Der Sichelmoerder von Zons
Zittern verbergen. Ihre Nervenzellen waren zum Bersten angespannt. Jetzt nur keinen Fehler machen! Wer immer dieser Kerl ist, du hast nur eine Chance zu entkommen. Krampfhaft hielt sie ihre Augen geschlossen. Sie hätte so gerne gesehen, ob ihr Entführer Matthias Kronberg war. Da die Polizei nur noch zwei Hauptverdächtige auf der Liste hatte, konnte es eigentlich niemand anders sein. Warum wollte er sie töten? Sie hatte ihm schließlich mit dem neuerlichen Kredit ihrer Bank aus der Patsche geholfen und aktiv dazu beigetragen, dass sein Familienunternehmen keine Insolvenz anmelden musste. Anna hielt die Luft an. Sie konnte spüren, dass er nicht mehr weit entfernt war. Vier, fünf Schritte noch und dann würde er direkt vor ihr stehen. Ich will nicht sterben! Nicht heute, dachte sie und drückte den Nagel fest gegen ihren Oberschenkel. Wenn sie es schaffen könnte, dieses 15 Zentimeter lange rostige Monster in seine Halsschlagader zu rammen, dann wäre sie gerettet.
Jetzt stand er direkt vor ihr. Sie spürte, wie er sich zu ihr hinunterbeugte und konnte seinen heißen Atem in ihrem Gesicht fühlen. Sie wartete noch ein paar Sekunden ab und gerade als er ihre Schulter berühren wollte, schlug sie zu. Mit aller Kraft, die sie hatte, stieß sie den Nagel in seinen Hals. Ein lautes ungläubiges Brüllen folgte ihrem Angriff. Ihr Entführer wankte rückwärts und griff sich mit schmerzverzehrtem Gesicht an den Hals.
„Du verfluchtes Miststück. Dir werde ich es zeigen!“
Mit einem kräftigen Ruck riss er sich den Nagel aus dem Hals und schleuderte ihn wütend weg. Klirrend blieb der Nagel wenige Meter entfernt auf dem kalten Betonboden liegen. Die Angst lähmte Anna für einen Moment. Doch dann gab ihr Gehirn das Signal zur Flucht und ohne weiter nachzudenken, spannten sich ihre Oberschenkel an und mit einem gewaltigen Sprung nach vorne schubste sie ihren Angreifer weg und versuchte, zu entkommen. Es war nicht Matthias Kronberg! Sie kannte diesen Mann nicht. Er war groß und hatte eine dunkle Kutte an. Er sah aus, wie ein Mönch. Ein lauter Knall ließ sie in der Bewegung innehalten. Ehe sie sich versah, wurde ihr linkes Bein weggerissen. Sie hing fest. Ein breiter Riemen hatte sich um ihren Knöchel gelegt und zog sie jetzt unbarmherzig nach hinten. Sie krallte sich mit den Fingernägeln im Betonboden fest, konnte jedoch keinen Halt finden. Der Mann kannte keine Gnade. Brutal warf er sich mit seinem ganzen Gewicht auf sie und zog ihren Kopf an den Haaren nach hinten. Verzweifelt wehrte sie sich.
„Du kannst mir nicht entkommen, Sünderin! Du hast eine Todsünde begangen und ich werde dich im Namen des Herrn hinrichten!“
Er schlug ihren Kopf auf den Boden und Anna wurde augenblicklich schwarz vor Augen. Das Nächste, was sie wahrnahm war, wie er sie über den rauen Betonboden schleifte. Kraftlos ließ Anna es geschehen. Als ihr Oberschenkel über einen Gegenstand rollte, griff sie zu und nahm dankbar den rostigen Nagel in ihre Hand. Noch ist es nicht zu Ende, dachte sie und wartete ab, bis er sie in einer Ecke der Lagerhalle achtlos liegen ließ. Schnellen Schrittes entfernte er sich und schloss die Tür mit einem lauten metallischem Knall. Gerade, als Anna sich aufrichten wollte, kam er zurück. Ihre Hände wurden hochgerissen und mit einem leisen Klicken rastete das Schloss der Handschellen ein, die er um ihre Gelenke geschlungen hatte. Dann war sie wieder alleine.
...
„Überprüfen Sie, wem diese Lagerhalle gehört“, sprach Oliver in sein Funkgerät. Frederick Köppe stand auf einem riesigen Parkplatz vor einer verlassenen Lagerhalle an der Landstraße B9. Hier gab es etliche leer stehende Industriebaracken, die seit Jahren nicht mehr genutzt wurden. Da sich für diese Objekte keine Käufer fanden, zerfielen sie mit der Zeit immer mehr. Im Sommer versteckten sich diese Industrieanlagen hinter den großen grünen Bäumen, welche zu beiden Seiten die Landstraße säumten. Nur im Winter, wenn das Laub auf dem Boden lag, konnte man die triste Industrielandschaft zwischen den Baumstämmen hindurch wahrnehmen.
Frederick Köppe öffnete den Kofferraum und holte einen riesigen Behälter heraus. Keuchend lud er diesen auf eine Sackkarre.
„Das ist ein Salzsäurebehälter. Ich denke, sie wollen die Leichen in der Lagerhalle entsorgen“, sagte Klaus und ließ die Augen nicht von Köppe.
„Ich schlage vor, dass wir ihn noch vor Betreten der Halle schnappen. Ich will nur sehen, ob er auch
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