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Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02

Titel: Der siebte Kreis des Wissens - Covenant 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Erdwurzelsee zu widerstehen – es wieder an die Oberfläche. Und etliche Male schwappten Wogen auf Covenant und Bannor nieder, aber das Wasser schadete ihnen nicht – entweder hatte es seine Kraft im Laufe des Abwärtsbrausens verloren oder der Zustrom aus anderen unterirdischen Quellen und Seen hatte es mittlerweile stark verdünnt.
    Durch all das reckte Covenant seinen Orkrest in die Höhe. Ein letztes unbewußtes Durchhaltevermögen hielt seine Finger starr um den Stein geschlossen, seinen Arm nach oben gestreckt. Und das stete Feuer des Steins beleuchtete den Kurs des Bootes, so daß Bannor selbst im wütendsten Toben der Strömungen steuern konnte, Felsen zu umschiffen, Stauwasser zu vermeiden und das Fahrzeug durch Kurven zu lenken, sich und den Zweifler durchzubringen vermachte. Zwar zerbrach die Heftigkeit der Wassermengen bald seinen Staken, aber er ersetzte ihn kurzerhand durch ein anderes Stück vom Dollbord. Als auch das zersplitterte, nahm er sicherheitshalber eine Sitzplanke als Steuerruder.
    Stark angespannt, aber unerschüttert lenkte er ihre Nußschale der letzten Krisensituation entgegen.
    Da, plötzlich, fegte das Boot einen weiten Durchfluß in eine Höhle hinunter, in der sich kein Ausgang erkennen ließ. Das Wasser schäumte wütend, suchte nach einem Ausweg, und der Luftdruck stieg, machte sich mit jeder Sekunde schrecklicher bemerkbar. Ein schneller Strudel erfaßte das Boot, schleuderte es herum und unter den umfangreichen Zustrom an Wasser.
    Dessen Wucht drückte das ihm völlig ausgelieferte Gefährt abwärts.
    Bannor tastete sich zu Covenant. Er schlang seine Beine um den Zweifler und entriß ihm den Orkrest -Stein. Er packte den Stein, als wolle er sich daran festklammern, und preßte seine andere Hand über Covenants Nase und Mund. In dieser Haltung blieb er, als das Boot sank.
    Das Gewicht des Wassers, das unablässig nachfloß, ließ sie senkrecht nach unten trudeln. Der Druck brachte Bannors Augen in ihren Höhlen zum Pochen, und in seinen Ohren schrillte es, als wollten sie platzen. Er spürte, wie Covenant unter seiner Hand schrie. Aber in der Außergewöhnlichkeit des letzten Treuebeweises behielt Bannor alles in der Hand – umkrallte mit einer Faust die helle Kraft des Orkrest -Steins, hinderte mit der anderen Covenant am Atmen.
    Dann trieb ein Sog sie in einen Seitentunnel, einen Abfluß. Unverzüglich schleuderte der Druck der gefangenen Luft und des beengten Wassers sie schlagartig aufwärts. Covenant erschlaffte; Bannors Lungen brannten, aber er bewahrte genug Geistesgegenwart, um sich sofort aufzurichten, als die Wassermassen ins Freie purzelten. In hohem, gewölbtem Schwall spie es die beiden Männer in den Einschnitt des Spaltfelsens hinaus und in den Morgen überm Schwarzen Fluß und der Würgerkluft.
    Einen Moment lang schien alles um Bannor zu kreisen, der Sonnenschein, der freie Himmel und der Wald, und Geflimmer ausgeglichener Druckverhältnisse glomm durch sein Blickfeld. Dann festigte sein Eid seine Seelenstärke wieder. Er schlang beide Arme um Covenant und übte auf dessen Brustkorb einen kurzen, aber starken Druck aus, und die Lungen des Zweiflers arbeiteten weiter.
    Mit einem heftigen Aufkeuchen begann Covenant mit nahezu fieberhafter Schnelligkeit erneut zu atmen. Ein Weilchen verstrich, bis er Anzeichen zeigte, daß sein Bewußtsein zurückkehrte, aber während der ganzen Zeit pulste sein Ring, als erhalte er ihn am Leben. Endlich schlug er die Augen auf und sah Bannor.
    Sofort fing er an, sich schwächlich gegen die Clingor -Stränge zu sträuben, als erblicke er in Bannor einen der Djinn, die über die Verfluchten wachen. Doch dann ermatteten seine Bewegungen. Er erkannte, wo er war – erinnerte sich daran, auf welchem Wege er hergelangte –, und ihm fiel ein, was er zurückgelassen hatte. Er starrte weiter sinnentleert vor sich hin, während Bannor das Clingor löste, das ihn am Boot festhielt.
    Über die Schulter des Bluthüters hinweg konnte Covenant die hohen Klippen des Spaltfelsens sehen – und dahinter den Melenkurion Himmelswehr –, wie sie zurückblieben, während das Boot flußabwärts dahintrieb. Dicker schwarzer Rauch quoll stoßweise aus der Spalte, ab und zu ergänzt durchs Wetterleuchten des Duells in den Abgründen des Berges. Unter gedämpften, gequälten Berstgeräuschen zerspellte das Grundgestein selbst, verwüstete die große Gruft der Zeitalter. Covenant fühlte sich, als trüge eine Woge der Verheerung und Vernichtung ihn

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