Junge schien wirklich keine Ahnung von dem zu haben, was er da getan
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