Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der siebte Schrein

Der siebte Schrein

Titel: Der siebte Schrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
beklagen.«
    »Ich sehe nur einen Mann mit einem Beutel, den er vor mir verbirgt.«
    Das stimmte, denn in dem Sack befand sich Alvins goldener Pflug, und er versuchte stets, den halbwegs hinter sich zu verstecken, damit die Leute keine Angst bekamen, wenn sie sahen, wie er sich von selbst bewegte, was von Zeit zu Zeit vorkam. Aber jetzt zog Alvin den Sack nach vorn, um auf die Herausforderung zu reagieren.
    »Vor einem Mann mit einer Waffe hab ich nichts zu verbergen«, sagte Alvin.
    »Einen Mann mit einer Tüte«, sagte der grinsende Mann, »der behauptet, daß er ein Schmied ist, aber als einzigen Begleiter einen Jungen hat, der zu mager und kleinwüchsig ist, um das Gewerbe zu lernen. Der Junge ist aber genau dünn genug, um sich durch ein Dachfenster oder die Traufe eines schlecht gebauten Hauses zu zwängen. Also sag ich zu mir, da haben wir einen Erdgeschoßmann, der den Jungen mit seinen kräftigen Armen hochhebt, damit er sich von oben in Häuser schleichen und dem Dieb die Tür aufmachen kann. Wenn ich Sie auf der Stelle niederschießen würde, würde ich demnach der Welt einen Gefallen tun.«
    Arthur Stuart schnaubte. »Einbrecher haben im Wald nicht viel zu tun.«
    »Hab nie gesagt, daß ihr besonders schlau ausseht«, sagte der grinsende Mann.
    »Am besten richten Sie Ihr Gewehr jetzt auf jemand anders«, sagte Arthur Stuart leise. »Wenn Sie´s auch in Zukunft noch benutzen wollen.«
    Als Antwort darauf drückte der grinsende Mann ab. Eine Flamme schoß aus dem Lauf des explodierenden Gewehrs, der sich in Form von Streifen zurückschälte wie das Ende eines abgenutzten Besenstiels. Die Kugel in der Muskete rollte langsam aus dem zerfetzten Lauf und fiel ins Gras.
    »Jetzt seht nur, was ihr mit meinem Gewehr gemacht habt«, sagte der grinsende Mann.
    »Ich hab nicht abgedrückt«, sagte Alvin. »Und Sie waren gewarnt.«
    »Wie kommt es, daß Sie immer noch grinsen?« fragte Arthur Stuart.
    »Ich bin eben ein fröhlicher Bursche«, sagte der grinsende Mann und zückte sein großes, altes Messer.
    »Mögen Sie dieses Messer?« fragte Arthur Stuart.
    »Hab´s von meinem alten Freund Jim Bowie«, sagte der grinsende Mann. »Es hat sechs Bären gehäutet, und ich weiß nicht, wie viele Biber.«
    »Sehen Sie sich den Lauf Ihrer Muskete an«, sagte Arthur Stuart, »und dann die Klinge Ihres Messers, auf das Sie so stolz sind, und denken Sie gründlich nach.«
    Der grinsende Mann betrachtete den Lauf und dann die Klinge. »Und?« fragte der Mann.
    »Denken Sie nur weiter«, sagte Arthur Stuart. »Es wird Ihnen schon auffallen.«
    »Sie lassen ihn so mit weißen Männern sprechen?«
    »Wenn ein Mann eine Muskete auf mich abfeuert«, sagte Alvin, »dann schätze ich, kann Arthur Stuart hier jederzeit mit ihm sprechen, wie´s ihm grad in den Sinn kommt.«
    Der grinsende Mann dachte einen Moment darüber nach, und dann grinste er - was niemand für möglich gehalten hätte - noch breiter, steckte das Messer weg und streckte die Hand aus. »Schönen Kniff haben Sie da drauf«, sagte er zu Alvin.
    Alvin schüttelte dem Mann die Hand. Arthur Stuart wußte, was als nächstes geschehen würde, weil er es schon miterlebt hatte. Obwohl Alvin als Schmied vorgestellt war und jeder Mann mit Augen im Kopf seine kräftigen Arme und Hände sehen konnte, wußte dieser grinsende Mann natürlich nichts Besseres anzufangen, als sich Fuß an Fuß gegen Alvin zu stemmen und zu versuchen, ihn nach unten zu ziehen.
    Nicht, daß Alvin etwas gegen ein wenig sportliche Betätigung einzuwenden gehabt hätte. Er ließ den grinsenden Mann eine ganze Zeitlang ziehen und zerren und winden und ringen. Es hätte wie ein Zweikampf aussehen können, aber Alvin machte fast den Eindruck, als würde er sich auf ein Nickerchen vorbereiten, so entspannt wirkte er.
    Schließlich wurde Alvins Interesse geweckt. Er drückte, so fest er konnte, worauf der grinsende Mann winselte und auf die Knie ging und Alvin anflehte, ihm seine Hand wiederzugeben. »Nicht, daß ich jemals wieder Verwendung dafür hätte«, sagte der grinsende Mann, »aber ich hätte sie trotzdem gern wieder, damit ich wenigstens einen Platz hab, um meinen zweiten Handschuh zu verstauen.«
    »Hab nicht vor, Ihre Hand zu behalten«, sagte Alvin.
    »Ich weiß, aber mir kam der Gedanke, Sie könnten vielleicht vorhaben, die Hand hier auf der Wiese zu lassen und mich anderswohin zu schicken«, sagte der grinsende Mann.
    »Hören Sie nie auf zu grinsen?« fragte Alvin.
    »Wage nicht, es zu

Weitere Kostenlose Bücher