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Der siebte Kristall

Der siebte Kristall

Titel: Der siebte Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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abgetöteten Körper erhältst du einen weiteren Baustein des DRAGOMAE.«
    Mythor schwieg, betroffen über den unüberhörbaren Vorwurf und enttäuscht, weil er sich von einer neuen Begegnung mit der Geheimnisvollen etwas anderes erhofft hatte.
    »Du verlangst eine schwere Entscheidung«, dachte er schließlich. Er sprach die Worte nicht laut aus, sie verstand ihn auch so. »Erleichtere sie mir. Laß mich wissen, was in Logghard vorgeht, in Tainnia und auf Caer. Zeige mir, was aus meinen Freunden geworden ist, aus Luxon, aus Burra und aus Nottr.«
    »Nach dem Lichtboten fragst du diesmal nicht?« Selbst ihr Spott war Verheißung. Ihr kurzes Lächeln genügte, um ihn eine unsichtbare Hand ausstrecken zu lassen, um die Barriere zu fühlen, die sie trennte.
    Oder um sie niederzureißen! Sie wirklich hier und jetzt niederzureißen!
    Er erschrak vor sich selbst und wußte, daß seine Wünsche und Sehnsüchte wie ein offenes Buch für sie lesbar waren. Noch bei ihrer ersten Begegnung auf der Dämonenleiter war er davon überzeugt gewesen, daß sie für ihn etwas Unerreichbares darstellte. Welcher Dämon trieb ihn, sie nun von Mal zu Mal heftiger zu begehren? Ihn, der der glücklichste Mann unter dem Firmament sein sollte, nachdem er Fronja gefunden und gewonnen hatte!
    »Ist die Knospe nicht Zeichen genug, Mythor? Wenn die Wege des Schicksals es fügen und die Götter es bestimmen, wirst du den Weg nach Logghard finden und auch am Dämonentor sein, um die einfallenden Mächte des Bösen zu bekämpfen. Doch tust du es jetzt, wird Darkons Macht Zug um Zug wachsen. Er schickt sich bereits an, die nicht gefundenen Bausteine des DRAGOMAE zu sammeln und zu verbergen. Lasse ihn darin gewähren, und das Zauberbuch der Weißen Magie ist für immer zugeschlagen. Niemand wird es dann je wieder komplett besitzen – und am wenigsten du.«
    Er kam sich klein und nichtig vor, so wie ein Kind, das sich von einer erhabenen Lehrmeisterin tadeln lassen mußte. In plötzlichem Trotz fragte er:
    »Aber wie kann ich es verhindern!«
    »Indem du dem Darkon zuvorkommst und ihn schlägst, wo immer und in welcher Gestalt du ihm begegnest. Das Ziel mußt du bestimmen, ich kann dir nur die Richtung weisen. Suche auf Caerylls Weltkarte nach dem Lyrer-Schlund und steuere Carlumen in ihn hinein. Am Ende des Wirbels wartet der siebte Stein auf dich.«
    Das weiße Licht begann sich bereits wieder zu verflüchtigen, die Umrisse des Gesichts wurden undeutlicher.
    »Ich muß zuvor wissen, was aus den Freunden geworden ist!« dachte Mythor heftig und wußte, daß er Shaya im Grunde nur zurückhalten wollte. Er verlangte nach ihr in einer Weise, die nichts mit seiner Liebe zu Fronja zu tun hatte. Welche Art Liebe war es dann? Welches war das Wort dafür? »Bin ich ein Frevler, wenn ich nicht auf die Einsicht der Götter warten will? Verlangen die Götter, daß ich die Gefährten im Stich lasse?«
    Shayas Augen schienen aus dem Licht zu wachsen. Er stürzte in sie hinein wie in zwei dunkle Teiche, tiefer und tiefer in eine Welt, die plötzlich voller Farben und Formen war.
    Die Stimme der Suchenden war wie das sanfte Rauschen von Wellen an einem seichten Strand. Sie wisperte in ihm:
    »Warte die Zeit ab, Mythor. Verlange nicht von mir, daß ich einen Weg zu dir finde, wenn du nicht bereit bist, die Steine fortzuräumen. Ich weiß, daß du an dir selbst zu zweifeln begonnen hast. Ich sehe auch, daß etwas von dir gegangen ist, ein Teil deiner selbst. Auch gegen das, was aus dir gewachsen ist, wirst du zu kämpfen haben. Dein Weg ist nicht leicht. Finde eine eigene Stärke im Kampf gegen den Darkon heraus. Tue es immer und immer wieder. Was deine Freunde betrifft, so frage Yhr nach ihnen. Wappne dich mit den Kristallen des DRAGOMAE für den einen Kampf, von dessen Ausmaßen du dir noch keine Vorstellungen zu machen vermagst.«
    Aus dem Wirbel der Farben und Formen schälte sich undeutlich ein Muster heraus. Mythor erkannte die Zeichen nur schwach und ganz kurz, bevor es schnell wieder verblaßte:
    XATAN
    AXATA
    TAXAT
    ATAXA
    NATAX
    Es löste sich in unzählbare winzige Punkte auf. Mythor klammerte sich daran, wollte nach der Bedeutung fragen, doch schon wieder drohte das Licht zu verblassen. Shayas Augen schrumpften zu ihrer normalen Größe zusammen. In einem letzten verzweifelten Bemühen, die Suchende zu halten, schrie es im Sohn des Kometen:
    »So warte, Shaya! Ist der Grund, daß du dich nicht weiter zu offenbaren wagst, der gleiche, aus dem Cryton von den

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