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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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in eine blutrot strahlende Luftmasse schob. Nur zwei, drei Herzschläge später bliesen die Sirenen des mächtigen Windhorns Alarm.
*
    Gerrek ahnte nichts von dem, was auf der Kommandobrücke geschah. Und selbst wenn, so hätte es ihn nicht mehr aus der Fassung bringen können. Das war er bereits.
    Er sah noch einmal hin, ein zweites –, drittes Mal.
    »Das ist ein Wunder«, flüsterte er. »Das große Wunder, auf das sie alle warteten. Und ich…!«
    Er schluckte.
    Er hatte es zuerst gesehen. Er wollte es in die Welt hinausschreien, wirbelte herum und sah Mythor gerade noch, wie er über die freie Fläche auf eine der Waffenkammern zuging. Schon legte er die Hände wie einen Trichter an sein Drachenmaul.
    Er ließ sie wieder sinken.
    »Sicher gibt es sie gar nicht«, brummte er trotzig. »Sicher sieht der dumme Beuteldrache nur wieder Dinge, die gar nicht da sind.«
    Gerrek setzte sich zurück auf den Rand des Wurzelstumpfs, verschränkte die Arme über der Brust und blieb so hocken, bis Joby vom Widderkopf kam und ihn fragte, ob er Tertish gesehen habe.
    »Ich sehe nichts mehr«, versetzte der Mandaler. »Was willst du von Tertish? Nimm meinen Rat, Junge, und laß die Finger von diesen Weibern. Und die Männer auf Carlumen sind auch nicht besser.«
    »Ach, du meinst das mit dem Schatten. Tröste dich, Gerrek, auch ich sehe manchmal Dinge, die…«
    Er starrte an ihm vorbei, auf etwas in seinem Rücken. Gerrek versuchte, sich die Richtung des Blickes vorzustellen.
    »Sie ist nicht da«, knurrte er.
    »Aber sicher! Der alte Trieb hat… eine Knospe!«
    »Hat er nicht. Ich sagte dir, da ist nichts.«
    Joby hörte ihn gar nicht. Mit glänzenden Augen blickte er sich um. Mythor kam aus der Waffenkammer zurück und schickte sich an, in den Bug zu steigen. Joby rannte laut rufend auf ihn zu, erreichte ihn und zerrte ihn mit sich.
    Gerrek strafte sie beide mit Nichtbeachtung. Er zuckte nur dann leicht zusammen, als auch Mythor die Luft ausstieß und von einer Knospe am Baum des Lebens sprach.
    »Du hast sie entdeckt, Gerrek? Bei Quyl und Erain, warum hast du uns nicht alarmiert?«
    »Ich laufe und sage es allen!« ereiferte sich Joby. »Ich muß ohnehin zu Tertish, um ihr und den Kriegern die frohe Nachricht zu bringen, daß du einen neuen Kurs bestimmt hast.«
    »Ich habe was getan?«
    Joby war schon fort. Mythor zerbrach sich nicht lange den Kopf über seine Worte. Erst jetzt begriff er, was er hier sah.
    An einem der dunklen und runzligen Äste des Triebes war eine bräunliche Knospe, noch kaum größer als eine Fingerkuppe. Doch dies war kein Trugbild, und wollten es die Götter, so würde schon bald das erste neue Blatt aus dem Trieb sprießen.
    »Weißt du, was das bedeutet, Gerrek? Es ist das verheißene Zeichen!« Seine Schwäche war wie weggeblasen, die Leere in ihm füllte sich mit neuer Hoffnung und Zuversicht. Daß ausgerechnet jetzt der Ast die erste Knospe trieb, konnte kein Zufall sein. In der Stunde der Niedergeschlagenheit setzten die Götter ein Zeichen.
    Mythor fühlte eine seltsame Verlockung von dem jungen Gewächs ausgehen. Ohne sich dessen bewußt zu sein, machte er zwei, drei weitere Schritte darauf zu. Die Knospe schien ihm entgegenzuwachsen, erstrahlte plötzlich in einem hellen Licht, das sich nach allen Seiten hin aufblähte.
    Und dann sah er ein Antlitz von überweltlicher Schönheit darin, ein feenhaftes Gesicht von silbernem Haar umrahmt, mit großen schwarzen Augen und dem kirschroten Mund.
    Shaya!
    Diesmal holte sie ihn nicht herüber, in ihre Traumwelt aus weißen Wolkenschleiern und Licht. Doch im Schein der Knospe versank für Mythor die Umwelt. Er fühlte sich hineingezogen in den Zauber und gab sich ihm hin.
    Ihre Stimme entstand in seinem Geist. Er trank sie wie ein Verdurstender, bis er an die unsichtbare Mauer stieß, die zwischen ihr und ihm stand. Die Kälte, die von Shayas schneeweißem Gesicht ausging, ernüchterte ihn.
*
    »Der Baum zeigt seine erste Knospe«, sagte die Suchende, »doch dein Herz ist von Zweifeln erfüllt, Mythor. Du kannst dich nicht entschließen, dich allein dem einen Ziel zuzuwenden, das ich dir nannte. Stelle alles andere zurück. Willst du die Mächte der Finsternis schlagen, so bekämpfe zuerst ihr Oberhaupt. Du hast Darkon einmal besiegt, doch sein dämonisches Leben fuhr aus in einer Wolke aus Gift. Um ihn für alle Zeiten zu bannen, mußt du ihm auch die anderen sechs Mummen nehmen. Mit jeder kannst du die Finsternis schwächen, und für jeden

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