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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Kiefer.
    Hoch-Lord Elena stürzte in den entstandenen Spalt.
    Kevin sprang hinterdrein und verschwand außer Sicht. Sein Geheul erscholl aus der Kluft und hallte wider wie das Gekreisch eines Wahnsinnigen.
    Doch selbst während beide in die Tiefe entschwanden, ging ihr Ringen weiter. Lord-Feuer schoß glutheiß herauf in die Höhle. Das Donnern gequälten Steins grollte durch den Tunnel, und die Höhle selbst schwankte von einer zur anderen Seite, wie eine Übelkeit in den Eingeweiden des Melenkurion Himmelswehr. In seinem Schrecken meinte Covenant, das gesamte Gefüge des Berges stehe kurz vorm Zusammenbruch.
    Da zerrte Bannor ihn auf die Füße, richtete ihn rücksichtslos auf. Der Bluthüter umklammerte ihn mit unerbittlichen Fingern. »Rette sie!« schrie er Covenant durch das Getöse an.
    »Ich kann's nicht!« Die Schmerzlichkeit seiner Antwort veranlaßte auch Covenant zum Brüllen. Bannors Forderung rieb so viel Salz in die Wunden seiner wesensbedingten Nichtsnutzigkeit, daß er die Pein kaum zu erdulden vermochte. »Ich kann's doch nicht!«
    »Du mußt.« Bannors Zugriff gestattete keinerlei Alternativen. »Wie denn?« Covenant fuchtelte mit seinen leeren Händen vor Bannors Gesicht. »Damit?« schnauzte er.
    »Ja!« Der Bluthüter packte Covenants linke Hand und zwang ihn, sie anzusehen.
    Am Ringfinger pulsierte in barbarischer Wildheit sein Weißgoldring, pochte von Schwingungen der Kraft und des Lichts, wie ein Instrument, das danach lechzte, in Gebrauch genommen zu werden.
    Einen Moment lang starrte er den silberfarbenen Reif an wie einen Verräter. Dann vergaß er die Pläne zu seiner Erlösung, vergaß sich selbst, vergaß sogar, daß er keine Ahnung hatte, wie sich die wilde Magie einsetzen ließ; verzweifelt riß er sich von Bannor los und taumelte zu dem Felsspalt. Wie ein Mann, der sich unbewaffnet und unbedarft einem blindwütigen Verhängnis entgegenstemmte, sprang er dem Hoch-Lord in die Tiefe nach.

26
     

Der Galgenhöcker
     
     
    Aber er scheiterte, ehe er richtig beginnen konnte. Er wußte nicht einmal, wie er sich auf die Art von Auseinandersetzung einstellen sollte, die unter ihm tobte. Als er über die Kante der Kluft sprang, traf ihn aus dem Spalt eine Eruption entfesselter Kräfte, die eine Druckwelle wie ein Vulkanausbruch heraufsandte. Er war dagegen machtlos; seine Besinnung erlosch wie ein bedeutungsloses Lichtlein.
    Danach wälzte er sich eine Zeitlang in totaler Finsternis – kroch in undurchschaubarer Leere dahin, durchgellt von einem Gejaule, das über ihm anschwoll und brach, bis er wie ein Schiff mit zerborstenen Balken schlingerte. Nichts war ihm bewußt als die Gewalten, die ihn durchschüttelten. Aber dann nahm irgend jemand ihn an der Hand und hielt sie fest. Zuerst glaubte er, Elena habe seine Hand ergriffen, daß sie sie nun festhielte wie in der Nacht gleich nach seiner Herbeirufung. Doch als es ihm endlich wieder gelang, die dunklen Schleier der Umnachtung von seinen Sinnen zu streifen, erkannte er Bannor. Der Bluthüter zog ihn aus dem Felsspalt.
    Dieser Anblick – und die Erkenntnis seines Versagens – gaben ihm den Rest. Als Bannor ihn auf die Füße stellte, blieb er wie versteinert stehen – inmitten des Lärms, den das unterirdische Ringen verursachte, des Knallens, des dumpfen, qualvollen Ächzens in Mitleidenschaft gezogenen Gesteins, des Rumpelns von Steinschlag –, mit einem ausgeschlachteten Schiffsrumpf vergleichbar, einem entleerten Wrack, das durch eine Wunde unterhalb seiner Wasserlinie den Tod einsaugt. Er leistete keinen Widerstand und stellte keine Fragen, als Bannor ihn zur Kaverne des Erdbluts halb hinausschleppte.
    Außer den Widerspiegelungen, die das Blitzen des Wütens im Tunnel fand, war es darin jetzt stockfinster, aber Bannor bewegte sich mit unanfechtbarer Sicherheit über den schwarzen Stein. Innerhalb weniger Augenblicke brachte er seinen zerrütteten Schützling sicher zurück zum Wasserfall. Dort hob er den Zweifler auf seine Arme und trug ihn wie ein Kind durch die Wucht der Wassermassen.
    Im Schein des Steinlichts der Erdwurzel regte sich Bannor noch flinker. Er hastete zu dem Boot, das unverändert bereitlag, half Covenant auf einen Sitz und sprang selbst an Bord, indem er das Gefährt hinaus auf den spiegelglatten See schob. Ohne Zögern begann er irgend etwas in der Heimatsprache der Haruchai aufzusagen. Mit geschmeidiger Zügigkeit schwamm das Boot auf seiner vorgegebenen Strecke durch das Gewirr der Pfeiler.
    Aber seine

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